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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 4
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Die Seele in der Kunst
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Professor Lotz
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Aus Galerien und Museen / Aus Akademien und Kunstschulen / Personal-Nachrichten / Auszeichnungen und Medaillen / Todesfälle / Gedenktage / Aus Künstler-Vereinen / Aus Kunstvereinen / Vermischtes / Literatur-Umschau / Briefkasten der Schriftleitung / Werbung
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Heft

Die Werkstatt der Kunst.

53

unbedingte Forderung ist? Aann er in dieser Lebens-
tätigkeit etwas für möglich halten, was er in seinem
ganzen Leben verleugnen will? Muß nicht die
Vorstellung eines Aunstideals notwendig ein Lebens-
ideal zur Ergänzung und Erklärung haben?
Macht euch meinetwegen über die Werke her —
aber laßt die Menschen, die sie schufen, in Frieden;
denn jene werden doch immer wider euch zeugen,
diese müssen stumm und wehrlos unter der Erde
ruh'n. Lieber will ich den Wert der vergänglichen
Werke herabgesetzt sehen, als die ewige Würde und
Bedeutung einer einzigen Menschenseele geschmäht.

Professor Lotz
Aus Budapest schreibt unser I).K,-Mitarbeiter:
Der Altmeister der ungarischen monumentalen Kunst,
Professor Karoly Lotz, ist am zz. (Oktober morgens 7 Uhr
nach längerem Leiden in seinem Lebensjahre gestorben.
Das hinscheiden des Meisters, der bis zur letzten Phase seiner
Krankheit die jugendliche Frische eines Zwanzigjährigen in
sich trug, ist der größte und unersetzlichste Verlust, der die
ungarische Kunst seit Munkacsys Tod getroffen.
Als Künstler sowohl als auch als Mensch stand Lotz
in unermeßlicher höhe, von wo er die zauberhaften und im
edelsten Sinne des Wortes künstlerischen Träume seines edlen,
unbefleckten Geistes vor unseren Augen verkörperte, und da-
bei ein Musterbild der Bescheidenheit, der Güte und der Selbst-
losigkeit war.
Im Jahre ;83H in Pomburg (Hessen) geboren, kam er
mit seiner Mutter in seinem vierten Lebensjahre nach Ungarn,
wo er die erste künstlerische Ausbildung in der Schule von
M a rast an erhielt, die er später bei Henrik Weber fortsetzte.
Anfangs der fünfziger Jahre ging er nach Wien, wo er bei
Rahl studierte, nach dessen Tode er im Jahre ;865 nach
Budapest kam, wo er im künstlerischen Leben eine ansehen-
liche Rolle spielte.
Tr bereiste die große ungarische Ebene, und war mit
pettenkosen der erste, der sich in Szolnok niederließ und
mit seinen Landschaften, Genrebildern und Tierstücken die
Aufmerksamkeit auf sich zog. Später widmete er sich ganz der
monumentalen Kunst, wobei er anch eine Reihe von reizenden
Damen- und Mädchen-Porträts malte. Das eigentliche Terrain
seines Talentes war jedoch die monumentale Kunst, wo er
neben den allergrößten Meistern der Kunstgeschichte zu nennen
ist. Sein Hauptwerk ist der künstlerische Schmuck und be-
sonders der Plafond des Königlich ungarischen (Opernhauses,
außerdem aber ziert eine lange Reihe seiner unvergleichlichen
Meisterwerke das Neue Königliche Palais, das ungarische
Parlamenthaus, die Königlich ungarische Kurie, das Unga-
rische National-Museum, das hauptstädtische Redoute-Gebäude,
den Dom in Pecs (Fünfkirchen), die Matthias-Kirche in der
Burg von Buda und eine Anzahl von Privatgebäuden und
Palais. Sein letztes großes Werk ist der Habsburger-Saal
im Neuen Königlichen Palais in Budapest, den er in seinem
siebzigsten Jahre machte und wo seine Kunst sich in höchster
Blüte und jugendlicher Frische zeigte. Trotzdem Lotz nicht
in Ungarn geboren wurde, war er doch in seiner Kunst wie
in seinem Gefühlsleben stets ein begeisterter Ungar und sein
ganzes Lebenswerk ist in seiner zweiten Heimat vollendet.
Der verschiedene Meister, der u. a. auch das Ehrenmit-
glied und langjähriger Künstlerpräsident des Landesvereins
für bildende Künste für Ungarn und Besitzer von zahlreichen
(Orden und Auszeichnungen war und den ganz Ungarn im
Jahre ;898 aus Anlaß seiner sojährigen Künstlertätigkeit

unter der Präsidentschaft der Erzherzogin Isabella feierte, wurde
vom Kultusminister Albert v. Berzeviczy als Toter der ganzen
Nation erklärt und in dankbarer Pietät im Künstlerhause
aufgebahrt und auf Kosten des ungarischen Staates beerdigt.

Aus Galerien unä Museen.
Frankfurt a. M. Dem Städel'schen Kunstinstitut ist von
den Erben des verstorbenen Herrn Senator vr. Karl Nikolaus
Berg ein Gemälde von Peter Aertsen (geboren (508, ge-
storben (573) geschenkt worden. Es stellt eine Marktszene dar,
im Hintergründe in kleineren Maßen „Christus und die Ehe-
brecherin".
Freiburg i. Br. Das kürzlich verstorbene Frl. Thiry
hat aus ihrem reichen künstlerischen Besitz der Stadt eine
Reihe von Gemälden vermacht. Frl. Thiry war auch im
Besitz einiger Werke Hans Thomas.
Dann.-Münden. In Verbindung mit dein hiesigen städti-
schen Museum, das in einen: kunstvoll umgeschaffenen Teil
des alten mächtigen Schlosses an der Werra Ausnahme ge-
sunden hat, besteht hier ein besonderes Eber lein-Museum,
in welchem der Künstler alle Entwürfe und Modelle seiner
zahlreichen Schöpfungen aufgestellt hat. Professor Gustav
Lberlein ist ein Sohn der Stadt und unterhält hier zwei
prächtige Sommersitze. Jetzt waren die großen Räume des
Eberlein-Museums doch noch zu klein geworden; und gelang
den ehemaligen Rittersaal, ein verfallenes Gelaß von riesigen
Abmessungen, vom Fiskus abgetreten zu erhalten, und seit
mehr als Jahresfrist ihn umzubauen. Seit dem Sommer
nun war Prof. Eberlein tätig, diesen Saal mit bildnerischen
Werken seiner Hand zu füllen und daneben mit Gemälden
zu schmücken.
Leipzig. Das Bildnis Winckelmanns von Raphael
Mengs von (7 so, das für wertvoll galt, ist im Besitz des
Fürsten Lasimir v.Lubomirski inKrakau wiedergefunden worden.
M.-Gladbach. Die Stadtverordneten beschlossen in ihrer
letzten Versammlung die Einrichtung einer permanenten
Kunstausstellung im oberen Saale des städtischen Museums.
Paris. Die aus dem pariser Gerichtspalaste entfernten
Gemälde, das berühmte Triptychon Memlings, das bisher
die erste Kammer des Pariser Apxellationsgerichtes schmückte,
und der Christus henners sind nunmehr dem Louvre-Mu-
seum überwiesen worden.
Wien. Die Moderne Galerie in Wien hat einen neuen
Zuwachs erhalten. Der Großgrundbesitzer Gustav Redlich
Edler v. Vezeg hat zwei Bilder von Louis Lrnest Meisso-
nier: „Kürassierxferd im Galopp" und „Schimmel mit rotein
Samtsattelzeug", die aus der Auktion des Nachlasses des
Künstlers stammen, der Modernen Galerie gewidmet und diese
Gemälde zu diesem Zwecke dem Unterrichts minister zur Ver-
fügung gestellt. Das letztgenannte Bild, welches die charak-
teristische Malweise Metssoniers besonders markant wiedergibt,
stellt das Pferd Napoleons I. dar.
Aus Akaclernien unä Runslsckulen.
Darmstadt. In der Kunstschule Adolf Beyer finden
in diesem Wintersemester kunstgeschichtliche Vorträge des Herrn
(Oberlehrer Werner-Bensheim statt und zwar je zwölf Vor-
träge über altniederländische und altdeutsche Malerei und den
Entwicklungsgang der modernen deutschen Malerei.
München. Skizzier-Abendakt. Die Bildhauerschule
Lastan-Hüsgen eröffnete am (7. (Oktober auf mehrfaches
verlangen einen Skizzier-Abendakt für Damen und Herren.
Außer männlichein und weiblichem Modell werden Kinder
und auch Gruppen gestellt werden. Das Atelier befindet sich
in der Franz Iosephstr. 28 und ist ein großes Parterre-Atelier
mit Dampfheizung und elektrischem Licht. Karten sind da-
selbst zu haben. (Siehe Anzeige.)
 
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