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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 5
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Die neue Kunstrede des Kaisers
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Gedenktage / Aus Künstler-Vereinen / Vermischtes / Literatur-Umschau / Werbung
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0072

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68

Die Werkstatt der Kunst.

t)eft 5.

genießen, was die grundlegende Arbeit jener trüben Zeit
geschaffen, aber wir werden dieses Genusses nur froh
werden, wenn wir auch der Verpflichtungen eingedenk sind,
die er uns auferlegt.*
Es gilt heute vielleicht mehrdenn je, an
unseren idealen Gütern festzuhalten, die Erkennt-
nis ihres Wertes und ihrer rettenden Nacht unserem Volke
mehr und inehr zu erschließen. Diese Anstalt soll nichts
anderes sein, als eine Sammlung des Schönen und Edlen
der Zeiten zum Nutzen und Frommen der ganzen Nation,
und so möge der Segen Kaiser Friedrichs auch ferner über
diesem Hause und über unserer Kunst walten!"
Der Kaiser hat verletzende Worte diesmal ver-
mieden. Es ist auch einleuchtend, daß eine offizielle
Rede nicht die lebhafte Färbung privater Äuße-
rungen trägt. Aber wieder ist das Wort von „Irr-
wegen" geeignet, zum Widerspruch herauszufordern.
Der Künstler, mag er welcher Richtung immer an-
gehören, schafft nach den Gesetzen in seinen Innern.
Die Wege, die er beschreitet, kann er sich nicht von
Laien weisen lassen. Es kommt hinzu, daß die Ur-
teile über Kunst und Künstler stets schwankende
und im Hluß befindliche sind. Das gilt mehr oder
weniger selbst von den Größten der „Alten". Der
Respekt vor dem, was die alten Weister geschaffen,
ist aber wohl vereinbar mit dem Beschreiten neuer
Wege, mit einem Schaffen im Geiste der Zeit.
Deshalb tut der Staat gut, soweit er sich mit der
Kunst beschäftigt, ihr die Wege zu ebnen, nicht
ihr die Wege zu weisen. Streit, oder richtiger Wett-
bewerb, zwischen den verschiedenen Richtungen wird
immer sein, bald mehr, bald weniger. Das ist aber
kein Unglück. Der giftet wird der Streit freilich
dann, wenn der Staat, der doch die Geineinschaft
aller Bürger ist, seine Machtmittel einseitig an-
wendet. In Bayern, wo dies nicht der Hall ist,
merkt man vom Streit wenig mehr. In Achtung
ihrer gegenseitigen Rechte gehen vielmehr bei den
Uäünchner internationalen Ausstellungen die ver-
schiedenen „Richtungen" gemeinsam vor. Wenn
man sich in Preußen entschließen wollte, dem Bei-
spiel des Regenten von Bayern und seiner Regie-
rung nachzufolgen, dann würde am ehesten das
erreicht, was der Kaiser am (8. (Oktober als Ziel
hinstellte: „Die getrennten Richtungen einander
näher zu bringen." Wöge man nur von oben
damit beginnen! Aber gerade daran hats bisher
in Berlin gefehlt.

Gedenktage.
(.Nov. (757. Antonio Lanova geb., possagno.
(. „ 1(848. Sulcs Bastien-Lepage geb., Damvillers.
(. „ (893. San Matejko gest., Krakan.

4.Nov. (856. Paul Delaroche gest., Paris.
7. „ (882. Historienmaler Sul.Hübner gest., Loschwitz.
9. „ (800. Joseph v. Führich geb., Kratzau.
((. „ (899. Bildhauer Prof. Dopmeyergest.,Hannover.
(2. „ (869. Soh. Friedr. Overbeck gest., Rom.
(4. „ (899. Naler Geza Myrkowszky gestorben.
Kus Künstler-Vereinen.
Stuttgart. Der Lokalverein I der Allgemeinen Deut-
schen Knnstgenossenschaft beschloß in seiner Sitzung vom 26. Dk-
tober einstimmig folgende Resolution: „Sn Erwägung,
daß die deutschen bildenden Künstler zur Zeit nicht im Be-
sitz einer einheitlichen, alle umfassenden Organisation
sind, und daß die Allgemeine Deutsche Kunstgenossenschaft in
ihrem derzeitigen Zustand eine solche Organisation nicht bilden
kann; in weiterer Erwägung, daß eine alle umfassende, straffe
Organisation eine der wichtigsten Existenzbedingungen für die
deutschen bildenden Künstler ist, fordert der Lokalverein Stutt-
gart I vom nächsten Delegiertentag eine völlige Neuorganisation
der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft. Snsbesondere
stellt er als dringendste, unabweisbare Reformen folgende
Forderungen auf: (. Die Organisation der Allgemeinen Deut-
schen Kunstgenossenschaft wird dahin geändert, daß dem H a u p t -
Vorstand ein fester Sitz gegeben wird. 2. Als Sitz des
Hauptvorstandes wird Berlin bestimmt. 3. Es wird ein be-
soldeter Beamter der Allgemeinen Deutschen Kunstgenofsen-
schaft angestellt. 4. Die Allgemeine Deutsche Kunstgenossen-
schast schafft sich ein offizielles Organ. Als solches wird die
,Werkstatt der Kunst* in München gewählt. 5. Die All-
gemeine Deutsche Kunstgenoffenschaft erklärt die Lösung wirt-
schaftlicher Fragen, die die bildenden Künstler berühren,
zu einer ihrer Hauptaufgaben. — Der Lokalverein Stuttgart I
beauftragt seinen Delegierten für diese Punkte mit aller Ent-
schiedenheit einzutreten, und ersucht die Kollegen aller
anderen Lokalvereine dringend, sich dieser Reso-
lution anzuschließen."
Weimar. Der Gesamtvorstand des Deutschen
Künstlerbundes setzt sich nunmehr aus folgenden Herren
zusammen: Karl Ludw. Bantzer, Dresden; Gregor v. B och -
m ann, Düsseldorf; Eberhard Frhr. v.Bodenhausen, Heidel-
berg; Louis Eorinth, Berlin; Ludw. Dill, Karlsruhe i. B.;
Fritz Lrler, München; Sos. Floßmann, Pasing-München;
I)r. R. Graul, Leipzig; Carlos Grethe, Stuttgart; Hugo
Frhr. v. Habermann, München; Theodor Hagen, Weimar;
Robert Haug, Stuttgart; vr. Georg Hirth, München; Gg.
Hirzel, Leipzig; Ferdinand Hodler, Genf; Ludw. v.Hos-
mann, Weimar; Leopold Graf Kalckreuth, Stuttgart;
Eng. Kampf, Düsseldorf-Oberkassel; Albert Ritter v. Keller,
München; Harry Graf Keßler, Weimar; Gustav Klimt,
Wien; Max Klinger, Leipzig-Plagwitz; Gotthard Kuehl,
Dresden; Vr. Max Lehrs, Dresden; Walter Leistikow,
Berlin; Vr. A. Lichtwark, Hamburg; Max Liebermann,
Berlin; Fritz Mackensen, Worpswede bei Bremen; Karl
Marr, München; KarlMoll, Wien; Or. Richard Mnther,
Breslau; Hans Dlde, Weimar; Vr. Gustav Pauli, Bremen;
Wilhelm v. Rümann, München; Vr. Woldemar v. Seidlitz,
Dresden; Max Slevogt, Berlin; Franz Stuck, München;
Vr. Hans Thoma, Karlsruhe i. B.; Wilhelm Trübner,
Karlsruhe i. B.; L. Tuaillon, Berlin; Fritz v. Uh de,
Müncheil; H. van de Velde, Weimar; Hans v. Volk-
mann, Karlsruhe i. B.; Wilhelm Weigand, München.
Vermisstes.
Berlin. Zur Teilnahme all der Eröffnung des Kaiser
Friedrich-Museums am >8. Oktober waren u. a. geladen aus
London der Direktor derA-nicmalOLlery, Sir Edward Pointer,
und der Direktor des 8oulll Kensm^ton-Nuseums, Sir Kaspar
Purdon Clarke, aus Amsterdam der Direktor des Ryks-
Museums, Rimsbyk, aus Budapest der Direktor des unga-
rischen National-Museums, v. Szalay, ans Paris der Di-
 
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