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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 44
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Eine Bank für Kunst und Kunstgewerbe, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0601

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Redakteur: I)emricb Stemback.

IV. Jakrg. ^ !)elt 44. * Li. Juli 190Z.

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Dem von uns, nach der „Allgemeinen Zeitung",
in Heft ^3 veröffentlichten Aufsatz über eine „Bank
für Kunst und Kunstgewerbe" ließ der Verfasser in
demselben Blatte noch einen zweiten Teil folgen,
worin er schreibt:
Zn einem ersten Artikel wurde ausgeführt, daß
eine Zusammenfassung aller aus Unterstützung von
Kunst und Kunstgewerbe hinzielenden Bestrebungen
in einer Bank wünschenswert erscheine; auf der
einen Seite wäre damit ein Institut geschaffen,
welches dem Kreditbedürsnis der Künstler in
ähnlicher Weise diene, wie die Landwirtschastsbanken
dem der Landwirte u. s. w., aus der anderen Seite
hätte die neue Bank eine wirtschaftliche Ini-
tiative für Kunst und Kunstgewerbe zu betätigen,
München, das künstlerische Herz Deutschlands, zu
regerer Tätigkeit anzuregen und eine intensivere
Blutzirkulation in den von München ausgehenden
künstlerischen Adern herbeizusühren. — Den zweiten
Teil der Ausgabe, welche wir der neuen Bank stellen,
seien noch einige Worte gewidmet.
Wenn in Berlin, Hamburg, Mülhausen, Them-
nitz u. s. w. ein reicher Industrieller ein Fest veran-
staltet, so fehlt gewöhnlich das, was wir in München
gewohnt sind, die künstlerische Idee; das Geld spielt
oft in den Handels- und Industriezentren keine Nolle,
man kann damit Geschäfte machen, aber sowie man
aus dem Gebiet der Zivilisation in das Reich der
Kultur Übertritt, fehlt das Verständnis. Da müssen
von der genannten neuen Zentralstelle künstlerische
Mentoren bereit gestellt werden, die von ganz an-
deren Gesichtspunkten als denen des „Geschäfts"
aus die Feste arrangieren. Aehnliche Aufgaben er-
wachsen bei den Toilettensragen der Damen; nicht

nur, wenn es sich darum handelt, für besondere
Veranlassungen die Kostüme anzugeben, auch sonst
kommt eigentlich der Künstler viel zu wenig zum
Wort; die Schneiderin ist doch schließlich nur das
Vollzugsorgan; die Idee zur Kleiduug sollte aber
vom künstlerischen Standpunkt aus nach der Indi-
vidualität der Frau gegeben werden. Merkwürdig
ist, daß sich unsere Münchener Künstler mit einem
Objekt noch nicht beschäftigt haben, welches in der
Damenwelt eine so große Rolle spielt, dem Hut;
hierin ist immer noch j)aris tonangebend, warum
nicht auch München?
Aehnlich wie für Feste, für Toiletten, für Hüte,
sollten wir künstlerische Auskunsts- und Bera-
tungsorgane haben für Wohnung, Gärten, Möbel,
Dekoration, für Einrichtungen, für alle Dinge des
täglichen und des nicht alltäglichen Gebrauchs. Ge-
wiß weiß der Kundige alles dieses in München
schon zu finden, gewiß gibt es hervorragende Fach-
zeitschriften, aber ebenso gewiß könnte eine Zentral-
stelle belebend und belehrend wirken, denn die große
Menge unseres Volkes weiß sich in allen diesen
Fragen nicht zu Helsen und kennt eben die Schätze
unseres Kulturzentrums gar nicht.
Jeder Künstler und Kunstgewerbetreibende ist
eine Individualität; die neue Zentrale müßte
diesen einzeln schaffenden Kräften fortwährend das
rechte Betätigungsgebiet zuweisen; hierzu ist es
nötig, daß die Gesamtheit der Künstler wirtschaft-
lich gesammelt nach außen hin geschlossen auftritt
und auch überall ihre Vertreter hat; man sollte in
allen größeren Städten nicht nur Vertreter des
Kohlens'fndikats antreffen. Diese Vertreter hätten
stets in innigem Kontakt mit München, dem indi-
 
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