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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 42
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Cornils, Hermann: Offener Brief an die Mitglieder des Deutschen Künstlerbundes!
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0573

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Drgsn kürdie
Interessen der M
denden ^wnttler.

s^eäakteur: Hemrick Zteinback.

IV. Jakrg. ^ k)ekt 42. ^ 1^. IuU 1905.

Offener krief an die Mitglieder
wie ich in der „Werkstatt der Kunst" lese, ist
unter den Mitgliedern des Deutschen Künstlerbundes
Unzufriedenheit mit der Leitung der diesjährigen
Kunstausstellung vorhanden. Ls ist ja nicht ganz
angenehm, unter die Mißvergnügten gerechnet zu
werden, aber in diesem Falle halte ich es doch für
angezeigt, auch meine üblen Erfahrungen bekannt
zu geben, denn es handelt sich hier doch in erster
Linie um ideale Güter des deutschen Volkes, wobei
das persönliche ganz zurücktreten muß.
Aus der Korrespondenz mit dem geschäftlichen
Leiter der Ausstellung, dem Kunsthändler Herrn
Paul Tassirer, ergibt sich ein rigoroses Verfahren,
welches keineswegs geeignet ist, das Vertrauen zu
der Leitung des Deutschen Künstlerbundes zu be-
festigen. Herr Tassirer schickte mir nämlich die An-
meldung einer Kollektiv-Ausstellung am 9- März
d. Is. mit dem Bemerken zurück, „daß Kollektivaus-
stellungen nicht angenommen werden — sondern
höchstens drei Werke von einem Künstler".
Aus meine sofortige Reklamation schickte er mir
dann das zweite Schriftstück, das in humoristischer
weise darauf hinweist, ich könne in Berlin ausstellen
soviel ich wolle, nur nicht während der Dauer der
Ausstelluug.
Dieses schreiben hat folgenden Wortlaut:
II. Ausstellung cles Deutschen Xünstlsrl)un6es
Berlin lyoZ.
Lecession, Berlin W., Kursürstenäamm 208/9.
Berlin, 14. Llärr 1905.
Herrn Blerrnann Lornils, I^umBurg.
Auf Ihr Schreiben vom ^3- ds. teilen wir Ihnen
folgendes mit:
Mir haben Ihnen unsere letzte Mitteilung in Ihrem
eigenen Interesse übersandt, um Ihnen die Kosten für
die Einsendung einer ganzen Kollektion zu ersparen, denn
es besteht gar keine Aussicht, daß von einem Künstler, mit

des Deutschen KLmstlerbundes!
Ausnahme der speziell dazu Eingeladenen, mehr als drei
Werke akzeptiert werden können. Bei der großen Mit-
gliederzahl und den beschränkten Räumlichkeiten ist dies
eben unmöglich.
Die Mitteilung des Herrn Grafen Kalckreuth scheinen
Sie mißverstanden zu haben: Sie können Kollektiv-
ausstellungen hier machen zu jeder Zeit, nur
nicht während der Dauer unserer Ausstellung.
wir stellen Ihnen aber anheim, der Jury so viele
Werke zu unterbreiten, als Sie für gut befinden — nur
machen Sie sich dadurch unnütze Kosten. Die Ausstellungs-
kommission tritt erst anfangs Mai zusammen — vorher
können Sie hier kaum jemand sprechen.
Hochachtungsvoll
II. ^.usstsllang cles Oeutscben Künstlerduncles
Berlin 1905.
I. Bau! Lsssirer.
Ich konnte mich dann, trotzdem mich Professor
Liebermann in ausmunternden Worten zur Sen-
dung veranlassen wollte, nicht hierzu entschließen,
denn mein vertrauen zur Leitung war durch die
ohne Umstände erfolgte, sofortige Zurückweisung
meiner Anmeldung erschüttert. Ich bin daher in
dieser Hinsicht den Wünschen des im Aufträge
der Ausstellungsleitung handelnden Herrn Tassirer
gern entgegengekommen. Offenbar hatte man gar
nicht den Wunsch, meine Arbeiten auch nur an-
zusehen. Lin Blick in eine beigegebene Lrläuterungs-
schrist hätte Gelegenheit gegeben, sich von dem Lrnst
der allgemeldeten Arbeit zu überzeugen, statt dessen
eine glatte Zurückweisung, als ob es sich um Pfiffer-
linge handelte. Diese Handlungsweise der Ausstel-
lungsleitung ist um so schärfer ins Auge zu fassen,
als man doch gerade laut ß s der Satzungen in erster
Linie die Förderung jeder Richtung der Kunst be-
zwecken und sich von einseitigen Tendenzen ganz frei
machen wollte.
wie aber steht die Sache nun? —
 
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