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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 25
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Zu Menzels Gedächtnis
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Todesfälle / Gedenktage / Aus Künstler-Vereinen / Aus Kunstvereinen / Vom Kunsthandel / Aus Galerien und Museen / Auktionen / Vermischtes / Literatur-Umschau / Briefkasten der Schriftleitung / Werbung
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Heft 25.

Die Werkstatt der Kunst.

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dächtnisrede Anton v. Werners, der etwa fol-
gendes ausführte:
Menzel war nicht nur ein künstlerisches Genie, er
war die Verkörperung unermüdlicher Arbeit und höchsten
vaterländischen Gefühls. Unerbittlich in der Forschung
der Wahrheit, von eisernem Fleiße, von strenger Selbst-
kritik: so war er für uns die Verkörperung der reinen
Kritik in der Kunst, „von alters her war dem deutschen
Volke der höchste Ruhm: getreu und wahr zu sein." So
singt der Dichter und so kannten wir ihn, so war er von
Jugend an. Mit 2H fahren schuf der Meister seine Illu-
strationen Friedrichs des Großen. Alles, was Menzel später
noch geschaffen hat, ist schon in diesen Illustrationen ent-
halten. „Die Tafelrunde" und „Das Flötenkonzert" sind
schon vollständig darinnen empfunden. Dort ist die Tafel-
runde in einen lauen Sommerabend verlegt, die Tür des
Saales ist weit geöffnet, und eilende Wolken ziehen am
Firmament, durch die der Mondschein bricht; sein späteres
Bild hat Menzel in das Tageslicht hineingestellt, und er
hat mir selbst gesagt, damit habe er viel geopfert. Und
sein „Flötenspiel" kritisierte er mit sehr scharfen Worten,
so daß ich nur einen Teil davon wiedergeben kann, er
sagte zu mir: „Ueberhaupt habe ichs bloß gemalt des Kron-
leuchters wegen; in der Tafelrunde brennt er nicht, hier
brennt er." Damals durfte Menzel das berühmte Musik-
zimmer in Sanssouci nicht im Kerzenschimmer sehen, aber
zum 80. Geburtstage zauberte ihm der Kaiser dort den
ganzen Fridericianischen Hof vor. Noch heute sehe ich in
der Erinnerung den Meister vor mir, wie er, unempfäng-
lich selbst gegen die Musik, für die er doch so viel übrig
hatte, das ganze strahlende Bild mit prüfendem Auge be-
trachtete und studierte.
Ja, dieses Auge! Menzels Auge! Ueberempfänglich
für alles, was es sah, aber auch überkritisch für das, was
er selbst und andere schufen. Menzel stand auf der grani-
tenen Unterlage seiner wohlbegründeten Ueberzeugung,
kampfbereit gegen alles Alte in der Welt. Ebenso einsam
wie „sein" Held Friedrich der Große.
In Kleists „Zerbrochenem Krug" schuf er wieder ein
Merk, einzig wieder in seiner künstlerischen Vertiefung und
Darstellung. Die erste große Arbeit, die den Uebergang
auf ein anderes Gebiet bringt, ist das berühmte „Krönungs-
bild". Es stellte den Künstler vor die schwierige Aufgabe,
einen historischen Vorgang, den Hunderte miterlebt hatten
und aufs eingehendste und schärfste kritisieren konnten,
Porträt- und wahrheitsgetreu darzustellen und doch ein
Bild zu schaffen — was nicht immer dasselbe ist. Menzel
hatte ja einen Vorgänger in Franz Trüg er der in seinen
Paraden u. s. w. meisterhafte historische Dokumente ge-
schaffen hat. Aber Menzel schuf in seinem Krönungsbilde
mehr als ein historisches Dokument. Allein durch die ehr-
furchtsvolle Erscheinung des Königs erhob er sein Werk
zu einem Denkmal der neuen Zeit.
Alle Ehren sind ihm zuteil geworden: die Bewunderung
der Welt, die Freundschaft der Besten seiner Zeit, die Huld
und das Herz seines Monarchen, der ihm die höchsten
äußerlichen Auszeichnungen verliehen hat, der trauernd
als erster Mann im Deutschen Reiche und als Freund mit
uns dem Sarge des Meisters folgte. Darum wollen wir
nicht nur trauern und klagen, sondern Töne des Jubels
und der Freude sollen sich in unsere Trauerklage mischen
und in unserem Danke an die Vorsehung, daß wir Menzel
gehabt haben, daß er für uns gelebt und geschaffen hat.
wir haben einen Fürsten im Reiche der Kunst zu Grabe
getragen, von dem wir wohl sagen können: Sein Genie
war ehrfurchterweckend, sein Wille stark, seine Kraft über-
menschlich, sein Einfluß unermeßlich.
Gefühle von Bewunderung, Freude und Stolz ruft der
Name Menzel in unser aller Brust hervor: Bewunderung
vor dem gewaltigen Können und Schaffen, Freude und
Dank, mit ihm gelebt, seines Geistes einen Hauch gespürt
zu haben, Stolz, ihn einen der Unseren nennen zu dürfen,

aufgewachsen auf unserem Boden, groß gewachsen unter
Kampf und Not, und verwachsen mit unserer vaterländi-
schen Erde wie kein anderer, ein Held, ein Ritter der
Arbeit. Der Lorbeer umkränzt seinen Namen, der unsterb-
lich fortleben wird, ihm zum Ruhme, uns zur Ehre.
Anton v. Werner schloß die dem Gedächtnis des
großen Meisters geweihte Erinnerung mit den Worten
des Dichters, die man als Devise von Menzels Leben
auffassen könne, und die in unserem Herzen immerdar
fortdauern möge:
Ich will! Dies Wort ist mächtig,
Spricht's einer ernst und still.
Die Sterne reißt's von dem Himmel,
Dies einz'ge Wort: Ich will!

Erledigte Preisausschreiben.
Berlin. Für ein künstlerisches Huldigungsgeschenk zur
Vermählung des Kronprinzenpaares war im Verein Berliner
Künstler ein Wettbewerb ausgeschrieben worden. Den ersten
Preis hat der Bildhauer Professor Gtto Lesfing errungen.
Geplante Denkmäler.
Berlin. Hier hat sich ein Ausschuß gebildet, der die Er-
richtung eines Menzel-Denkmals anstrebt. Dem Vernehmen
nach wird der Kaiser das Protektorat übernehmen.
Großbundenbach bei Homburg i. d. Pfalz. Hier weilt
z. Zt. ein Enkel des Marschalls Soult mit einem pariser Bild-
hauer, um dem im Jahre ;8;2 auf der Flucht aus Rußland
dort verstorbenen französischen Feldherrn ein Denkmal zu
errichten, das an Stelle eines einfachen von Napoleon dein
Marschall gewidmeten Grabsteins treten soll.
Klingenmünster. Dem Romanschriftsteller August Becker
soll hier ein Denkmal errichtet werden.
Nossen i. S. Die Stadtverordneten bewilligten das Terrain
für Errichtung eines Bismarck-Denkmals.
Slaalsaufträge elc.
Alsfeld. Das Rathaus, eines der kleinen Rathäuser
in monumental wirkendem Fachwerk, soll einem Beschlüsse des
Gemeinderates in Alsfeld zufolge in allen seinen Teilen gründ-
lich instand gesetzt werden. Der hessische Staat hat bereits im
verflossenen Jahre eine genaue Aufnahme des Gebäudes durch
das großherzogliche Hochbauamt Alsfeld machen lassen. Mit
den Arbeiten soll alsbald begonnen werden.
Berlin. Dem Maler und Hofglasmaler de Bouche in
München wurden sämtliche zwölf Fenster der Luisenkirche in
Eharlottenbnrg übertragen.
Breslau. Dem preußischen General und Militär-Schrift-
steller Karl v. Elaufewitz soll hier ein Denkmal errichtet
werden. Die Breslauer Kommandantur schreibt dazu einen
engeren Wettbewerb aus unter den Bildhauern Wolfs,
Bodin, v. Uechtritz, Schott, Lederer, Max Meißner,
Dorrenbach und dem Architekten Zahn-Schöneberg.
Dresden. Der Rat der Stadt Dresden hat beschlossen,
in dem Konzertsaal des Ausstellungsgebäudes vier Wand-
bilder ausführen zu lassen und die hiesigen Maler Gustav
Hänel und Gskar popp im Meisteratelier des Geh. Hofrats
Prof. Herm. prell mit der Ausführung betraut. Popp hat
bei der letzten akademischen Schülerausstellung das römische
Stipendium erhalten, Hänel für seine ausgezeichneten gleich-
wertigen Leistungen das Aequivalent dafür, die große goldene
Medaille.
München. Der Prinz-Regent hat mit der Herstellung
des Entwurfs einer von ihm gestifteten Militär-Jubiläums-
medaille den Professor v. Hildebrand betraut.
 
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