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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 14
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Zur Kritik der deutschen Kunstzustände, [1]
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Piper, Reinhard: Die Vertriebsstelle für Graphik
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Die Auszeichnungen in St. Louis
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0198

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Die Werkstatt der Kunst.

Heft PP


oder gar ain eigenen Fleische zu verspüren, da sie vielfach
nur dein Namen nach ausübende Künstler sind und ihre führende
Stellung etwa lediglich einer gewissen äußeren Geschäfts-
kenntnis und gewandten Redegabe verdanken oder, in An-
betracht einer durch glückliche äußere Umstände bedingten Un-
abhängigkeit oder Repräsentationsfähigkeit, an die Spitze der
Künstlerschaft oder der Ausstellungs-Kommissionen berufen
worden sind. Sie finden, wie leicht erklärlich, bei ihren „inter-
nationalen Projekten" Unterstützung bei jenen Künstlern, die
zufällig das Glück hatten, vorteilhafte Verkäufe auf einer
verflossenen „Internationalen" abschließen zu können, und so
wird dann das Gros der Künstlerschaft mit einigen schönen
Reden von dem großen Nutzen dieser Art von Ausstellungen
gewonnen. Die wenigen Glücklichen aber, die den „Inter-
nationalen" das Wort reden, mögen bedenken, daß das Glück
wandelbar ist und das alte Sprichwort lloöie rullu, crus ulü,
auch heute noch gilt.
Der einsichtsvolle Teil meiner Kollegen wird meiner
Behauptung gewiß ohne weiteres beixflichten, daß der deutsche
Kunstmarkt jetzt nach allen Richtungen hin von den Werken
fremder Nationen förmlich überflutet wird und daß dies eine
Folge der jährlich in München und Berlin stattfindenden inter-
nationalen Ausstellungen ist; der Laie aber kann sich leicht
davon überzeugen, wenn er in die Salons der Bilderkäufer
und Sammler blickt oder wenn er den Ausstellungen größerer
Kunsthändler einen Besuch abstattet: überall wird er dort als
neueste Errungenschaften Gemälde ausländischer Künstler
finden. Um ein Beispiel anzuführen: ich hatte kürzlich Ge-
legenheit, in einer bekannten Berliner Kunsthandlung 26 Ge-
mälde fremder, dagegen nur ;9 deutscher Künstler zu zählen,
und erhielt auf meine Frage nach der Ursache die Antwort,
daß sich die Bilder ausländischer Maler bedeutend leichter ver-
kauften als die deutschen Ursprunges. Dem Kunsthändler als
Geschäftsmann kann natürlich niemand einen Vorwurf daraus
machen, daß er die begehrteren Bilder der Italiener, Spanier,
Franzosen u. s. w. protegiert, er hat mit dem jeweiligen Ge-
schmack des Publikums zu rechnen; diesen Geschmack aber
hervorgerufen, der fremden Kunst die Tore des deutschen
Marktes weit geöffnet zu haben, ist die Schuld der Personen, die
die unselige Idee der jährlichen Wiederholung internationaler
Kunstausstellungen in Deutschland ausgebrütet haben.
Doch nicht allein in den Kunsthandlungen ist
die Vorliebe für ausländische Kunst zu konstatieren,
auch die öffentlichen Gemäldesammlungen, denen
doch vor allem die Pflicht obliegt, hervorragende
Werke deutscher Künstler durch Ankauf auszu-
zeichnen, richten in letzter Zeit, m ehr als nötig, ihr
Augenmerk auf die Gemälde fremder Nationen
und unterstützen durch Ankauf deren Kunst und
Künstler. Sind doch allein in diesem Jahre auf der Berliner
Ausstellung aus den staatlichen sowie ans den von den Ueber-
schüffen der dortigen vorjährigen Ausstellung herrührenden
Fonds, in pöhe von zusammen f^zozo Mk., 79760 Mk. (also
der größere Teil) zum Ankauf ausländischer Kunstwerke für
den Staat verwendet worden. Daß selbst Kunstvereine, die
mit der ganz besonderen Tendenz, die heimische Kunst im
engeren Sinne zu unterstützen, gegründet worden sind, eben-
falls der allgemeinen Auslandsmanie huldigen, ihre Aus-
stellungsräume zeitweilig puudertcu von fremden Kunstwerken
zur Verfügung stellen, Ankäufe zur Verlosung machen, dabei
nicht allein die hohen Kosten für Pin- und Rückfracht, son-
dern auch, wie es in Dresden geschehen ist, selbst die zur Ver-
packung notwendigen Kisten zahlen, ist gewiß ein charak-
teristisches Symptom der zur Zeit in Deutschland herrschenden
Zustände und Anschauungen. Man werfe nur noch einen
Blick in unsere illustrierten Zeitschriften, um auch hier fest-
zustelleu, daß durch massenhafte Reproduktion ausländischer
Bilder, vielfach sogar recht minderwertiger, für fremde Kunst
nach allen Richtungen hin Propaganda gemacht wird. Das
alles sind die Folgen der „Internationalen" in München und
Berlin, die zuerst die pochslut eingelassen und die Geister ge-
rufen haben, die jetzt so leicht nicht wieder los zu werden sind.
(Fortsetzung folgt.)

Ols Vertriebsstelle Wr Grapbik
sendet uns folgende Zuschrift:
Von einem Vergleich unseres Unternehmens
mit dem „Karlsruher Künstlerbund" und dessen
Publikationen kann wohl kaum die Rede fein.*)
Der Karlsruher Künstlerbund verbreitet die Werke
seines Verlags, die auch zum größten Teil bei
ihm gedruckt wurden. Anders aber in unserer
Vertriebsstelle. Die uns in Kommission ge-
gebenen graphischen Arbeiten sind nach wie vor
Besitztum der Künstler selbst, auch wurden die
Preise ohne unser Zutun von den Künstlern fest-
gesetzt und es steht diesen bei jedem Neudruck frei,
ihre Preise zu erhöhen oder herabzusetzen. Zm
übrigen teilen wir durchaus nicht die Ansicht, daß
die Künstler nur Liebhaberpreise ansetzen sollen.
Lehr oft scheitern, wie wir schon bemerken mußten,
an diesen die Verkaufsmöglichkeiten. Ts dürfte
doch für jeden Künstler fruchtbringender sein, seine
Werke in den pänden eines größeren Publikums
zu sehen, als in den Wappen weniger Liebhaber.**)
Zum Lchluß möchten wir noch darauf Hinweisen,
daß die Prozente der Vertriebsstelle bei den hohen
Kosten der Perstellung und Versendung des Ka-
talogs mit sb Prozent vom Verkaufspreis der
Blätter gewiß aus das denkbar geringste be-
niesten sind.***)
Zn ausgezeichneter Pochachtung
R. Piper A To.,
Vertriebsstelle für Graphik.
vre Auszeichnungen in §t. Louis.
(Schluß.)
Gruppe 33.
Erzeugnisse aus Marmor, Bronze, Guß- und
Schmiedeeisen.
Großer Preis: Aktiengesellschaft vorm. p. Gladen-
beck 6c Sohn, Bildgießerei, Berlin. 2. Gebrüder Armbruester,
Kunstschmiede, Frankfurt a. M. 3. p. Frost §5 Söhne-Berlin.
q>. August Gerber-Köln. 5. G. Knodt, Metallwarenfabrik,
Frankfurt a. M. 6. August Laubisch-Magdeburg. 7. Ed. Puls-
Berlin. 8. G. Rohloff, Professor, Berlin. 9. Gtto Schultz,
Tezettgitterwerk, Kunstschmiede, Berlin. ;o. Paul Stotz, Kunst-
gewerbliche Wcrkstätte, G. m. b. p., Stuttgart. Arndt
6c Marcus-Berlin. (2. Koenig 6c Lengsseld-Köln-Lindcnthal.

D wir haben betont, daß der Karlsruher Künstler-
bund auf dem Gebiet der Graphik bahnbrechend voran-
gegangen ist und im übrigen auf den Unterschied selbst hin-
gewiesen.
**) Wir haben lediglich vor zu weitem perabsetzen
der Preise gewarnt.
"ch Diese Provision ist gegenüber den sonst üblichen
20, 25, 33 b» Prozent allerdings mäßig. D. W. d. w.
 
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