Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

DOI Heft:
Heft 11
DOI Artikel:
Rundschreiben des Verbands deutscher Illustratoren
DOI Artikel:
Original-Radierungen in Kommission
DOI Artikel:
Ausstellung und Versammlung des Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0154

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
150

Die Werkstatt der Kunst.

Heft U.

Es treten dann aber Halle ein, wo er seine Sorg-
losigkeit bitter bereut. So mußte ein hiesiger Kollege
seine schön durchgesührten (Originale zu wahren
Schundpreisen in den Schaufenstern von Trödel-
läden entdecken und erfuhr, daß sein verkrachter
Verleger 100 Stück für 80 A?k. verramscht hatte.
Hür den Illustrator, der nach Lage des Illustra-
tions- und Aunstmarktes immer mehr auf den Ver-
kauf von Mriginalzeichnungen angewiesen ist, be-
deutet ein solcher Vorgang neben der moralischen
die denkbar größte wirtschaftliche Schädigung. Der
Verband steht selbstverständlich auf dem Standpunkt,
daß, wenn nichts anderes vereinbart, der
Zeichner immer der rechtmäßige Inhaber des (Ori-
ginals bleibt. Wir raten den Kollegen drin-
gend, diesem Gedanken in der Praxis dadurch
Ausdruck zu geben, daß sie stets die (Originale
zurückverlangen. Wünscht der Verleger die (Ori-
ginale zu behalten und trifft mit dein Zeichner eine
entsprechende Vereinbarung, so ist es natürlich dessen
Sache, dafür eine entsprechende Entschädigung zu
Der Vorstand.
Orig'mal-Raälerungen in Kommission.
Aus der „(Korrespondenz der Aeltesten der Kauf-
mannschaft von Berlin" ist folgendes Gutachten
zu entnehmen (G. 1(2, Bd. I, Bl. 1^8):
Es ist im Kunsthandel Brauch, daß ein
Geschäft, durch welches seitens einer Hirma einer
anderen aus bestimmte Zeit (Original-Radie-
rungen in Kommission gegeben sind, mit unge-
nütztem Ablause der gesetzten Hrist in einen
Kauf aus feste Rechnung sich umwandelt,
gleichgültig, ob es sich um neue oder um
weniger gut erhaltene Exemplare handelt.
Nur der Kulanz des Verkäufers bleibt es Vor-
behalten, wenn die Radierungen späterhin noch
zurückgenommen werden.
Es ist sehr hübsch und nur anzuerkennen,
daß eine solche Kulanz unter den Kunsthändlern
Berlins herrscht. Es wäre aber zu wünschen, daß
solcher Sitten Hreundlichkeit auch dem Künstler
lächle, wenn dieser mit den Hirinen zu verkehren
hat. Wir haben dabei weniger den Kunsthandel,
als den Buchhandel im Auge. Was aber erleben
wir da vielfach (es gibt ja glücklicherweise auch
Ausnahmen)? Der Künstler, der nicht in Kom-
mission, sondern auf direkte Anregung der Hirma

Skizzen, Illustrationen rc. liefert, darf oft
monatelang auf Bescheid warten und erhält dann
schließlich mit Mühe und Not seine Sachen in be-
schädigtem Zustand, der weitere Verwendbarkeit
ausschließt, zurück. And wenn er dann Entschädi-
gung verlangt? Ja, die bleibt in diesen Hätten
der (mit der Laterne zu suchenden) „Kulanz" des
Auftraggebers überlassen. Die Künstler tun da-
her gut, sich immer eine Hrist auszubedingen,
innerhalb welcher ihre Arbeiten, falls nicht
Rücksendung erfolgt ist, als an gekauft gelten.
Ausstellung unä Versammlung
äes Verbanäes cler Kunstfreunde m den
Ländern am Kkem.
Aus Darmstadt wird berichtet:
Die erste Ausstellung des Verbandes der Kunstfreunde
in den Ländern am Rhein wurde am Dezember durch den
Großherzog im Beisein vieler Künstler und Kunstfreunde
im Ernst Ludwigshaus eröffnet. Dank und Hoch auf den Pro-
tektor brachte Regierungspräsident zur Nedden-Koblenz aus.
Der reich ausgestattete und künstlerisch ausgeführte Katalog
wurde den geladenen Gästen vor der Eröffnungsfeier über-
reicht. Die Ausstellung erstreckt sich aus sämtliche Räume des
Ernst Ludwigshauses und ist beschickt von Künstlern aus
den Gebieten Hessen, Hessen-Nassau, Rheinprovinz, Baden,
Württemberg und Elsaß-Lothringen. Sie umfaßt im ganzen
^26 Nummern und zerfällt in vier Abteilungen: p Gelge-
mälde und Temperagemälde (92 Nummern), 2. Aquarelle
und Pastelle (5 Nummern), z. Graphik, Handzeichnungen, Ra-
dierungen, Lithographien Hs Nummern), H. Plastik (?6 Num-
mern). Von Darmstädter Künstlern sind vertreten: Georg
Altheim, Wilhelm Bader, Adolf Beyer, Anna Beyer-
Becker, Richard Hölscher, H. R. Kröh, Aug. wondra,
Alb. Hartmann, KurtKempin, Daniel Greiner, Ludw.
Habich, LuiseStaudinger. Das Arrangement der Ausstel-
lung lag der Kunstkommission Darmstadt ob.
Am 9. Januar wird die Ausstellung in Frankfurt a. M.,
dann in Mannheim, Karlsruhe, Stuttgart, Straßburg rc. in
gleicher weise arrangiert.
Der Eröffnung der Ausstellung gingen verschiedene Ver-
sammlungen und Veranstaltungen voraus. — Nachdem die
Herren am Freitag abends einer privaten Einladung des Geh.
Kabinettsrat Römheld gefolgt waren, auch der Großherzog
war erschienen, vereinigten sich am Samstag vormittags die
Herren zu einer Delegiertenversammlung im Saalbau,
mit der eine Vorstandssitzung verknüpft war. In dieser
wurde die Kunstausstellung inKöln im Jahre ^906 besprochen.
Die (Organisation der Ausstellung und die Ausgaben, die sie
den Künstlern stellt, wurden eingehend erörtert und u. a. der
Beschluß gefaßt, daß sich Darmstadt in hervorragendem Maße
an der Ausstellung beteiligen soll und zwar auch in einem
Architekturwerke. Herr Pros. Gl brich wurde mit dem Ent-
wurf und Bau eines besonders für Darmstadt bestimmten
Pavillons beauftragt. — Anschließend an die Vorstandssitzung
fand eine Generalversammlung statt, welche neben der
Erledigung verschiedener geschäftlicher2Ingelegenheiten beschloß,
alljährlich ein mit künstlerischem Schmuck ausgeführtes Buch
erscheinen zu lassen und den Mitgliedern an Stelle des Litho-
graxhieblattes zu überreichen. Die nächsten Generalversamm-
lungen finden statt im Mai ^906 in Koblenz und im De-
zember 190K in Straßburg.
Abends gegen 8 Uhr versammelten sich die Herren als
Gäste des Großherzogs im Alten Palais zu einem Abend-
 
Annotationen