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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 12
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Die Vertriebsstelle für Graphik in München
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Ule, Carl Hermann: Der Glasmaler als Glasermeister
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Künstleraffären in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0167

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Heft §2.

Die Werkstatt der Kunst.

163

Die Idee unseres Unternehmens erwuchs zunächst
aus Erwägungen praktischer Natur, wir wollen dem
Künstler, der uns seine Blätter in Kommission gibt, zu-
gleich mit ihrer Ankündigung an einen großen Kreis
von Interessenten, die zeitraubenden Arbeiten der Ver-
sendung abnehmen, andererseits den privaten Kunstfreuden,
Sammlungen und Kunsthändlern eine Zentrale für die
bequeme Deckung ihres Bedarfs bieten, in der sie heute
schon den größten Teil dessen vereinigt finden, was an wert-
vollem innerhalb der graphischen Künste produziert wird.
Der Münchener Kunstschriftsteller Hermann
Eßwein hat dem Katalog eine längere Einfüh-
rung mit auf den Weg gegeben, in denen er die
Bedeutung der Graphik für den Künstler und den
Kunstfreund würdigt. Zm Katalog selbst finden
wir graphische Arbeiten in ganz außerordentlicher
Zahl vertreten. Aufgefallen ist uns mehrfach der
äußerst niedrige st)reis. Bis herunter zu st. oder
gar 3 Mk. sind Lithographien zu haben, Exlibris
zu Mk. s.SO! Davon gehen nun die Prozente der
Vertriebsstelle ab. Was bleibt da beim Verkauf
dem Künstler oder der Künstlerin? Wir möchten
sehr raten, die schiefe Ebene des Preisdrückens nicht
zu betreten!
Der Glasmaler als Glasermerster.
wir erhalten folgende Zuschrift:
In meiner Streitsache gegen die Glaser-Zwangs-Innung
München erlaube ich mir, Ihnen nachstehende Entscheidung
des Kgl. Staatsministeriums des Innern mit der Bitte um
Veröffentlichung bekannt zu geben:
Nr. 2-^57.
Kgl. Staatsministerium des Innern, An die Kgl. Regie-
rung von Gberbayern, Kammer des Innern.
Betreff:
Zugehörigkeit des Glasmalers
Earl Ule zur Glaser-Innnung
München.
Zum Bericht vom 28. v. Mts.
Nr. 506 tH.
Beilagen: Die des Berichts,
H Abdrücke.
München, den ^8. November ^90^.
Gegen die Entschließung der Kgl. Regierung, Kammer
des Innern, vom zo. August ^904 hat der Rechtsanwalt
Or. Troll in München mit Vorstellung vom 8. Oktober
OOH für den Glasmaler Earl Ule in München zum
Kgl. Staatsministerium des Innern Beschwerde erhoben.
Aus Anlaß dieser Beschwerde hat das Kgl. Staats-
ministerium des Innern die Verhandlungen oberaussicht-
lich geprüft. Lin hinreichender Grund zur Abänderung
der angefochtenen Entschließung wurde hierbei nicht wahr-
genommen.
Die Beschwerde wird daher kostenfällig abgewiesen.
gez. Graf v. Feilitzsch.
Dieses Schriftstück ist mir am 7. Dezember durch den
Magistrat (gez. v. Borscht) zugestellt worden. Ich habe dazu
nichts zu bemerken, als jene Morte zu wiederholen: „Je
nun, inan trägt, was man nicht ändern kann."
Mit vorzüglicher Hochachtung
Earl Ule.

Künslleräfsäreri m Men.
wir erhalten unterm zo. Dezember folgende Mitteilung :
„In der gestrigen Generalversammlung des Hagen-
bundes traten die Unterzeichneten unter folgender Moti-
vierung aus:
Nachdem wir Endesgefertigten zur Ueberzeugung ge-
langt sind, daß ein weiteres verbleiben in dem Bunde, so-
lange Herr Urban in die direkte oder auch nur indirekte
Führung einen Einfluß nimmt, unmöglich ist und eine finan-
zielle Gesundung oder einträchtiges Wirken so lange er Mit-
glied ist, ausgeschlossen erscheint, zeigen wir unfern Austritt
hiermit offiziell an: Eduard Ameseder, Alfred Loßmann,
Richard Frhr. v. Dräsche, Rudolf Fänner, Ernst Payer,
HansRanzoni, Hans Rathausky, M. Suxxantschitsch,
Alfred Wesemann, Hans Milt.
wegen Differenz in der Anschauung einer Ehrensache
bin ich nebst den oben angeführten Gründen aus dem Hagen-
bund ausgetreten. Hans Rathausky."
Zwischen dem Professorenkollegium der Akademie der
bildenden Künste in Wien und dem jüngst zum Professor
an der Akademie ernannten Medailleur Rudolf Marsch all
besteht ebenfalls ein Konflikt.
Man beschuldigte Marschall, daß er die Professur nur
der protektionswirtschaft im Unterrichtsministerium, bezw. dem
Kunstreferenten Hofrat wiener zu verdanken habe. Man habe
Marschalls Vorgänger, den Professor Tautenhayn, zur Pen-
sionsgesuch-Einreichnng veranlaßt, um die Stelle für Marschall
freizumachen. Trotzdem dann das Professorenkollegium den
Vorschlag Marschalls für die Professur einstimmig ablehnte,
ernannte die Regierung im Widerspruch zu den Professoren
Marschall zum Professor. Letztere behaupten, daß Marfchall,
der erst 32 Jahre alt ist, trotz zugestandener Begabung
noch nicht die Eignung zur Professur habe. Ueberdies werden
ihm allerlei Machenschaften vorgeworfen. So habe er die Zeich-
nungen für eine Plakette „Kinderfestzug" für Geld von dem
Maler Schmutzer anfertigen lassen und dieselben dann als eigene
Entwürfe eingereicht. Ferner habe er in der Konkurrenz um
die Lueger-Medaille nur deshalb gegen andere Bewerber ge-
siegt, weil er sich anbot, die Medaille ohne Honorar anzufertigen.
Marsch all bestreitet die Richtigkeit dieser Beschuldi-
gungen und hat als Reserveoffizier ehrenrätliche Untersuchung
gegen sich sowie Disziplinaruntersuchung von seiten des Mini-
steriums beantragt.
Die Angelegenheit kam auch im Parlament zur Sprache.
Der Reichsratsabgeordnete Erl er (bekannt aus den
Innsbrucker Konfliktstagen) richtete am 5. Dezember eine
Interpellation an den Unterrichtsminister, in der Beschwerde
über protektionswirtschaft bei den Ernennnngen an der wiener
Kunstakademie geführt wurde. Insbesondere behauptete Erler,
daß der bekannte Meister der Medailleurkunst Professor Tauten-
hayn nicht freiwillig — zwei Jahre vor der in Oesterreich
für Professoren festgesetzten Altersgrenze — in Pension ge-
gangen sei, sondern einem sanften Zwange nachgegeben habe,
um den Platz für Marschall, der nicht bedeutend sei und sich
auch schon mit fremden Federn geschmückt habe, frei zu machen.
Diese Interpellation erregte die Kunstakademiker derart,
daß am 6. d. M. lebhafte Demonstrationen gegen Marschall in
der Akademie stattfanden. Die Demonstrationen steigerten sich,
als es bekannt wurde, daß Marschall die Hälfte der Aktivitäts-
zulage, die er als Professor bezieht, dem Unterstützungsverein
der Akademiker und einen gleichen Betrag dem Modell- und
Schulatelierfonds zuwendet. Die Akademiker riefen: „Pfui!
wir wollen keine Bestechung", und der Unterstützungsverein
lehnte die Zuwendung ab.
Am ^0. Dezember beantwortete der Unterrichtsminister
v. Härtel iin Abgeordnetenhaus die Interpellation über den
Streit der Kunstakademie mit Professor Marschall. Er ver-
sicherte, daß er keine Protektion gelten lasse. Die Pensionierung
des Professors Tautenhayn habe er allerdings veranlaßt, weil
zu Tautenhayn fast keine Schüler mehr gingen. Dann habe
das Professorenkollegium erklärt, in Oesterreich sei derzeit kein
 
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