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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 46
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Vom Deutschen Künstlerbund, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0629

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Redakteur: Hemrick Sleinback.

IV. Jakrg. ^ I)elt 46. ^ 14. )4ug. 1905.

^>n diesen, ^eile unserer Leitsd>ri?t erteilen vnr jeciern Künstler das freie Mort. Mir sorgen dafür, das tunlichst keinerlei
Angriffe auf Personen ocler Senossensdraften sbgedruckt -werden, okne dass vorder der Angegriffene clie Mögiid>keit gekabk
Kälte, in demselben tzefte;u erwidern. Oie Kedaktion kalt sid, vollständig unparteiisch und gibt durch den Abdruck keineswegs
__—eine Nebereinstirnrnung mit den auf diese Meise vorgetragenen Meinungen ;u erkennen.

Vom Deutschen
Die Wolken zieheil sich immer drohender um
deil Deutschen Künstlerbund zusammen. Im soeben
erschienenen siebeilten Hefte der Düsseldorfer Monats-
schrift „Die Rheinlands", dem Organ des Verbandes
der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein, ver-
öffentlicht dessen Herausgeber, Wilhelm Schäfer,
einen höchst umfangreicheil Aufsatz, der alles ver-
dunkelt, was bisher über die Berliner Ausstellung
des Bundes gesagt worden ist. Der Verfasser schreibt:
„Es ist bitter, aber nur die Eigeilliebe könnte
leugnen: seit der Eröffnung seiner zweiten Ausstel-
lung ist der vom deutscheil Volk herzlich begrüßte
Deutsche Künstlerbund tot. Nicht als Künstlergruppe,
die wird gewiß auch fortbesteheil, wenn statt 500
Mitglieder ihr nur sOO angehören; aber als eine
Macht im deutschen Volk, als eine Idealgeineinschaft
ist er nicht mehr vorhandeil. Es stand fest und war
sein Vorzug, daß er niemals wie die Kunstgenossen-
schaft eine wirtschaftliche Macht werden konnte; da-
gegen stand er als eine Gemeinschaft, die das Be-
rufliche iil der Kunst ausschied und nur eineil ideellen
Zusammenschluß aller Künstlerpersönlichkeiten von
eigener Art, gleich welcher Richtung erstrebte. Nur
so konnte im Volk das Vertrauen erweckt werden,
iil den Künstlern seelische Führer und Fackelträger
anstatt Taschenspieler zu sehen, bei denen der klap-
pernde Teller doch immer die Hauptsache ist. Erst
wenn Volk und Künstler durch das Gefühl eines
gemeinsamen Sckicksals verbunden sind, so daß der
Künstler nicht als nichtsnutziger Virtuose, sondern
als begnadeter Mitmensch erscheint, in dem zur schönen
Ordnung wird, was uns als rätselvoller Wider-
spruch umgibt: dann erst verliert die Kunst den
Eindruck einer überflüssigen Spielerei.
Nun muß man sagen, daß selten ein künstle-
risches Ereignis derartig Volkssache war, wie die
Gründung des Deutschen Künstlerbundes in Weimar,
davon sind nicht allein die bekannten Reichstags-
Verhandlungen Zeugen. Man fühlte, in St. Louis
war das Ansehen des deutschen Volkes in seiner
Kunst geschädigt worden; das war fernerhin nicht
möglich, weil der gerechte Zorn die selbständige deut-
sche Künstlerschaft von Nord und Süd geeinigt hatte.
Und weil genug Persönlichkeiten im Vorstand waren,
H Mit obigem Aufsatz unterrichten wir unsere Leser
über die neueste der zahlreichen Stimmen für und wider den
Künstlerbund. D. Red.

Rimstlerbunä.*)
die wie Graf Keßler der fremden Kunst in Deutsch-
land regsame Vorkämpfer gewesen waren: so konnte
man erwarten, daß nicht Weltausstellungen abge-
wartet zu werden brauchten, daß jene mit Leich-
tigkeit durch ihre Verbindungen der deutschen Kunst
Gelegenheit geben konnten, sich würdig zu zeigen;
in Paris oder London einmal mit der Fülle dessen
aufzutreten, was in der bildenden Kunst das deut-
sche Volk bedeutet, das wäre schon einen National-
dank wert gewesen.
Doch gab es Zweifler von Anfang an, die in
dein Deutschen Künstlerbund nicht mehr als eine
Art Waffenstillstand zwischen den Sezessionen von
Berlin und München mit einem neutralen Vorsitzen-
den und der schönen Absicht sahen, sich diplomatisch
über die Vorherrschaft zu streiten. Und wer seit
der geräuschvollen Gründung weiter nichts ge-
schehen sah — von der neuesten ganz unglücklichen
und akademischen Idee der Villa Romana abge-
sehen —, als daß die Münchener den heimatlosen
Berlinern mit einer Ausstellung vorkamen, wobei
es den Berlinern, wie inan munkelt, gar nicht gut
ergangen sein soll, und daß in diesem Jahr die
Berliner in einem rasch zusammengebackenen Haus
Revanche geben: mag jenen Zweiflern allmählich
ein wenig Berechtigung zuerkannt haben. Ganz böse
Spötter lächelten, wenn die zweite Ausstellung als
die erste verantwortliche gepriesen wurde: war es
doch gelungen, gegen nur 50 Münchener Bilder
diesmal 70 von Mitgliedern der Berliner Sezession
hineinzubringen.
Freilich: das sind nur boshafte Heimlichkeiten.
Aber wer bedachte, daß Steinhaufen sich gleich vom
Künstlerbund gesondert hatte, daß Thoma anscheinend
nur um seines Ruhmes willen mit sanfter Gewalt
darin festgehalten wurde — um nur zwei Namen
zu nennen —, wer dann den Katalog der zweiten
Künstlerbundausstellung prüfte und darin Namen
wie Steinhaufen, Feddersen, Schönleber, Gebhardt,
Böhle, Habich, Sattler, Welti, Gerh. Ianssen und
so viele vergebens suchte, während von aus-
gestellten Bildern 70 von Mitgliedern der Berliner
Sezession stammten, so daß, einige Kollektionen ab-
gerechnet, das übrige Deutschland auch nicht viel
mehr Bilder stellte: der mochte seine Gedanken haben,
wenn diese Ausstellung so übereifrig gelobt und an
Max Liebermann durch Maximilian Harden mit dem
 
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