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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 40
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Ueber die Ausstellung des deutschen Künstlerbundes
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Die Spaltung der Wiener Sezession, [2]
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Vom Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0547

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Heft ^0.

Die Werkstatt der Kunst.

5§3

kennt die Bedeutung, die hier in den letzten Jahren
die Namen Slevogt und Eoriuth gewonnen haben.
Der Artistenkunst dieser beiden entspricht, was in
andern deutschen Städten neuerdings aus den Ate-
liers verschiedener junger Maler hervorgeht. Diese
Atelierkunst nun hat ganz entschieden in der Berliner
Ausstellung des Künstlerbundes die Vorherrschaft.
Die bisher führenden Leute, Liebermann in Berlin,
Uhde in München, Kalckreuth in Stuttgart, früher
in ihren neueren Sachen als Radikale verschrien,
nehmen sich Heuer in Berlin neben den farben-
triefenden Nachdrängern fast wie Klassiker aus, so
ruhig und zurückhaltend und sachlich scheinen sie.
Nun gibt es aber neben den Eorinth und Trübner,
den Exter und pleuer eine ganze Anzahl junger
Maler, deren Kunst allerdings stark von den mo-
dernen Vorschriften der Sezessionen abweicht, die
wir aber nach allen unsern kunstgeschichtlichen Reber-
lieferungen (von Empfindungen wollen wir in diesen
Tagen des Kampfes gar nicht erst reden) als kern-
deutsch bezeichnen müssen. Mögen sie von den
Sezessionen, wie diese Gesellschaften nun einmal
geworden sind, ausgeschlossen bleiben: der Künstler-
bund darf sie nicht übersehen oder nur gerade eben
dulden, will er seinem stolzen Programm nicht untreu
werden. Trübner mit fünf zum Teil sehr umfang-
reichen Stücken herauszubringen und Thoma nur
mit zwei kleineren, Volkmann und die um ihn her
gar nur mit einem einzigen, das geht nicht an.
Worpswede, um auf einen andern Fall zu weisen,
hat für das deutsche Kunstleben der Gegenwart eine
Bedeutung, von der sich niemand eine rechte Vor-
stellung bilden kann, der die dürftige Vertretung
in der Berliner Ausstellung — die Bilder von
Mackensen und Overbeck — wahrnimmt. Die
„neuen Leute" endlich, die inan für würdig befand,
in die Gemeinschaft der Anerkannten einzutreten,
sind ausnahmslos der Art, daß ihre Bilder ganz
vortrefflich in die verwegensten Ausstellungen des
Salons Tassirer hineinpaßten. Das sind Einseitig-
keiten, die offen und ohne Rücksicht zur Sprache
gebracht werden müssen. Hält der Künstlerbund
an einer Politik wie dieser fest, dann triumphieren
in kürzester Zeit die Leute, denen er in berechtigten:
Zorn einst Fehde ansagte."
Oie Spaltung in cler Miener Sezession.
Wie die „M. N. N." neuerdings mitteilen, äußerte sich
Pros. Joseph poffmann zu einem Mitarbeiter der „N. Fr. Pr."
unter anderem: Die Ausgetretenen gründen keinen festen Ver-
band, diese Form habe sich überlebt. Die Separierung habe rein
künstlerische Ursache, eine Polemik zu eröffnen liege ganz fern,
auch seien die guten persönlichen Beziehungen nicht alteriert.
Frhr. v. Myrbach, der ehemalige Direktor der Kunstgewerbe-
schule, hat ebenfalls seinen Austritt angemeldet, noch weitere
werden wahrscheinlich folgen.
Demselben Blatte wird ferner aus Wien ge-
schrieben :
„Nun haben die Päupter der Sezession, denen der Körper
nicht mehr folgen will, die Deffentlichkeit in einem Manifest

von ihrem Austritt unterrichtet. Die Kundgebung ist mehr
vornehm denn überzeugend; geheimnisvolle Wendungen, in
denen sich die um Klimt über den Mangel an -Wohlwollen"
und -Vertrauen" seitens ihrer einstigen Kampfgenossen be-
klagen, machen die Gründe der Scheidung durchaus nicht
zwingend. Man geht deshalb nicht fehl, die Auflösung aus
Stimmungen und Verstimmungen zurückzuführen. Ls ist der
alte Wiener Jammer, daß die gute Sache am Persönlichen
immer wieder zerschellt. . . Wir müssen uns also mit der Tat-
sache abfinden, daß jene Kraft, der wir allein die Erneuerung
und Gesundung unseres Kunstlebens zu danken haben, aus-
geschaltet bleibt, und haben höchstens den Trost, daß die -Se-
zession", durch die Eifersucht der beiden Gruppen bereits in
ihren letzten Veranstaltungen stark behindert, auch bei äußer-
licher Erhaltung eines faulen Friedens nie ihre alte Bedeu-
tung hätte wahren können. — Am meisten beschäftigt unsere
Meffentlichkeit die Frage, welchen Weg die beiden Gruppen
nunmehr einschlagen werden. Daß sie getrennt marschieren,
ist nunmehr wohl zweifellos . . . Die -Gemäßigten" werden
sicher den Anschluß an das -Künstlerhaus" finden, das ihnen
als wiedergekehrten Söhnen gerne eine goldene Brücke bauen
wird. Der Vertrag mit der Gemeinde Wien, die den Grund
zum Ausstellungsgebäude hergab, wäre bei der philiströsen
Erbitterung unserer von seichten Witzbolden ausgestachelten
lokalen Machthaber ohnehin kaum zu erneuern... So stehen
wir also wieder dort, wo wir vor der großen Kunstrevolution
unseres -ver sacrum" standen, und die Zeit, da die großen
Ausländer uns näher gebracht wurden, neues Leben sich regte,
das öffentliche Interesse sich wieder mächtig unserer bildenden
Kunst zuwendete, wird zu einer nur mehr historisch zu werten-
den Vergangenheit. Denn die Klimt-Gruppe, der die stärksten
Könner Wiens angehören, wird wohl nur in Privatgalerien
ausstellen und ist auch numerisch für das, was man bei uns
noch immer unter einer richtigen -Ausstellung" versteht, nicht
zahlreich genug. So bleibt zu befürchten, daß unser Kunst-
leben durch diese Spaltung — um eine Wendung des Mani-
festes der Klimt-Gruppe zu gebrauchen — -ärmer" geworden
ist und Unverträglichkeit künstlerischen -Reichtum" schnöde ver-
geudet hat."
Vom VerbancL äer KunstkreuncLe
m äen LäncLern am Kbeln.
An: (7. Juni traten in Frankfurt a. M. die
von den Kunstkommissionen des Verbandes der Kunst-
freunde in den Ländern an: Rhein gewählten Ju-
roren für die erste große rheinische Ausstellung des
Verbandes in Köln sß>06 zusammen. Düsseldorf ist
vertreten durch Llaus Meyer und Deusser, Frank-
furt durch Brütt und Kowarzik, Darmstadt durch
Beyer und Mlbrich, Karlsruhe durch Schönleber und
Dill, Stuttgart durch Grethe und Haug, Straßburg
durch Stoskops und Daubner. Es wurde beschlossen,
daß jede Kommission noch einen Souderraun: für
Kollektivausstellungen oder Iuneuraumgestaltung zur
Verfügung bekommt. Voraussichtlich wird Düsseldorf
Kollektivausstellungen von Gerh. Ianssen und Elans
Meyer, Frankfurt einen modernen lVohuraun: eines
Kunstfreundes und Sammlers, Darmstadt eine Kol-
lektivausstellung desLandschaftersKarlKüstner (Gem-
tersblum) und des Bildhauers L. Habich, Karlsruhe
einen Längeraun: mit Gemälden von Dill sowie ein
Thoma-Kabinett, Stuttgart Kollektionen von Kalck-
reuth und Reiniger und Straßburg je eine Kollektion
verstorbener Elsässer Maler, die in Deutschland kaum
bekannt, sowie jetzt in Paris lebender Künstler vor.
 
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