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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 25
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Zur Förderung der Kunstpflege in Bayern
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Die Kleinkunst auf der kommenden IX. Internat. Kunstausstellung 1905 im Glaspalast zu München
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Zu Menzels Gedächtnis
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0338

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33§

Die Werkstatt der Kunst.

Heft 23.

lern und freunden der Aunst um so freudiger be-
grüßt werden, als verlautet, daß bei der Auswahl
der für die geplante Galerie anzukaufenden Werke
die Vereins-politischen Gesichtspunkte zurücktreten
werden und lediglich die künstlerische Bedeutung jener
in Frage kommen soll. Eo kann mit der Zeit diese
Galerie ein charakteristisches Abbild der Kunst-
bewegung unserer Tage werden und als solches er-
gänzend neben unsere neue Pinakothek treten.
Beide Bestrebungen verdienen jede Förderung.
Eie treten gerade noch rechtzeitig auf, bevor wir
in Bayern uns ein endgültiges „Zu spät" zurufen
müßten. Aehnliche Gründungen sind auch an
anderen Vrten, wir erinnern nur an Wien, Ve-
nedig u. s. w., ins Leben gerufen worden und haben
segensreich gewirkt, hoffen wir, daß auch in der
alten Kunststadt an der Zsar ihnen Verständnis
entgegengebracht wird und zwar in den weitesten
Kreisen. Die ideellen und materiellen Gründe, die
dafür sprechen, sollte man hier am wenigsten vor
tauben Ghren predigen müssen.
Oie Kleinkunst aus der kommenden
IX. Internat. Kunstausstellung 1905
im Glaspalast zu München.
Wir erhalten folgende Zuschrift, die der Ver-
fasser selbst als „Notschrei" bezeichnet:
m. Trotzdem man bei den Kunstausstellungen
zu Dresden, Berlin, Karlsruhe, Düsseldorf u. s. w.
schon seit längerer Zeit gewohnt ist, Werke der
Kleinkunst als völlig ebenbürtig dem übrigen Aus-
stellungsgut angegliedert zu sehen, trotzdem auch
die Münchener Rezession seit Jahren in gleicher
Weise ausstellt, sträubt sich die Leitung der Glas-
palast-Ausstellung immer noch mit unentschuldbarer
Hartnäckigkeit, der Kleinkunst das gleiche Recht wie
der „hohen Kunst" zuzugestehen.
Die Ausstellungsleitung versandte zu Anfang
Februar an die Künstler die „Satzungen" der Aus-
stellung. Darin steht zwar in H 4: „Zugelassen
werden Kunstwerke aus den Gebieten der Malerei,
Bildhauerei, Baukunst, der zeichnenden und ver-
vielfältigenden Künste, sowie Werke der Kleinkunst";
wenn es aber gleich darauf heißt, daß die Be-
schickung der Ausstellung mit Werken der letzteren
Art indessen nur geschehen kann „auf Grund per-
sönlicher Einladung durch das Zentral-Komitee",
so muß ein Kunsthandwerker schon in ganz beson-

derer Gnade stehen, wenn ihm dieses Hintertürchen
geöffnet wird.
Aber er glaube nur ja nicht, daß damit sein
Werk schon als ausstellungsfähig anerkannt ist!
Während nämlich in allen Fällen die persön-
liche Einladung von der Beurteilung durch die Auf-
nahmejury befreit, wird (ß 7, 2) allein für die Klein-
kunst eine Ausnahme gemacht.
Welche Wirkung dieses unbrüderliche Ver-
halten in Bezug auf die Vertretung der Kleinkunst
ausüben wird, kann man sich leicht vorstellen, wenn
man sich überdenkt, welchen Zufälligkeiten das Bei-
ziehen von Werken der Kleinkunst überlassen ist.
Ein Beispiel: Zm letzten Jahr hatte einer unserer
jungen Kunsthandwerker — Ernst Riegel —, nach-
dem er vergeblich versucht hatte, seine Edelmetall-
Arbeiten hier im Glaspalast unterzubringen, die
sämtlichen Etücke zur Kunstausstellung nach Dresden
geschickt und sich damit die goldene Medaille er-
rungen; diese Dinge aber in München, wo sie doch
entstanden sind, in die Kunstausstellung zu bringen,
das hängt davon ab, ob einer der Komiteeherren
von Riegels Arbeiten überhaupt etwas weiß, ob
er dafür die Mehrheit im Komitee erlangt und
ob schließlich die Aufnahmejury den Eingeladenen
auch wirklich einläßt. And ähnlich wird der Fall
noch häufig liegen.
Zst die „hohe Kunst" denn wirklich so schwach,
daß sie die Konkurrenz der „Kleinkunst" zu fürchten
hat? Erst vor wenigen Wochen konnte man über-
all lesen, welchen hohen Rang das moderne Mün-
chener Kunstgewerbe einnehme; aber weder Mini-
sterium, noch Glaspalast-Komitee, noch Tagespresse
nimmt sich der Kleinkunst in dem Einne an, daß
ihr die Aufnahme da gewährt wird, wo sie von
Rechts wegen hineingehörte. Natürlich können dann
auswärtige Zeitungskorrespondenten vorn Nieder-
gang des Münchener Kunstgewerbes reden, weil
sie davon in der Kunstausstellung nichts zu sehen
kriegen!
Tu Menzels Gedächtnis.
Die Akademie der Künste in Berlin ver-
anstaltete am 6. März im Konzertsaal der Aka-
demischen pochschule für Musik die offizielle Ge-
denkfeier für den großen Meister. Eine glänzende
Versammlung mit dem Kaiserpaar an der Epitze
war in dem herrlich geschmückten Festraum er-
schienen. Den Mittelpunkt der Feier bildete die Ge-
 
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