Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

DOI Heft:
Heft 23
DOI Artikel:
Sonderausstellung deutscher Künstler in St. Louis 1904
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0313

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Heft 23.

Die Werkstatt der Kunst.

309

SonäeraussleUung cleulscber Künstler
in St. Louis 1904.
Zur Vertretung und Förderung deutscher Inter-
essen aus der Weltausstellung in 5t. Louis
hatte sich in Berlin eine offene Handelsgesellschaft
gebildet, für die Dr. Hermann Habri und Karl
Schulze zeichneten. Unter den uns nicht weiter be-
kannten Unternehmungen hat das „Zentralbureau"
auch eine „5 0 n d e r a u s st e l l u n g deutscher
Künstler" in dem unter Leitung eines Herrn
Kunstmalers Johannes Schumacher stehenden
„Deutschen Künstlerheim" in 5t. Louis, Ehouteau-
Avenue s820—s82^, ins Leben gerufen und zur
Beteiligung an dieser Ausstellung deutsche Rünstler
zu interessieren vermocht.
Durch das zuversichtliche Auftreten, den schein-
bar offiziellen Charakter des Unternehmens und
durch einige Referenzen bestochen, haben sich Künst-
ler bewogen gefühlt, die voraussichtlichen Verkauss-
chaneen gelegentlich des großen amerikanischen Welt-
jahrmarktes in 5t. Louis nicht zu versäumen und
haben sich durch besonderen Vertrag zur Ueber-
gabe von Gemälden und vermutlich auch plasti-
schen Kunstwerken an das Unternehmen verpflichtet.
Die Gemälde u. s. w. wurden über Hamburg
nach 5t. Louis befördert, die Transportkosten sind
laut Vertragsabmachung eingesordert worden, natur-
gemäß hat es auch an einer Nachtragsforderung
des Spediteurs nicht gemangelt und wurde um „so-
fortige Einsendung des Betrages" an die Ham-
burger Speditionsfirma gebeten. Die Bilder sind
auch laut Anzeige in 5t. Louis eingetroffen.
Soweit wäre alles in Ordnung gewesen. Noch
unterm s2. Oktober gelangte ein Schreiben
des „Zentralbureau" in Berlin an Herrn Maler
Albert Schröder (München), der uns diese Mit-
teilungen zur Verfügung stellte, in dem es u. a. hieß:
Von Herrn Schumacher, St. Louis, haben wir neuer-
dings einen sehr zuversichtlichen Bericht erhalten, nach
welchem er auf baldige gute Erfolge bezüglich Gemälde-
verkäuse rechnet und bestimmt glaubt, uns in aller Kürze
hierüber Günstiges melden zu können.
Er teilt uns gleichzeitig mit, daß die Verkaufspreise
auch für dortige Verhältnisse zu hoch angesetzt sind, und
ersuchte uns, da teilweise geringere Angebote geinacht
worden sind, bei sämtlichen beteiligten Herren Umfrage
zu halten wegen des Ukindest-Verkaufspreises der Bilder,
damit eine spätere Rückfrage, wodurch ja unnütze Zeit
versäumt wird, nicht mehr nötig ist.
Wir bitten auch Sie, uns gesl. mitzuteilen, welchen
Mindestpreis Sie unter allen Umständen verlangen würden
für Ihre Gemälde „Zechender Dragoner" und „Eine Frage".
Ferner teilte uns Herr Schumacher mit, daß ein Unter-
nehmen in St. Lonis mit großem Kapital zustande kommt,

um eine permanente Ausstellung deutscher Kunstwerke dort
zu veranstalten. Die näheren Bedingungen hierüber wollte
er uns demnächst mitteilen.
Nachdem inzwischen die Weltausstellung ge-
schlossen worden, die Verkaufschaneen sich also ver-
ringert haben mußten und Herr Schröder infolge-
dessen seine Bilder zurückverlangte, erhielt er eine
neuerliche Proposition: Die Bilder sollten nach Port-
land Oregon dirigiert werden, weil dort im Juni
t905 eine Ausstellung anläßlich des sOOjährigen
Bestehens von irgendetwas stattfinde. Die meisten
Herren hätten sich bereit erklärt, die Bilder zu diesen:
Zwecke zur Verfügung zu stellen. Bis dahin würde
man in St. Louis für den Verkauf der Bilder sich
bemühen. Daraufhin verlangte Herr Schröder kate-
gorisch die Rücksendung der Bilder bis längstens
anfangs Februar, widrigenfalls er sich an das
deutsche Konsulat in St. Louis um Intervention
wenden würde. Eine Anfrage um Auskunft bei
dem amerikanischen Konsulat, hier, hatte keinen be-
sonderen Erfolg; es hieß, die Arma wäre „angeb-
lich" ehrenhaft und strebsam.
Da die Bilder zur angegebenen Zeit nicht ein-
trasen und Herrn Schröder berechtigte Zweifel auf-
stiegen, ob das ganze Unternehmen nicht unlauterer
Art sei, da man nichts von Verkäufen oder An-
geboten gehört, reiste Herr Schröder nach Berlin.
Er fand das dortige Bureau (Linkstr. (5) ge-
schlossen und nach vieler Mühe und Umfrage
„interviewte" er den das „Interessenbureau" ver-
tretenden Herrn Schulze an einem dritten Platze,
wo dieser Herr inzwischen eine Anstellung gefun-
den hatte. Von dem Verbleib der Bilder wußte
Schulze nichts; er wußte überhaupt nicht, ob Schu-
macher die Bilder abgesandt habe und machte
allerlei Ausflüchte.
In Anbetracht des Umstandes, daß auch an-
dere Kollegen, die Bilder oder Kunstwerke dem
„Zentralbureau zur Vertretung und Förderung deut-
scher Interessen auf der Weltausstellung in St. Louis"
anvertraut haben, vielleicht in gleicher Ungewißheit
um den Verbleib ihrer Werke sind, ergeht hierdurch
an diese Herren die dringende Bitte, ihre Namen
nebst Angabe über ihre Erfahrungen ungesäumt
an die Redaktion der „Werkstatt der Kunst" ein-
zusenden, damit gemeinsame Schritte in dieser
Sache vorgenommen werden können.
Es ergeht insbesondere an jene Herren Kol-
legen in Weimar die Aufforderung, sich umgehend
zu melden, da Herr Schröder seinerzeit daraufhin
 
Annotationen