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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 14
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Hollenberg, Felix: Zur Reform der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft, [10]
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Stimmen zur Reform der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0195

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Heft I§.

Die Werkstatt der Kunst.

Neuaufnahmen gegenüber. Ein neueintretendes
Mitglied fragt eben weniger nach der Höhe des
Beitrages, der gezahlt werden muß, als nach den
Borteilen, die eine Korporation bietet.
Mären aber die Leistungen, die von der All-
gemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft ihren Mit-
gliedern geboten werden, nennenswert, so bin ich
überzeugt, daß die Zahl ihrer Angehörigen sich
bald verdoppeln würde, denn die gegenwärtige
Mitgliederzahl ist gegenüber der Zahl der in
Deutschland und Deutsch-Oesterreich lebenden bil-
denden Künstler eine sehr bescheidene Ziffer.
Auch bei anderen Znteressentenverbänden kön-
nen wir verfolgen, wie einer Steigerung der Beiträge
und damit einer Erhöhung der Leistungen eine
enorme Zunahme der Mitglieder parallel geht,
so z. B. bei den Arbeiterverbänden, die von ein-
fachen mit einem Eaglohn von 3—^ Mk. ent-
lohnten Arbeitern jährlich Beiträge von s8 bis
20 Mk. pro Aops erheben und dabei Mitglieder-
aufnahmen erzielen, an die in früheren Zähren, bei
erheblich niedrigeren Beiträgen, nicht gedacht wer-
den konnte.
Darin aber, daß womöglich alle im gleichen
Beruf Beschäftigten einer Organisation angehören,
liegt die größte und festeste Garantie dafür, daß
die Hlläne und Ziele der Organisation sicher durch -
geführt werden können. Eine Künstlerkorporation
darf sich deshalb keineswegs darauf beschränken,
ausschließlich die „Tüchtigen" oder gar die „Genies"
zu ihren Mitgliedern zu zählen, im Gegenteil, eine
Korporation, soll sie nicht ihren Zweck verfehlen,
muß alle, auch die bescheidensten Talente umfassen,
denn alle ihre Mitglieder — reiche wie arme,
geniale und schwachbegabte — sind wirtschaftliche
Konkurrenten und haben auf diesem Gebiet voll-
ständig gleiche Interessen, die sie zu ihrem eigenen
Borteil solidarisch vertreten müssen.
k'elix Hottenberg.
Stimmen zur Kekorm cler Allgemeinen
Deutschen Uunstgenossenscbast.
II.
Herr Kunstmaler Julius Reh der in Ham-
burg schreibt uns u. a.:
„Ich stehe nicht erst seit den jetzigen Bewe-
gungen in unserer Genossenschaft den Reform-
bestrebungen sehnend gegenüber, sondern lange vor-

191

her. Es war immer mein heißestes Bemühen, nach
Einigkeit und festem Zusammenschluß zu streben,
weil wir nur dadurch Stärke haben können.
Ich freue mich natürlich auch über die von Stutt-
gart ausgehenden Reformen, wie wohl alle; wenn
ich auch sagen muß, daß ich allerdings die Aus-
stellungs-Angelegenheiten nicht von den .rein wirt-
schaftlichen' fragen in den Hintergrund gedrängt
sehen möchte, wie es jetzt wohl manchmal den
Anschein erweckt. Meiner Auffassung nach ist
das Ausstellen eine wirtschaftliche Hrage und
zwar im höchsten Sinne.
So geht mein Munsch besonders dahin, daß
die Genossenschaft selbst mehr Ausstellungen macht;
zunächst alljährlich abwechselnd in München, Ber-
lin rc., in allen Städten, die über Ausstellungs-
lokale verfügen. Diese Ausstellungen würden frei
sein von lokalen Einflüssen. Es srägt sich ja aller-
dings, ob München z. B. auf solche Dinge ein-
gehen würde. Es würde ja wohl in dem Jahre,
in welchem so eine Genossenschafts-Ausstellung in
München stattfände, scheinbar etwas aufgeben, aber
doch nur scheinbar, denn in den folgenden Jahren,
wenn die Ausstellung in Berlin oder sonstwo wäre,
würde es natürlich dafür besser wegkommen als
jetzt in einer Nichtgenoffenschafts-Ausstellung. Auf
diese Meise würde die Genossenschaft eine Macht
werden, die jedem Mitglieds großen Schutz ge-
währen könnte. Diese Sache ließe sich noch weiter
entwickeln zum Borteil aller Künstler. Die .künst-
lerisch-wirtschaftlichen fragen' sollten reformiert
werden. Das sollte immer an der Spitze aller un-
serer Bestrebungen stehen.
Bom nächsten Delegiertentage wird man viel
zu erwarten haben. Die erste, allernächste Not-
wendigkeit ist ein Organ, und ich bin ganz ein-
verstanden, wenn die bewährte .Merkstatt' unser
Leibblatt werden soll."
Soweit die Zuschrift, die geeignet ist, manches
Mißverständnis aufzuklären. Zn den A u s st e l l u n g s-
fragen nämlich, deren Bedeutung Herr Rehder mit
Recht betont, steht er den von Stuttgart aus ver-
tretenen Ansichten weit näher, als es den Anschein
hat. Nach letzteren sollen die internationalen
Ausstellungen in Deutschland mehr in den Hinter-
grund treten, denn es kann doch nicht die Aufgabe
der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft
werden, den Ausländern ihre Bilder zu verkaufen,
den Ausländern, die für uns keinen Anger rühren.
 
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