Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

DOI Heft:
Heft 49
DOI Artikel:
Vom Deutschen Künstlerbund, [4]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0673

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Oie werklwrc der^unlt

l^eäakiem: I)emrick Stemback.

IV. Jakrg. ^ I)ekt 49. * 4. §ept. 1905.

clissern r^eUe unserer LsitsÄn-Ul erteilen -wir jeäern Rünstler ÄLS freie Mort. Mir sorgen clLlür, clss tunli^st keinerlei
Angriffe auf Personen ocler Eenosssnsckaften sbgeclruckt verclen. okne äass vorder clsr Angegriffene clis lüöglickikeit gekabt
Kälte, in äernselben tzefte ?u erwidern, vie Aeclaktion kält sick vollständig unparteiisÄr unct gibt clurck clen Abclruck keineswegs
- eine Nebereinstirnrnung rnit clen auf cliese Meise vorgetragenen Meinungen ;u erkennen. .

Vom veulscken Rünsllerbuncl.

Auf das von uns in Heft flck mitgeteilte Rund-
schreiben des Herrn Grafeil v. Kalckreuth erhalten
wir von einem Mitglieds des Bundes mit dem Er-
suchen um Veröffentlichung
Eine Antwort,
welche folgenden Wortlaut hat:
Die vielen Zeichen von Unzufriedenheit im
Deutschen Künstlerbund haben den Präsidenten zu
einem Beschwichtigungsversuch veranlaßt. Das Rund-
schreiben ail die Mitglieder (mitgeteilt in der „Werk-
statt der Kunst" Nr. ^7) ist aber nicht glücklich aus-
gefallen, es geht auf die Beschwerden gar nicht
weiter ein.
Vor allem die Frage: warum will der Bund
von vornherein schon weniger Kunstwerke aufnehmen
als die Zahl der (gewählteil) Mitglieder beträgt?
Soll die Zahl der auszustellenden Kunstwerke so klein
sein wie auf den beiden seitherigen Ausstellungen
des Bundes, so hat die Jury die üble Aufgabe,
nicht nur nach Güte der eingelieferten Arbeiten zu
entscheiden, sondern auf alle Fälle eine große Zahl
abzuweisen. Man muß sich doch stets beim Deutschen
Künstlerbund vor Augen halten, daß dieser nicht ein
wahllos zusammengelaufener Haufen von Malern
und Bildhauern ist, sondern aus — wie man denken
sollte — nach künstlerischen Gesichtspunkten gewähl-
ten Mitgliedern besteht. Es unterliegt gar keinem
Zweifel, daß unter den 800 zurückgewiesenen Werken
sich viele ausgezeichnete Arbeiten befanden. 258 Mit-
glieder, zwei Drittel der Gesamtzahl, haben nicht
ausgestellt, d. h. sie wurden zumeist refüsiert. Ließe
sich die Gegenprobe auf die diesjährige Berliner
Ausstellung durch Vorführung dieser 800 Werke
macheil, so gäbe es doch manche Ueberraschung, die
der „scharfen" Jury unbequem seiu könnte, welche
Schärfe darin liegt, so kleine Ausstellungen mit so
viel Zurückweisungen zu veranstalten, erhellt ein ver-
gleich mit den sonstigen Ausstellungell der Münchner
und Berliner Sezession. Die Zahl der in der Münch-
ner Sezession ausgestellten Werke beträgt durchschnitt-
lich etwa stKO (k8f>3: 876, s896: 6s7), die der Ber-
liner Sezession 300—st-OO. Der Deutsche Künstler-
bund, der doch die ganze fortschrittliche deutsche Kunst
repräsentieren sollte, bringt aber weniger als 230
Werke, ohne durch die Auswahl eine höhere
(Qualität als z. B. irgend eine Münchner Se-
zessionsausstellung erreichen zu köunen.

Alle ob ihrer Entscheidung angegriffenen Zurys
erklären natürlich, ebenso wie diejenige des Künstler-
bulldes, nur nach dem künstlerischeil wert der Werke
geurteilt zu haben. Betreten wir aber dann mit
hochgespannten Erwartungen die Ausstellungssäle,
so ist inan angesichts der Zurückweisungen platt, was
für Mittelmäßigkeiten diese scharfen Zurys doch zu-
gelassen (siehe Münchner Glasplast und die „große"
Berliner!). Die Taten der diesjährigen Künstler-
bundesjury haben in zahlreicheil Besprechungen der
Fach- uild Tagespresse verurteilende, scharfe Kritik
gefunden (siehe voll Künstlern in der „Werkstatt der
Kunst", dann im „Kunstwart", den „Rheinlanden" rc.).
Mit einigen allgemein gehaltenen Worten des Prä-
sidenten ist da aber weder Besserung noch Zufrieden-
heit zu erreichen. Der Vorstand wolle vielmehr ernst-
lich erwägen, daß der größere Teil aller Mit-
glieder zu den Unzufriedenen gehört und daß es so
einfach nicht weiter gehen kann. Die „scharfe"
Zury des Deutschen Künstlerbundes, die so
viele Mitglieder beiseite schob, kann aber
erst dann volles Vertrauen beanspruchen,
wenn sie selbst sich inehr Zurückhaltung aus-
erlegt: Zn diesem Zahre haben die Herr eil
den vierten Teil aller ausgestellten Werke
selbst geliefert. (!) Die zur Zeit an der Spitze
stehenden berühmten Männer sind doch größtenteils
dieselben, die auch in den verschiedenen Sezessionen
und Lokalgruppen das Kommando führen und sich
etwas zu sehr ans Herrschen und Richten über andere
gewöhilt haben, wohin das führt, konnte man bei-
spielsweise an der Münchner Sezession sehen, deren
innere Kämpfe ja bei der Künstlerschast nicht un-
bekannt blieben. Der Nus nach möglichst kleinen
Ausstellungeil und möglichst „scharfer" Zury kommt
stets von der Seite, die genau weiß, daß sie darunter
nicht zu leiden braucht. Der Vorstand denke sich ein-
mal in die Lage der vielen zurückgewiesenen Bundes-
mitglieder, unter denen viele vortreffliche Künstler
waren. Diese konnten sich, wie auch im Vorjahre
in München, nicht mehr an den großen Ausstellungen,
in denen sie Ausnahme gefunden hätten, beteiligen;
beim „Bund" hatten sie den Aerger und die Kosteil
der Zurückweisung, außerdem aber war ihnen für
ein halbes Zahr je ein Hauptplatz des deutschen
Kunstmarktes verschlossen. Das ist sowohl von der
materiellen wie ideellen Seite zu beurteilen. Gb-
 
Annotationen