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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 24
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Zur Affäre Marschall
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Todesfälle / Gedenktage / Aus Künstler-Vereinen / Aus Kunstvereinen / Vom Kunsthandel / Aus Galerien und Museen / Auktionen / Vermischtes / Literatur-Umschau / Briefkasten der Schriftleitung / Werbung
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0325

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Heft 2si>.

Die Werkstatt der Aunst.

32 t

gegen die Antwort des Ministers, die Gesichtspunkte, die er
entwickelte, und die Ernennung Marschalls, die er vorge-
nominen. Die Sezession und die Genossenschaft der bildenden
Künstler haben sich zu diesem Zweck bereits vereinigt, und
der Anschluß des Hagen-Bundes dürfte nicht ausbleiben. Ein
Gpfer hat die Angelegenheit bereits in dem Kunstreferenten
im Ministerium, K. v. Wiener, gefunden, der seiner Stellung
plötzlich enthoben wurde. Es scheint aber, daß die Affäre
noch andere Gpfer haben soll. Jedenfalls dürfte sich die Pro-
fessur Marschalls kaum aufrechterhalten lassen.
Zn der Affäre Schmutzer handelt es sich um die Me-
daille zum Andenken an den Huldigungsfestzug der Kinder beim
Kaisersubiläum. Marschall brachte eines Tages Schmutzer —
wie dieser erzählt — ein paar kleine, flüchtige Bleistiftnotizen
und ersuchte ihn, ihm danach Zeichnungen anzufertigen, da
er dem Komitee mehrere Entwürfe für eine Plakette vor-
legen wolle. Schmutzer machte große, ausführliche Entwürfe,
und Marschall erhielt auf Grund dieser Entwürfe den Auf-
trag. Die kleinen Bleistiftnotizen sollen nach Angabe Mar-
schalls den Zeichnungen angeheftet gewesen sein, aberSchmutzers
Name wurde dem Komitee nicht genannt. Schon dieser eine
Fall beweist, wie gerade „künstlerische Erwägungen" bei der
Beurteilung Marschalls von größter Wichtigkeit sind. Denn
nur durch eine ernste Entscheidung seitens künstlerischer Sach-
verständigen wäre es festzustellen, ob Schmutzer lediglich Skizzen
Marschalls ausführte, oder ob Marschall die Entwürfe Schmutzers
mit selbständigen Zutaten dieses Künstlers für eigene ausgab.
Daß der Mitarbeiter, der jedenfalls fehr ausgiebig mithalf,
nicht genannt wurde, bleibt unter allen Umständen bedenklich.

Aus Akaäernien unci Kunstschulen.
Berlin. Die Akademie der Künste hat alsbald nach
der Trauerfeier für Adolf v. Menzel eine Adresse an den
Kaiser gesandt. Es wird darin dem Monarchen der Dank
ausgesprochen für alle ehrenden Bezeigungen, die er bei Leb-
zeiten und nach dem Tode des verewigten Meisters diesem und
damit der Kunst überhaupt erwiesen hat. — Die Akademie der
Künste in Berlin besitzt übrigens noch etwa 3000 Exemplare
eines Menzel-Werkes über Friedrich den Großen und seine
Heerführer, das zwölf Blätter enthält. Diese Exemplare sollen
jetzt zu einem sehr wohlfeilen Preise im einzelnen abgegeben
werden.
Aus Galerien unä Museen.
Amsterdam. Unser Museum hat von M. Sch ei bl er,
holländischer Konsul in Köln, eine Sammlung von ca. 100 alten
Stichen zum Geschenk erhalten, worunter sich eine ganze An-
zahl seltener Porträts und interessanter historischer Stiche befinden.
Berlin. Dem Kaiser Friedrich-Museum hat Graf
Seckendorfs ein englisches Porträt geschenkt: das Bildnis des
schottischen Botanikers William Lenley von Thom. Lawrence.
Frankfurt a. M. Der Freskosaal des Städel'schen
Instituts, der einige Zeit lang geschlossen war, ist wieder
eröffnet worden. Er zeigt jetzt frischere, klarere Farben und
eine Verbesserung der Lichtverhältnisse.
München. Nachdem sich eine genügende Zahl von Inter-
essenten für einen B a y e r i s ch e n M u s e u m s - v e r e i n gemeldet
haben, wird Freitag, den 10. März, die konstituierende Ver-
sammlung in der großen Ratsherrentrinkstube unter dem
Ehrenpräsidium des Prinzen Rupprecht stattfinden.
München. Zn Künstlerkreisen verlautete bekanntlich, daß
beabsichtigt sei, das znr Zeit in der Galerie Heinemann aus-
gestellte Gemälde „Charles Binny und seine Töchter" von
Lawrence um den Preis von 180 000 Mk. für die alte
Pinakothek anzu kaufen. Aus ganz zuverlässiger Guelle
wird hierzu mitgeteilt, daß von der Erwerbung des genannten
Kunstwerkes Abstand genommen worden ist und daß ein ernst-
licher Ankauf des Bildes schon des Preises halber nicht ins

Auge gefaßt werden konnte. Erwähnenswert dürfte jedoch
sein, daß beabsichtigt ist, aus der interessanten englischen Aus-
stellung bei Heinemann für die bayerische Staatssammlung
älterer Meister ein Bild von Reynolds, dessen Vertretung
für die Pinakothek von großer Wichtigkeit ist, wie ein Stück
der reichen Constable-Sammlung dem bayerischen Staats-
besitz zuzuführen.
Nürnberg. Der Jahresbericht des Germanischen Mu-
seums ist soeben erschienen.
Rom. Die Gründung eines St. Peters-Museums
wurde auf der ersten heurigen Sitzung der römischen Künstler-
zunft von dem alten Vorkämpfer dieser Zdee, protonotar
vn de Waal, angeregt. Auch Pius X. soll sich für die Sache
interessieren.
Aersonal-Dackrickten.

Berlin. Anläßlich der Einweihung des Domes wurde
Prof. A. v. Werner zum Rat erster Klasse, Prof. Raschdorff
der Aeltere zum Rat zweiter Klaffe und Prof. Raschdorff
der Jüngere zum Gberregierungsrat ernannt.
Karlsruhe. Der Architekt Ratzel ist zum ordentlichen
Professor der Technischen Hochschule ernannt worden.
München. Die Professur für Architektur an der
Kgl. Kunstgewerbeschule, welche durch das Ableben des
Professors Romeis erledigt war, ist dem Architekten im Hoch-
bauamt der Stadt München, Berndl, übertragen worden.
New-chork. Der Berliner Porträtmaler Gtto v. Krum-
haar wurde nach der Bundeshauptstadt Washington berufen,
um das Bildnis des Präsidenten Roosevelt für die im Kapitol
zu Albany befindliche Galerie ehemaliger Gouverneure des
Staates New-Hork zu malen. Das ist eine Auszeichnung,
wie sie bisher in den Vereinigten Staaten noch keinem fremden
Künstler zuteil geworden.
^oäesfälle.
Aorn. Der französische Bildhauer Eugene Guillot, Mit-
glied der Kcsllemis kr-w^iss und der Akademie der schönen
Künste, bis vor kurzem Direktor der französischen Akademie
in Rom, ist im Alter von 83 Zähren gestorben.
Gegenklage.
13.März 1781. Architekt Karl Friedr. Schinkel geb., Neu-
Ruppin.
13. „ 1876. Joseph v. Führich gest., Wien.
16. „ 1791- Historienmaler Ant.Zean Gros geb., Paris.
16. „ ^825. Maler Hans Gude geb., Christian!«.
17. „ I8sq> Maler Alexandre Calame gest., Mentone.
17. „ 1901. Bildhauer Pietro Costa gest., Rom.
19. „ 1862. Friedr. Wilh. v. Sch ad o w gest., Düsseldorf.
19. „ 1893. Zagdmaler K. F. Deiker gest., Düsseldorf.
19. ,, 189-1- Historienmaler Karl v. Blaas gest., Wien.
2i. „ 1861. Zean Hippolyte Flandrin gest., Rom.
2i. „ 1902. Maler vincenzo Labianca gest., Rom.
2z. „ 1809. Z.H. Flandrin geb., Lyon.
23. „ 1882. Lugen Nap. Neureuther gest., München.
21. „ 1811. Bertel Thorwaldsen gest., Kopenhagen.
25. „ 1900. Historienmaler Ad. Henning gest., Berlin.
26. „ 1791. Julius Schnorr von Karolsfeld geb.,
Leipzig.
26. „ 1901. Maler August Martin gest., Kiedrich.
27. „ 1820. Historienmaler G. v. Kügeigen erschlagen,
Dresden.
27. „ 1901. Maler F. Beutele gest., Stuttgart.
27. „ 1902. Bildhauer Christ. Thöny gest., München.
28. „ 1183. Raffael Santi geb., Urbino.
30. „ 1837. John Constable gest., London.
50. „ 1812. Elisabeth L. Lebrun, geb. vigee, gest. Paris.
 
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