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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 12
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"Frischer Geist" in den Galerien
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Die Auszahlung der Verkaufsgelder bei Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0165

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Drgsnfürdie
Interessen der M
dendenltrenttler.

Iteclakteur: Ernst Eloss.

IV. Jabrg. ^ I)ekt 12. * 19. Oez. 1904.

„Irischer Geist" in äen GLlsrisn.
Aus Künstlerkreisen wird uns geschrieben:
Die „Münch. Neuesten Nachrichten" brachten
im März d. Z. aus Florenz die Nachricht, daß —
zum Entsetzen mancher Florentiner Kunstfreunde, die
so zähe Konservative seien, daß, wenn es nach ihnen
ginge, uni der Erhaltung einiger verwahrloster pa-
trizierhäuser willen, noch heute der Ghetto stünde —
in den Affizien ein frischer Geist sich rege, nachdem
die Leitung an den neuen Direktor Eomm. E. Ricci
übergegangen sei; daß die Gemälde nach Schulen
geordnet, umgehängt würden und einige der alten
Bilder nun förmlich nach dem Konservator schrieen.
Za, auch dort ist der „frische Geist" der neuen
Zeit eingekehrt, der sogleich damit beginnt, die
Kunstwerke wissenschaftlich nach schulen zu hängen.
Zn einer Mineraliensammlung allerdings werden
die Steine ohne Rücksicht auf künstlerisches Zu-
sammenstimmen geordnet. Bei Kunstsammlungen
dagegen sollte doch wahrlich nur die künstlerische
Wirkung berücksichtigt werden. Jetzt gibt es keinen
Saal mehr, in dem die Hauptwerke der ersten Meister
den Beschauer entzücken, keine Galerien, in denen
Statuen und Bilder anmutig abwechselnd sich heben,
keine Kabinette, in denen die Bilder nur nach künst-
lerischem Gefühl gehängt sind; kalt wissenschaftlich
studiert man jetzt die Schulen nacheinander, und
wenn jemand einen Vorteil hat, so sind es jene
fremden, die im Auge die Galerien durcheilen und
sich nun schneller auszukennen vermögen.
And die Wirkung dieser Umhängerei?

„Die Bilder schreien nach dem Konser-
vator"! Ach, könnten die alten Gemälde schreien,
so glaube ich, würde ihr einziger Ruf sein: „Laßt
uns in Ruhe hängen und schützt uns vor dem
Konservator!"
Za, die alten Florentiner Kunstfreunde haben
wahrlich ein Recht, entsetzt zu sein, so gut wie sie
das Recht hatten, sich über die Niederreißung der
alten Patrizierhäuser im Ghetto zu ärgern. Welches
Geschrei erhebt man bei uns, wenn ein altes künst-
lerisch wertvolles Gebäude fallen soll! Warum den
Ztalienern diese Pietät vorwerfen? Die alten Ge-
mälde allerdings sind hier wie dort schutzlos und
wir wollen lieber über das, was man ihnen an-
tut, schweigen.
Die Auszahlung cler Verkaulsgelcler
bei Ausstellungen
wird bedauerlicherweise nicht überall so gehand-
habt, wie es im Znteresse der Künstlerschaft ge-
legen ist. So werden wir ersucht, daraus hinzu-
weisen, daß eine Anzahl Künstler, die auf der dies-
jährigen Ausstellung in Dresden mit Erfolg aus-
gestellt hatten, bis Mitte Dezember weder das Kauf-
geld noch ihre nichtverkauften Arbeiten zugesandt
erhalten haben. Dabei ist die Dresdener Ausstel-
lung seit Ende Gktober geschlossen. Es sind also
sechs Wochen ins Land gegangen, ohne daß die
betreffenden Künstler zu ihrem Eigentum kamen.
Außerdem haben manche der Verkäufe schon im
Zuli und August stattgefunden.
 
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