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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 50
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Karlsruhe auf der internationalen Kunstausstellung München 1905
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0685

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OlL werkkstt der^unk

l^eäakteur: I)emrlck Steinback.

IV. Jakrg. ^ !)ekt Zo. ^ 11. Sept. 1905.

In cUesern r7eile unserer LeitsckriU erteilen wir jeclern Künstler clss freieMorl. Mir sorgen «iakür, cias tunlickst keinerlei
Angriffe auf Personen ocler GenosssnsckLsten abgeciruckt weräen, okne class vorder Äer Angegriffene clie Möglickkeit gekabt
KLtte, in cleniselben tzefte zu erwiciern. Die Redaktion kält sick vollstLnciig unparteiisck uncl gibt clurck clen Abclruck keineswegs
' ' - —— eine Nebereinstirnrnung rnit clen aus ciiese Meise vorgetrsgenen Meinungen zu erkennen.

Karlsruke aus cler inlernatlonalsn
Im Namen mehrerer seiner Herren Rollegen
in Karlsruhe erhalten wir von einem dortigen hoch-
geschätzten Künstler unter obiger Überschrift die
folgenden Zeilen:
Auf den Münchener Internationalen Ausstel-
lungen, die alle vier Jahre wiederkehren, haben be-
kanntlich die einzelnen deutschen Kunstzentren keine
eigenen Räume, sondern die deutschen Kunstwerke
unterliegen den Jurys der Münchener Künstlerge-
nossenschaft bezw. der Sezession, welche beide gleich-
berechtigt nebeneinander die zwei Hauptgrupxen der
deutschen Abteilung bilden. Der Genossenschaft sind
dann noch die Luitpoldgruppe und (neuerdings) die
Scholle nebengeordnet worden, wenn wir von Karls-
ruhe sprechen, kann es sich daher nur um Werke
handeln, die in den von den Münchener Gruppen
arrangierten deutschen Sälen Aufnahme fanden.
Da ist es auffallend, wie schwach Heuer, neben einigen
anderen deutschen Kunstzentren, Karlsruhe ver-
treten ist:
Drei Werke des persönlich eingeladenen Schön-
leber in der Genossenschaft, drei von Trübner in der
Sezession, und je ein Bild v. Ravenstein, Hellwag
und Fehr — das ist alles von Gemälden, was wir
fanden. Die fleißige Karlsruher Graphik ist nur mit
drei Werken (von Lehr und Grtlieb) vertreten! Die
Jury der Sezession haben vier Gemälde und drei
graphische Arbeiten, die der Genossenschaft nur ein
oder zwei Gemälde passiert. Diese Werke gehören
insgesamt fünf Künstlern zu. Ls wäre nun sehr
lehrreich, diesen in Summa neun Werken von fünf
Künstlern (Schönleber als persönlich geladen nicht
gerechnet), diesen neun positiven einmal die Nega-
tiven, diejenigen welche die Reise nach München
vergeblich gemacht haben, gegenüberzustellen. Leider
ist es kauin möglich, sie alle zu erfahren, und nicht
angängig, sie hier aufzuführen, selbst wenn uns
die „Werkstatt der Kunst" io viel Raum einräumen
wollte, aber wir glauben, mancher würde erstaunt
sein, wenn er erführe, wie viel und was für Werke
zurückgewiesen worden sind.
Gerade nachdem wiederholt hier von der Iury-
tätigkeit des Deutschen Künstlerbundes die Rede war
und die Klagen über sie nicht verstummen wollen,
darf und muß es einmal gesagt werden, daß auch
die Münchener, und nicht zum wenigsten die
Herren von der Genossenschaft, zu refüsieren

Kunstausstellung Müncken 190Z.
verstehen. Wunderbar ist nur, daß sie gerade bei
nichtmünchnerischen Deutschen teilweise einen so hohen
Maßstab des Könnens anlegten; denn andere Kunst-
städte (so Düsseldorf, Stuttgart!) haben offenbar bei
der Münchener Jury ganz ähnlich wie Karlsruhe
abgeschnitten.
Wir glauben, der erste Fehler liegt hier nicht
so sehr bei der Jury selbst, als beim System; es
liegt entschieden etwas Ungesundes darin, daß auf
den Münchener Internationalen Ausstellungen die
Auswahl der Kunstwerke (und wohl auch das preis-
richteramt), soweit deutsche Kunst in Frage steht,
ausschließlich Münchener Künstlern anvertraut ist.
Line Bevorzugung der heimischen, der lokalen Kunst
ist da ganz unvermeidlich, welche inzwischen, wenn
sie sich in mäßigen Grenzen hält, keiner den Mün-
chenern als den Gastgebern mißgönnen wird. Wenn
aber die übrigen deutschen Kunstzentren und Künstler,
besonders diejenigen, welche sich nicht oder nicht ent-
sprechend in einem anderen Jahre revanchieren
können, so zurückstehen müssen, wie es das heurige
Beispiel Karlsruhes zeigt — früher war es anders,
es ist aber mit jeder Internationalen schlimmer ge-
worden —, so wird keiner es den betreffenden Künst-
lern verargen können, wenn sie nach den Erfah-
rungen schon von (90 ( und vor allem von (905 den
Versuch, auf einer MünchenerInternationalen Ausstel-
lung erscheinen zu wollen, nicht wieder wagen mögen.
Da ist ja das Ausland tausendmal besser
daran! Bei der Medaillenverteilung übrigens ging
Karlsruhe ebenfalls leer aus. Da Schönleber ganz,
Trübner für die kleine Medaille „bors coucours"
war, blieb ja auch nicht viel übrig. In der „Werk-
statt der Kunst" wurde neulich bereits hervorgehoben,
daß bei der Verteilung das Ausland den Löwen-
anteil erhielt. Wie steht es nun mit den Deutschen?
von 22 großen Medaillen fielen (( auf deutsche,
davon allein 8 auf Münchener Künstler; von den
mehr als (50 (!!) kleinen Medaillen aber sind rund
80 ins Ausland gewandert, etwa 55 auf Deutsch-
land gefallen und von letzteren wiederum ^0 auf
München! Ls hat also von den gesamten Medaillen
das Ausland fast 60 Prozent, München 50 Prozent,
das übrige Deutschland etwa (( Prozent erhalten.
Abgesehen davon, daß wir einen solchen Medaillen-
segen für einen Unsegen halten, ist diese Verteilung
dem wirklichen Verhältnis der künstlerischen Leistung
 
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