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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 28
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Zwei neue Klagen
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Warnung! "Prachtwerkgeschäftchen.", [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0378

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37§

Die Werkstatt der Kunst.

Heft 28.

Tvvei neue Klagen.
Wieder gehen uns zwei Klagen zu über rück-
sichtslose Behandlung, die Künstlern zuteil gewor-
den ist. Das ist allmählich ein altes Lied, aber
die „Werkstatt der Aunst" wird es immer wieder
anstimmen; denn sie erkennt eines ihrer nächsten
Ziele darin, beizutragen, so viel an ihr liegt, daß
hier endlich Wandel geschaffen wird. Die heutigen
Fälle sind dadurch noch besonders bemerkenswert,
daß es sich nicht etwa um Privatleute, um Ge-
schäftssinnen u. dergl. handelt, bei denen der Grund-
satz les attäires sont les attaires vornehme Re-
gungen unterdrückt, sondern um die Geschäftsstellen
von Kunstvereinen, von denen man wahrhaftig
sollte annehmen können, daß sie den Künstlern mit
der weitestgehenden Rücksicht entgegenkämen. Ulan
möchte sagen: „Wenn das am grünen Holze ge-
schieht, was soll dann erst am dürren werden!"
Doch zur Sache:
Herr Kunstmaler Neuhoff-Düsseldorf über-
gibt uns zur Veröffentlichung ein Schreiben, das
er am 28. Blärz an den Borstand des Kunst-
vereins in Hannover gesandt hat. Wir sind
gleich dem Absender der BKinung, daß dieses ge-
nügt, um einen vollen Ginblick in einen bedauer-
lichen Fall von mangelndem Entgegenkommen zu
gewähren und bringen es daher zum Abdruck:
Am 20. März ;yos besuchte ich Ihre Ausstellung und
fand meine beiden großen Bilder: „Garten Eden" und
„Grabmal" (siehe Katalog!) dort nicht vor.
wie mir Ihr Herr Geschäftsführer versicherte, hat
eines derselben ^ Tage einen Platz in Saal I gehabt, das
andere ist überhaupt nicht zur Ausstellung gelangt.
Da ich nicht in der Lage bin, meine Bilder in Ihrem
Keller kaltstehen zu lassen, ersuchte ich den Herrn, mir die-
selben umgehend nach Düsseldorf zu senden, was mir auch
fest versprochen wurde.
Bis heute bin ich ohne Nachricht; die Gelegenheit,
die Bilder „zur großen Berliner" zu senden, ist verpaßt.
Ich bitte hiermit wiederholt darum und mache Sie für
den mir ansonst entstehenden Schaden verantwortlich.
Sie haben mich zu Ihrer Ausstellung persönlich ein-
geladen, Sie haben die Dauer derselben präzisiert, ohne
irgendwie anzudeuten, daß die Bilder etwa serienweise
ausgestellt würden. Es handelt sich auch gar nicht um
Serien, sondern um eine ganz unberechenbare Willkür
einzelnen Künstlern gegenüber.
Auf meine Anfrage vor Wochen, ob meine Bilder
angekommen und ausgestellt seien (die betr. Worte
unterstrichen!), erhielt ich nur auf die erste Frage Antwort.
Das bewog mich, persönlich nachzusehen. — Erfolg
wie oben.
Nun erwartete ich wenigstens eine eklatante Ent-
schuldigung. Auch diese bleibt aus.
Gesetzesparagraphen zu meinem Schutze gibt es leider
nicht. Die ganze Angelegenheit ist für uns Künstler Ver-
trauenssache.
Ich erwarte daher eine umgehende Erklärung, ob
wirklich die Herren, welche laut Formular als Vorstand

der Ausstellung zeichnen, mit dieser rücksichtslosen Be-
handlung eines Künstlers, mit dieser Vergewaltigung und
Nichtachtung meiner Interessen einverstanden sind.
Meinerseits erhebe ich dagegen jedenfalls energischen
Protest, dem sich meine Kollegen ohne Ausnahme an-
schließen werden.
Dem Verein Düsseldorfer Künstler z. g. U.-H. und
der „Werkstatt der Kunst" in München geht eine Kopie
dieses Brieses zu. Ich bitte daher ausdrücklich, denselben
dem Gesamt-Vorstand vorlegen zu wollen.
Ihrer gest. baldigen Antwort entgegensehend u. s. w.
Dieser Brief spricht für sich selbst. Wir haben
seine Veröffentlichung hinausgezögert in der Er-
wartung, daß uns aus Hannover, wo inan ja von
der Absicht des Einsenders Kenntnis hatte, irgend
welche Aufklärung zukommen würde. Es ist dies
nicht geschehen. Also: ^ui tuest, consentire vi-
cketur. Es ist wohl ein Schweigen aus Schuldbe-
wußtsein.
Ganz ähnlich scheint der andere Fall, den uns
ein Dresdener Künstler über die Verwaltungsstelle
eines Kunstvsreins in Preußen berichtet, beider hat
er uns nicht ermächtigt, Namen zu nennen. Der
Künstler hatte dort zwei Bilder in einer Kiste zur
Ausstellung eingesandt. Es wurde ihm jedoch nur
der Empfang des einen bestätigt.
Ich schrieb, berichtet der Einsender, sofort, daß das
andere auch ganz bestimmt angekommen sein müßte, da
fehlendes in derselben Kiste (unter Zeugen) einge-
schraubt worden ist. — Daraus wurde mir geantwortet:
„Daß das Bild nicht in die Eingangsliste eingetragen sei
und ob es sich in der Kiste befinde, könne erst nach Schluß
der Ausstellung festgestellt werden, da eine einzelne Kiste
unter mehr als 500 Kisten nicht hervorgesucht werden
kann. Das Bild wird, falls es sich vorfindet, mit den
anderen Bildern nach Schluß der Ausstellung zurückgesandt."
Auch hier handelt es sich um einen Blangel
an Rücksicht, der dadurch vielleicht erklärt, aber
gewiß nicht entschuldigt wird, daß ihm eine Nach-
lässigkeit beim Auspacken der Bilder vorausge-
gangen ist. Das Blindeste, was man hätte ver-
langen können, wäre eine Entschuldigung gewesen
dem Künstler gegenüber, der durch die ihm ent-
gangene Verkaufsmöglichkeit geschädigt worden ist.
Wir wiederholen nochmals: Wenn das am
grünen Holze geschieht!!
Marnung! „praMwerkgesebäklcken."
Unter diesem Titel hat die „Werkstatt der Kunst"
in ihrem ersten Jahrgang (Heft s s) auf das Ge-
baren einer Berliner Verlagsbuchhandlung A. E.
aufmerksam gemacht. Der Vertreter dieses Ge-
schäftes erschien damals in Ateliers und forderte
die Künstler aus, der Firma ihr Porträt und ihre
 
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