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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 31
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Zum siebzigsten Geburtstage Franz v. Defreggers
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Französisch-deutsche Tauschausstellung, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0422

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Die Werkstatt der Kunst.

Heft Zf.


spielloses Ringen, einen Wettkampf ohnegleichen
gezeigt. Aber schon heute müssen wir uns gestehen,
das von all den Werken, die aus diesem tausend-
fältigen Ringen und Kämpfen hervorgingen, doch
nur sehr wenig als unvergängliches echtes Gut der
Nachwelt überliefert werden wird. Zu diesem aus-
erlesenen Gut aber gehört das Werk Hranz v. Def-
reggers. Wir schließen unsere kurzen Worte der
Huldigung mit dem herzlichsten Wunsche, daß der
ruhmgekrönte Meister Deutschland und der deut-
schen Kunst noch lange Zahre erhalten bleiben und
daß ihm ein mildes, gesegnetes Alter beschieden
sein möge.
^ranzösiscb-äeutscbe ^ausck-
aussteUung.
(Fortsetzung.)
Nachdem durch diese Veröffentlichungen der
Gedanke einer Tauschausstellung zwischen der deut-
schen und französischen Kunst und die Ansichten der
französischen Künstler über diese Anregung den deut-
schen Meistern näher bekannt geworden war, er-
folgten nun auch ihre Gegenäußerungen, die von
Karl Lahm in weiteren Aufsätzen zu Beginn dieses
Zahres in der „Allgemeinen Zeitung" veröffentlicht
wurden und die wir nun den französischen Kund-
gebungen (siehe Heft 30) folgen lassen. Ts schreibt
Professor Artur Kampf-Berlin:
„Die Idee einer Tauschausstellung französischer und
deutscher Künstler finde ich sehr gut. Dieselbe wird ihren
Zweck erfüllen, wenn sie von beiden Seiten mit vornehm-
künstlerischer Gesinnung geleitet wird. Unter diesen Um-
ständen würde ich mich gern im Dienste der guten Sache be-
tätigen. Für uns in Berlin ist die Lokalsrage schwerwiegend,
da wir nicht so glücklich wie unsere pariser Kollegen sind,
vornehme Ausstellungsräume zu haben. Ich wünsche für die
Weiterentwicklung das Beste."
Professor Hrauz L tu ck-München:
„Die Idee einer deutschen Ausstellung in Paris halte
ich für eine sehr glückliche. Die französischen Künstler sind
bei uns in München ständige Gäste. In der bevorstehenden
internationalen Kunstausstellung in München werden die Fran-
zosen wieder einen der allerschönsten Säle erhalten und mit
allen Ehren überschüttet werden. Aus den Musterungen der
französischen Künstler, welche Sie in der ,Allgemeinen Zeituuch
veröffentlicht haben, ist zu entnehmen, daß sie uns mit der-
selben Freundlichkeit empfangen wollen. Die Schwierigkeiten
können also nur mehr praktischer Natur sein und werden bei
dem gegenseitigen guten Willen sicher überwunden werden."
Professor Gskar Hrenzel-Berlin:
„Zu meiner Freude sehe ich aus den veröffentlichten
Stimmen aus französischen Kollegenkreisen, daß man einer
deutschen Ausstellung in Paris sehr sympathisch gegenüber-
steht, und wie man anerkennt, daß die französischen Künstler
bei uns schon längst gern gesehene Gäste sind. Aus einer
solchen deutsch-französischen Tauschausstellung kann nach meiner

Ueberzeugung für beide Teile nur Vorteil erwachsen. Sehr
annehmbar erscheint mir die vorgeschlagene Art der Komitee-
bildung aus Künstlern, Kunstfreunden und Kritikern. Sollte
doch schon bei der Auswahl deutscher Kunstwerke für die Welt-
ausstellung in St. Louis in dieser Weise verfahren werden,
was leider, zum großen Leidwesen vieler, nicht zur Ausfüh-
rung kam. Kurz, ich stehe dem Plane sehr freundlich gegen-
über und wünsche ihm von Perzen baldige Verwirklichung."
Professor Hritz v. Nh de-München:
„Ihren Vorschlag habe ich mit großem Interesse ge-
lesen, und er hat mich seitdem lebhaft beschäftigt. Im großen
ganzen müßte das Projekt einer französisch-deutschen Tausch-
ausstellung viele Sympathien finden, denn wenn die fran-
zösische und die deutsche Kunst sich mehr und mehr kennen
lernen würden, wäre wohl der Gewinn für beide Teile er-
heblich. Die einschlägigen Verhältnisse für eine deutsche Kunst-
ausstellung in Paris sind mir aber, da ich seit mehr als
20 Jahren nicht mehr dazu gekommen bin, dort auszustellen,
ziemlich unbekannt. Auch müßte ich als ZociMirs der Loeiete
Nmiouals äss Leaux an erster Stelle dort meine Bilder
zeigen. Das hat ja aber wohl mit der ganzen Sache nichts
zu tun. Jedenfalls hat das Vorhaben einer französisch-deut-
schen Tauschausstellung vieles, was der Ueberlegung wert ist.
Als Münchener Künstler würde ich aber wünschen, daß, wenn
eine deutsche Ausstellung in Paris zustande käme, die fran-
zösischen Künstler sich in erster Linie durch eine französische
Ausstellung in München revanchieren möchten. Es wird mich
sehr interessieren, von den Fortschritten dieser Idee zu lesen."
Prof. HugoHrhr. v. Habermann - Münch eit:
„Bei den intimen Beziehungen, in welchen ich schon von
Jugend an zu allen Aeußerungen spezifisch französischen Geistes
stehe — und ich habe auch zu Zeiten, als ich naturgemäß
auf geringeren Widerhall für meine Sympathien rechnen mußte,
diesen immer unverhohlen Ausdruck gegeben —, ist es wohl
selbstverständlich, daß ich alle Arten von geistiger Annäherung
beider Völker aufs freudigste begrüße. Ein wichtiger Schritt
in dieser Richtung ist sicherlich die projektierte deutsch-fran-
zösische Tauschausstellung.
Dhne durch nachstehendes der Stellungnahme des Deut-
schen Künstlerbundes zu diesein Projekte präjudizieren zu wollen
und unter dem ausdrücklichen Vorbehalte einer späteren aus-
führlichen Darlegung des Standpunktes der Münchener Se-
zession, namentlich in Bezug auf die seinerzeitige Ausgestaltung
der Ausstellung von und für München, glaube ich der Sache
am besten durch möglichste Beschränkung meiner Ausführungen
auf die sich für einen Münchener Künstler ergebenden Ge-
sichtspunkte zu dienen.
Wenn wir die Geschichte der bisherigen Beziehungen
deutscher und französischer Künstler im Ausstellungswesen der
letzten fünfzig Jahre verfolgen, müssen wir konstatieren, daß,
die großen pariser Weltausstellungen ausgenommen, die Be-
schickung französischer Ausstellungen durch Münchener und
deutsche Künstler — überhaupt eine durchaus sporadische, jeder
Organisation ermangelnde gewesen ist; auch der seit vielen
Jahren gefaßte Beschluß der Münchener Sezession, eine eigene
Ausstellung in Paris zu gründen, ist bis heute au äußeren
Schwierigkeiten gescheitert; wohl aber findet seit dem Jahre
;869 in jeder unserer internationalen Ausstellungen eine hervor-
ragende kollektive Vorführung französischer Werke statt und
wurde dieselbe sogar bis zum Jahre ^892 jedesmal offiziell
vom französischen Staate inszeniert, aber auch von da ab, als
jener aus prinzipiellen Gründen fremde Ausstellungen nicht
mehr offiziell beschickte, lieh dessen Regierung dem jedesmaligen
Zustandekommen einer französischen Abteilung sowohl in den
internationalen als in den Ausstellungen der Münchener Se-
zession tatsächlich durch ihre Organe die weitgehendste Unter-
stützung, und gestalteten sich diese Ausstellungen immer zu
einein bedeutenden Erfolge sowohl für die französische Kunst
als für die beteiligten Künstler.
Ls war also München, welches sich zuerst in Deutsch-
land das Verdienst erworben hat, dem deutschen Publikum
 
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