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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 24
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Neubau der Schack-Galerie
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0323

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Heft 2H.

Die Werkstatt der Aunst.

319

langer Zeit verkäuflich war, ist uns als ganz sicher
bezeichnet worden.
Wir wissen wohl, daß es müßig ist, Worte
zu verlieren, wenn die Würfel schon gefallen sind,
aber wir glauben doch mit Vielen eines Sinnes
zu sein, daß diese Gedanken ausgesprochen werden,
weil sie eben ausgesprochen werden mußten, um
sich spätere Vorwürfe zu ersparen. kl.
Twel Emsenäunger».
Die alte Klage, daß man Künstlern gegenüber
nicht immer die wünschenswerte Rücksicht walten
läßt, illustriert eine an uns gelangte Zuschrift:
München, ;5. Februar ^905.
An die „Werkstatt der Kunst"!
Ihrem sehr geschätzten Blatte möchte ich folgendes
unterbreiten, vielleicht ist es wert, beachtet zu werden als
Beispiel der Behandlung von Künstlern bei Konkurrenzen.
Ich beteiligte mich an der Plakatkonkurrenz der
Deutschen Gesellschaft für Volksbäder in Berlin.
Aus Ihrem Blatte erfuhr ich das Resultat, auch daß die
Entwürfe bei Keller <8: Reiner ausgestellt seien.
Vor etwa Tagen kam mein Entwurf zurück, aber
irgend ein Wort über Resultat rc. ist mir nicht mitgeteilt
worden. Vielleicht ist es allen so ergangen, denn mein
Entwurf trug die aufgeklebte Nummer ;23.
Wir bringen das schreiben zum Abdruck auf
Wunsch des Künstlers, ohne dessen Namen zu nennen,
und wollen nicht verhehlen, daß die Veranstalter
derartiger Konkurrenzen es oft an den einfachsten
Höflichkeitsformen fehlen lassen. Der Künstler,
welcher sich die Wühe nimmt und Zeit und gei-
stige Arbeit einer Konkurrenz-Ausschreibung opfert,
kann auch beanspruchen, daß ihm alle diese Kon-
kurrenz betreffenden Maßnahmen, wie Ausstellung
der Entwürfe, Resultat rc., mitgeteilt werden.
Noch eine weitere Zuschrift ist bei uns ein-
gelaufen. Es handelt sich uni ein Rundschreiben,
das eine österreichische Architektenfirma an jene
Aünstler gerichtet hat, die sich auf Grund einer
Annonce zur Verfertigung von Entwürfen u. s. w.
bereit erklärt haben. Das Rundschreiben lautet:
Datum des Poststempels.
Euer wohlgeboren! Sehr geehrter Herr!
Um vielfachen wünschen und Anfragen nachzukommen,
sowie verschiedenen Mißverständnissen vorzubeugen, fühle
ich mich veranlaßt, ein allgemeines Antwortschreiben in
Form eines Programmes an die Herren Bewerber ergehen
zu lassen, mit dem Höst. Ersuchen, von dessen Inhalt gest.
Kenntnis nehmen zu wollen.
pro gram m.
Entsprechend der Geschmacksrichtung und der künst-
lerischen Auffassung der Herren Bewerber sowie ganz be-

sonders dem herrschenden Zeitgeist Rechnung tragend,
wollen die Herren als Musterarbeit gest. nachstehendes
bearbeiten und an mich ergehen lassen.
-ft Line Füllung, gedacht für einen Schrank, Plafond,
Vertäfelung re. in der weise, daß die Füllung aus
Ahornholz hergestellt ist und die Verzierungen bezw.
der Schmuck derselben so behandelt sind, daß die Zeich-
nung in Tusch aufgetragen ist, bezw. die Ornamente
samt der Schattierung und Konturen mit schwarzem,
braunem oder grünem Tusch gezeichnet sind. (Immer-
hin eine Deckfarbe.)
b>) wie a, nur können hierbei bunte Farben angewendet
werden, bezw. kann das Ornament gewissen male-
rischen Effekt erhalten.
c) Line Füllung in Flachornament, bunt oder in einem
Ton behandelt.
ä) Line Füllung nach Art der Holzbrandmalerei (ganz
nach eigenem Ermessen).
s) Eine Füllung nach Art der Intarsien (eingelegte Ar-
beiten), wie solche an Möbeln zu sehen sind in den
verschiedenen Museen.
t) Line Füllung für Laubsägearbeit gedacht, somit durch-
brochen.
§) Eine Füllung, wobei der Phantasie in keiner weise
Schranken gesetzt sind.
Die Zeichnungen können nach den verschiedensten
Richtungen gehalten sein: Heraldik, Ornamentik, figür-
lich, figürlich-ornamental, architektonisch, perspektivisch,
steigende, hängende, laufende Zeichnungen re. Die Stil-
art bleibt den Herren Bewerbern überlassen.
Ls steht frei, aus dem Programme, siehe oben a, b,
o, 6, e, k, §, ein einzelnes oder beliebig viele Muster an
mich zu senden, nur bemerke ich, daß die Anzahl
der Aufträge von der Anzahl der eingesandten
Musterarbeiten abhängt. Die Musterarbeiten bleiben
Eigentum des Verfertigers und dienen mir nur zur Ga-
rantie für ebensolche mustergültige Ausführung der Aufträge.
Eine Bezahlung der Musterarbeiten erfolgt
nicht. Die Bezahlung erfolgt nach Auftragserledigung
in bar ohne Abzug. Als Auftrag ist jene Arbeit zu be-
trachten, welche erfolgt, nachdem ein rechtsgültiger Ver-
trag geschlossen wurde.
Die Musterzeicknungen bitte ich auf Karton zu zeichnen
und frankiert an mich ergehen zu lassen; der Karte n-
zeichnung bitte ich eine vom Original abgepauste
Federzeichnung beiz ulegen in Tusch mit kräftigen
Strichen; das Pauspapier hierzu muß wasser-
helles, reines, durchsichtiges Pauspapier sein.
Ich bitte, die Musterarbeiten innerhalb Tagen
vom Eintreffen dieses Schreibens an gerechnet mir zu-
kommen zu lassen, widrigenfalls ich annehme, daß auf
dieses Programm nicht reflektiert wird; ich bitte, in einem
Begleitschreiben, welches den Musterarbeiten beigelegt wird,
einen Kostenanschlag beizufügen, wie hoch die Arbeiten
zu stehen kommen rc. Für beschädigte Musterarbeiten leiste
ich keinen Ersatz und lege daher den Herren Bewerbern
nahe, dieselben unter zwei starken Pappendeckeln gut zu
versorgen und in dieser weise mit dem Vermerk „Nicht
kniffen!" der Post zur Beförderung zu übergeben.
Die Musterarbeiten können jederzeit zurückverlangt
werden und bitte um Beilegung eines entsprechenden
Kuverts, versehen mit der event. genauen Adresse, sowie die
notwendigen österreichischen Marken aufgeklebt sein müssen.
Es wollen nur solche Herren Musterarbeiten ein-
senden, welche geneigt sind, mich auch bei Auftragserteilung
prompt zu bedienen.
Die künstlerische Leitung des Unternehmens liegt in
meiner Hand und behalte ich mir vor, nach Einlauf der
Musterarbeiten den Herren Bewerbern eingehendere Mit-
teilungen zukommen zu lassen.
Die Zeichnungsmanier ist ausgesprochen kräftige Feder-
manier. Hochachtungsvollst ^ —
 
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