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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 44
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Cassirer, Paul: Eine Entgegnung
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Thode-Thoma-Liebermann, [2]
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Ein moderner Landschafter über seine Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0603

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Heft qq.

Die Werkstatt der Kunst.

599

In jeder 2lusstellui:g ist ein Verkäufer (Sekretär)
angestellt, der neben seinem Gehalt Provision fürs
verkaufte Bild erhält. Die einzigen Ausnahmen
bilden die Berliner Ausstellungen des Deutschen
Künstlerbundes und der Sezession. Ich verwalte
mein Amt als Leiter des Sekretariats der Sezes-
sion und des Deutschen Künstlerbundes durchaus
ehrenamtlich und erhalte in keiner Form eine Be-
zahlung dafür, habe also nicht das geringste per-
sönliche Interesse an dein Verkauf der Bilder.
Ich hoffe, ich habe die Leser Ihrer Zeitschrift
— wenn auch nicht perrn Eornils selbst — über-
zeugt, daß die Angriffe gegen den Deutschen Künstler-
bund, soweit sie diese Angelegenheit berühren, gänz-
lich aus der Luft gegriffen sind; die anderen zurück-
zuweisen, ist nicht meines Amtes.
Der Zweck meiner Zeilen ist, neben der Richtig-
stellung der Eornils'schen Behauptungei: — und ich
wäre sehr froh, wenn ich mein Ziel erreicht hätte, —
der, daß man ineinen Ginfluß nicht so sehr über-
schätzen und meine Gewinnsucht nicht so gering
schätzen möge: Um die Prozente der Deutschei:
Künstlerbund-Ausstellung lohnt es mir nicht, die
deutsche Kunst zu vergewaltigen."
Vau! La88irer.
^bocle - ^boina - Liebermann.
In dieser Angelegenheit ergriff nunmehr Pro-
fessor Thode selbst das Wort und veröffentlichte
auf die Entgegnung Professor Liebermanns in der
„Franks. Ztg." die folgende!: Berichtigungen:
t- Ich habe Max Liebermanu in meinen Vorlesungen
nicht angegriffen, sondern seinem konsequenten Studium be-
stimmter Naturerscheinungen und seiner großen Geschicklich-
keit gebührende Anerkennung gezollt.
2. Auch habe ich „der Kuustauschauuug, die ihn erfüllt",
nicht „insamierende Beweggründe untergelegt", sondern im
Gegenteil die ehrliche Ueberzeugung der hervorragenden Künst-
ler impressionistischer Richtung betont. Wohl aber ist von mir
das Ungesunde unserer Kunstverhältnisse gekennzeichnet und
hierbei auf das Ausstellungswesen und auf die nahe
Verbindung von Künstlern, Kunsthändlern und
Kunstschriftstellern hingewiesen worden.
3. Die in Max Liebermanns erstem Artikel mit Gänse-
füßchen zitierten Worte: die impressionistische Richtung in der
modernen Kunst sei „Unsinn, der nur aus Geschäftsrücksichten
von einer gewissen Berliner Llique in die Welt posaunt wird",
sind nickt von mir gesagt worden und auch in keinem der mir
bekanntgewordenen Jeitungsreferate enthalten. Wohl aber
habe ich Berlin als den Pauptsitz der Propaganda des Im-
pressionismus in Deutschland bezeichnet.
H. Ich habe mich keiner Reporter „bedient". Ohne mein
wissen erschienen Berichte über meine erste Vorlesung in
einigen Zeitungen. Da sie und später folgende den Sinn meiner
Darlegungen im ganzen richtig Wiedergaben, hatte ich keine
Veranlassung, sie zu desavouieren.
5. wer von uns Recht hat, Franz wickhoff oder ich,
wird sich mit der Zeit erweisen. Bezüglich des Correggio ii:
Frankfurt ist die Entscheidung schon gefallen, da nicht nur
Julius Meyer, der verstorbene Biograph Correggios, und
Wilhelm Bode (in einer gedruckten Besprechung), sondern, so-
weit ich erfuhr, wohl alle deutschen Kunstkenner dessei: Echt-
heit anerkannt haben. Die Behauptung, daß Wickhoff mir
„eine Reihe gröbster Irrtümer nachgewiesen", weise ich ent-
schieden zurück. Wenn ich auf seine Angriffe nicht geantwortet,

geschah dies, weil ich meine Argumente ausführlich in Auf-
sätzen dargelegt habe und das Urteil darüber, wessen Mei-
nung die richtige, anderen überlasse.
6. Daß ich nicht „Phrasen und Schlagworte" angewandt,
sondern meine Ansichten über die neuere Malerei gewissen-
haft begründet habe, darüber wird die Veröffentlichung meiner
Vorlesungen keinen Zweifel lassen. Auf sie verweise ich für
alles übrige.
Dieser Veröffentlichung folgte unter der Keber-
schrift:
Weil: Schlußwort
eine nochmalige Erklärung von seiten Wax Lieber-
manns, ii: welcher der Künstler folgendes aussührte:
Zuin Abschluß der Auseinandersetzung mit perrn Thode
kann ich zu meiner Freude erklären, daß mein Zweck, wenig-
stens teilweise, erreicht ist: durch seine Berichtigungen be-
richtigt sich Thode selbst. Er erklärt jetzt einen Teil der iufa-
mierenden Aeußerungen gegen die neuere Kunstrichtung nicht
getan zu haben. Vielleicht entschließt er sich auch dazu, seine
Worte, „die Moderne sei unkünstlerisch, sei antideutsch, sie
entfessele die bösen Instinkte" (Neue badische Landeszeitung
Nr. s;g), als Erfindungen seiner Berichterstatter zu bezeichnen.
perrn Thode gebührt der Ruhm, für kunstwissenschaft-
liche Vorlesungen auf deutschen pochschulen den elektrischen
Schnellbetrieb, wozu die Berichterstattung in den Lokalblättern
als notwendige Ergänzung gehört, eingeführt zu haben.
Professor Schm oller in Berlin hat die Reportage überfeine
Kollegien durch gerichtliches Einschreiten verwehrt, nicht etwa
wegen Entstellung seiner Worte, sondern weil solche Ver-
öffentlichungen der guten akademischen Sitte zuwider, weil
er sie für unschicklich hielt, perr Thode hingegen erklärt, er
habe keine Veranlassung gehabt, seine Berichterstatter zu des-
avouieren. Mithin war es auch in seinem Sinne, daß sie es
für notwendig hielten, die Anwesenheit des australischen
Fräuleins Isadora Duncan zur Zeugenschaft für perrn
Thodes Auffassungen über deutsche Kunst heranzuziehen.
Auf Professor wickhoffs Nachweise gedenkt Thode
nicht zu antworten: „er habe seine Argumente in Aufsätzen
dargelegt." Aber auf diese Aussätze bezogen sich ja gerade
Wickhoffs Aeußerungen. Thodes Schweigen trägt also die
Anerkennung der ihm vorgeworfenen groben Irrtümer in
sich. Steht es nun so mit seiner Autorität auf einem Ge-
biete, worüber er seit 20 Iahrei: schreibt und spricht: mit
welchem Recht läßt er sich über den Impressionismus
vernehmen, mit dein er sich, allem Anscheine nach, erst seit
dem Ende dieses heißen Sommersemesters zum Zweck seines
ab irato unternommenen Vorlesungs-Zyklus beschäftig hat?
Erfreulich ist Thodes Versicherung, er werde sich der
Phrasen und Schlagworte enthalten. Gerade diese trennen
mich von ihm: ich empfange für die Beurteilung von Kunst-
werken mein Gesetz vom Kunstwerk selbst, Thode schätzt es
danach ein, inwieweit es seiner vorgefaßten Meinung entspricht.
Für mich gibt es gute und schlechte Kunst; ihm ersetzt
das, was er für Gemüt hält, nur zu oft das mangelnde
Können. Daher weise ich die Lobsprüche, die perr Thode mir
als Künstler erteilt, auf das ernsteste zurück.
Nunmehr, am 26. Juli, gelaugt in der „Frank-
furter Zeitung" auch der Verfasser des Buches „Der
Fall Böckliu", I. Weier-Graefe (Berlin), zum
Wort. Ueber dessei: Darlegungen werden wir un-
sere Leser in: nächsten cheste unterrichten.
bin moclerner Lanäsckakter
über seine Kunst.
Von Karl Vinnen hat der „Verein der Kunst-
freunde" in Göttingei: gegenwärtig eine große An-
zahl Skizzen ausgestellt. Gelegentlich dieser Aus-
 
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