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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 26
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Die Kgl. Gemäldegalerie in Burghausen, [2]
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Eine dringende Warnung
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Kongress zur Bekämpfung der Farben- und Malmaterialien-Fälschung
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0491

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Heft 36.

Die Werkstatt der Kunst.

§87

,Hier gibt die Wand sich keine Blöße;
Denn Prachtgemälde jeder Größe
Bedecken sie und warten ruhig,
Bis man sie würdigt. Und das tu' ich!"'
Maler ückaximilian lüedeuvein.
6me dringende Marnung.
Von verschiedenen Leiten erhielten wir in diesen
Tagen, versehen mit entrüsteten Zuschriften, wieder
einmal ein recht angenehmes Schriftstück übermittelt,
welches wir leider im vorigen hefte nicht mehr
veröffentlichen konnten. Dieses interessante, in haar-
sträubendem Deutsch abgefaßte Dokument hat fol-
genden Wortlaut:
?. k.
Wir beabsichtigen jährlich zwei Plakate anfertigen zn
lassen, die inkl. des Textes eine ungefähre Größe von 70 cm
Höhe und 80 cm Breite besitzen soll.
s 0 Idee.
Die Plakate sind für Brauereien bestimmt, die eine
bestimmte Sorte Malz, welches ausschließlich von uns her-
gestellt wird, von uns beziehen, und zwar das
Münchener Salvator Malz D.R.G.M. Nr. s^y-xo.
Ls soll also ein Plakat für Bier sein und zwar ein solches,
welches in den betreffenden Bierrestaurationen aufgehängt
wird und welches, was Text und Umfang betrifft, das
Aussehen lt. umstehender Skizze erhalten soll.
Z 2. Bedingungen.
Aus der Anfertigung der Plakate erwächst der Mün-
chener Export-Malzfabrik München, A.-G., keinerlei
Uebernahmsverxflichtung, ebensowenig die Ver-
pflichtung einer Honorierung, sondern die Entwürfe
sind als äußerster Termin bis zum x. August ;905 kosten-
frei und franko an die untenstehende Adresse abzuliefern.
Die ausschreibende Gesellschaft lehnt auch jede
Haftung hinsichtlich derAufbewahrung un «-Rück-
sendung der eingesandten Entwürfe ab.
Die Münchener Export-Malzfabrik München, A.-G.,
hat das Recht, beliebige Entwürfe um den Preis
von Mk. ;oo.— für jedes Exemplar käuflich zu über-
nehmen, wenn den Entwürfen nicht ausdrücklich die For-
derung eines höheren Preises beigelcgt ist. Außerdem steht
der Unterzeichneten Firma das Recht zu, die gesamten
eingegangenen Entwürfe drei Monate lang nach
der Einlieferungsfrist zu behalten und öffent-
lich auszu st eilen.
K 3. Auswahl.
Die Auswahl der Entwürfe zwecks käuflicher Ueber-
nahme untersteht der Beurteilung verschiedener erstklassischer
Maler (erstklassische Maler! ist doch jedenfalls köstlich. Die
Red.) in München im Verein mit der
Direktion der
Münchener Export-Malzfabrik München, A.-G.
Ist es eigentlich noch notwendig, diese herr-
liche Einladung zur Beteiligung an künstlerischer
Arbeit noch mit einer Erläuterung zu versehen?
Also keinerlei Uebernahme-Verpflichtung,
keinerlei Verpflichtung zu einer Honorie-
rung, keinerlei Haftung hinsichtlich Auf-
bewahrung und Rücksendung, keine Aus-
setzung von Preisen, aber dennoch das Recht,
die gesamten eingegangenen Entwürfe drei

Monate lang zu behalten und ökkenllicki aus-
zuslellen. lediglich elende 200 Mark für die
jährlich beabsichtigten zwei sillakate werden als
Lockspeise hingeworfen. Wirklich? Ist denn die
Arma zu dieser in Aussicht gestellten Zahlung
verpflichtet? Sie übernimmt ja keinerlei Verpflich-
tung zu einer Honorierung, keinerlei Haftung hin-
sichtlich Aufbewahrung und Rücksendung, sie
braucht also, wenn sie will, keinen Pfennig zu
bezahlen, hat aber dennoch das Recht, diese und
jene Entwürfe oder überhaupt alle samt und sonders,
wenn sie Lust hat, in ihren Händen zu behalten
und kann darüber frei verfügen.
Ein solches, für sich von vornherein mit Be-
schlag belegtes, Schalten und Walten mit fremden
Eigentum ist uns denn doch schon lange nicht mehr
begegnet, diese Bedingungen gehören zum stärksten
unerhörter Zumutungen, welche je an Künstler ge-
stellt worden sind. Wir warnen hiermit dringend
alle unsere, insbesondere jungen freunde vor diesen:
Ausbeutungs-Versuch und sind der Ansicht, daß
es unter der Würde des Künstlers ist, sich einzig
zur Reklame eines Privatunternehmers herzugeben
und seine Zeit und geistige Arbeit dafür zu opfern.
Kongress zur Bekämpfung der ^arben-
und MalmaleriaUen-^älsckung.
Gelegentlich der Tagung des sH. Allgemeinen
Deutschen Malertages zu München, Ende Juni
dieses Jahres, war von seiten der hauptsächlich
interessierten Vereine der Maler und Anstreicher
die Abhaltung einer Konferenz zur Besprechung
über die das Gewerbe schädigenden Farben- und
Malmaterialien-Hälschungen beabsichtigt (vgl. un-
sere Beilage Nr. s5 S. 72). Der vorbereitende Aus-
schuß hat seine Arbeiten vollendet und versendet
nunmehr Einladungen zu einem am 2 s. Juni
tagenden „Kongreß zur Bekämpfung der Harben-
und Malmaterialien-Fälschung". Nach den der
Einladung beigefügten „Leitsätzen" will sich der
Kongreß vor allem mit den in der Aarbenfabrikation
und im Zwischenhandel allenthalben eingerissenen
„Schlendrian" und „Schwindel" befassen und all-
gemeine Normen für die Bezeichnung, für die „Rein-
heit" und „Echtheit" der Farben, für Mal- und
Bindemittel u. s. w. in Vorschlag bringen. Da es
sich hierbei ebensosehr um die Farben für Deko-
rationsmalerei als auch für Künstler handelt, werden
wir nicht versäumen, von den Ergebnissen dieses
 
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