Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

DOI Heft:
Heft 18
DOI Artikel:
Eine deutsche Kunstakademie in Rom?
DOI Artikel:
"Künstlerpostkarten"
DOI Artikel:
Todesfälle / Gedenktage / Aus Künstler-Vereinen / Aus Kunstvereinen / Vom Kunsthandel / Aus Galerien und Museen / Auktionen / Vermischtes / Literatur-Umschau / Briefkasten der Schriftleitung / Werbung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0253

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Heft s8.

Die Werkstatt der Aunst.

249

Es liegt im Wesen des Akademismus, daß
er in dauernder Gefahr schwebt, „Zöpfe anzusetzen".
Trotzdem wird man um des Guten willen, das
sich in seinem Rahmen gleichwohl wirken läßt, in
Deutschland selbst die Akademien nur reformieren,
nicht aus der Welt schaffen wollen. Eine römische
Akademie dagegen würde bei allen guten Absichten
letzten Endes lediglich dem steifsten Zopftum dienen,
wie man das in Frankreich jetzt einzusehen beginnt.
Wan lasse sich darum nicht von dem stolzen Alang
des Namens eines solchen Znstituts blenden; es
würde kein Segen dabei sein!
Diese Ausführungen sind der „Nationalzeitung"
entnommen. Wir haben ihnen nichts hinzuzufügen,
da sie völlig dem alten Standpunkt der „Werkstatt"
entsprechen.
„Mrisllerpostkarten."
Zu einer kleinen Debatte über Aunst und Sitt-
lichkeit gestaltete sich die Verhandlung, die laut „Frkf.
Ztg." am 2s. Januar in Frankfurt a. W. vor der
Strafkammer gegen eine Geschäftsinhaberin der
Aaiserstraße, wegen Verkaufs unzüchtiger Bilder,
stattfand. Ein höherer Ariminalbeamter, der im
Auftrag des Polizeipräsidenten die Postkartengeschäfte
nach unzüchtigen Bildern revidierte, hatte in jenem
Laden einige Postkarten aus einem Päckchen be-
schlagnahmt, das ihm die Angeklagte mit den
Worten: „Es ist aber nur etwas für Aünstler!"
überreicht hatte, ohne den amtlichen Tharakter des
Aäufers zu kennen. Der Staatsanwalt wies darauf
hin, daß sich die Alagen im Publikum darüber
mehren, daß die Schaukästen von Postkartenhand-
lungen schlüpfrige Bilder enthalten. Wan könne
sich nicht darauf stützen, daß man es mit Nach-
bildungen von Aunstwerken zu tun habe, denn
nach einer Entscheidung des Reichsgerichts können
derartige Bilder durch die Art der Reproduktion
unzüchtig werden. Der Antrag des Staatsanwalts
lautete auf sOO Wark Geldstrafe. Der Verteidiger
hob hervor, daß derartige Bilder oft von jungen
Aünstlern, die lebende Wodelle nicht bezahlen können,
gebraucht werden, um sie zu Aktstudien zu ver-
wenden. Das Urteil lautete auf Freisprechung der
Angeklagten. Die Bilder enthalten, so führte der
Vorsitzende aus, eine Darstellung des weiblichen
Aörpers, die das Schamgefühl nicht verletzen. Auch

hat der Angeklagten das Bewußtsein gefehlt, daß
die Bilder geeignet seien, in dem Aäufer eine ge-
schlechtliche Lüsternheit zu erregen. Wenn sie auch
den Aäufer nicht gefragt hat, ob er ein Aünstler
sei, so konnte sie doch annehmen, daß er künstle-
rische Zwecke mit den Bildern verfolge.

Aus Künstler-Vereinen. (Fortsetzung)

Frankfurt a. M. Die Künstlergesellschaft und der
Architekten- und Ingenieurverein wollen nicht nur die
Einweihung des Steinernen Hauses, sondern auch den
Durchbruch der Altstadt feiern und damit zugleich für
die Erhaltung des künstlerischen Charakters der Altstadt ein-
treten. Mit Rücksicht auf diese allgemeinere Bedeutung hat
der Magistrat gestattet, daß die Festlichkeit in den Räumen
des Neuen Rathauses abgehalten wird, die bei dieser Ge-
legenheit zum erstenmal dem Publikum geöffnet sind; auch
einzelne Teile des Römers sollen als Festräume benützt werden.
Die Feier, die somit als künstlerisch-altstädtisches Fest gedacht
ist, wird drei Tage dauern.
Paris. Der Künstlerverein Sociere äos ^Mistes
Vrav^ais in Paris wählte zum Präsidenten Robert Fleury,
zu Vizepräsidenten die Institutsmitglieder Nen 0 t und E 0 utan,
zum Vorsitzenden des Preisgerichts des Salon (905 Julius
Lesebvre und Antonin Nercie.

Aus Kunslvereinen.
Dresden. (Kunstgewerbeverein.) Durch das Entgegen-
kommen des Sächsischen Kunstvereins ist den Mitgliedern die
Gelegenheit gegeben, neue kunstgewerbliche Arbeiten, die noch
nicht ausgestellt waren, zur Ausstellung zu bringen. Die Lin-
lieferung derselben hat stets Donnerstag vormittags (0 Uhr
im Ausstellungslokal, Brühl'sche Terrasse, zu erfolgen und
zwar an nachfolgenden Tagen: t9- Januar, H., (8. Mai,
(., (5., 29. Juni, (z., 27. Juli, (0., 2^ August, 7., 2(. Sep-
tember, 5., (9. Gktober, 2., (6, zo. November, 28. De-
zember. Vom (0. Februar bis Ende April sind die Räume
des Kunstvereins für eine Sonder-Ausstellung anderweitig ver-
geben. Der Einlieferung hat ein Lieferschein beizuliegen, der
genaue Angaben über Künstler, Hersteller, Gegenstand und
Preis zu enthalten hat. Ueber die Annahme der Werke ent-
scheidet die Jury. Bei Ankäufen wird eine Provision von
(0 Prozent in Abzug gebracht. Zu weiteren Auskünften ist
das Mitglied des Direktoriums, Herr k. Hofkunsthändler H.
Holst (Emil Richters Kunstsalon) bereit.
Devinannstadt. Der von einigen Kunstfreunden ge-
gründete Verein, von dem wir jüngst schon Notiz genommen
haben, hat den Namen „Sebastian Hann-Verein für heimische
Volkskunst" erhalten. Zum Vorstand wurde Professor Karl
Dörschlag, zum Geschäftsführer Emil Sigerus, zum Säckel-
wart Franz Michaelis gewählt. Im Ausschuß befinden sich
u. a. Professor Michael Esaki, Kustos des Bruckental'schen
Museums, Friedr. Mieß und Michael Fleischer, Maler.
München. Ein bayrischer Museumsverein, der
sich über das ganze Königreich erstreckt, soll in den nächsten
Wochen gegründet werden. Die Anregung hierzu geht vom
Prinzen Rupprecht aus. Als Motiv hat diese Neugründung
die immer mehr hervortretende Gefahr, daß einerseits die be-
rühmten Sammlungen des Staates — wie die beiden Pinako-
theken, die Glyptothek, das Nationalmuseum u. s. w. — bei
den geringen Mitteln, welche für sie alljährlich ausgeworfen
werden, von auswärtigen Museen überholt werden, und
andererseits bedeutende Kunstschätze aus bayrischem privat-
besitz ins Ausland wandern. Der neue Verein hat den Zweck,
 
Annotationen