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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 12
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Künstleraffären in Wien
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Todesfälle / Gedenktage / Aus Künstler-Vereinen / Aus Kunstvereinen / Vom Kunsthandel / Aus Galerien und Museen / Auktionen / Vermischtes / Literatur-Umschau / Briefkasten der Schriftleitung / Werbung
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0168

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Die Werkstatt der Aunst.

Heft s2.


tauglicher Nachfolger; man müsse daher zwei Professoren nach
Deutschland senden, um einen Professor zu suchen. Dies er-
schien dem Ministerium um so weniger annehmbar, als in der
Person Marschalls, der vortreffliche Medaillen des Kaisers und
der Päpste Leo XIII. und Pius X. ansertigte, entsprechender
Ersatz gefunden war. Die Vorwürfe gegen Marschalls künst-
lerisches Gebaren hätten sich in der Untersuchung als halt-
los herausgestellt. Er müsse Marschall durchaus in Schutz
nehmen und übernehme die Verantwortung für seine Ernennung.
Maler Schmutzer erklärt in einem offenen Briefe, daß
die gegen Marschall erhobene Beschuldigung, derselbe habe sich
von Schmutzer die Zeichnungen zu seiner Kinderfestzug-Me-
daille zeichnen lassen, unrichtig sei, und daß er (Schmutzer)
den Abgeordneten vr. Lrler nicht informiert habe.
An der Akademie der bildenden Künste fanden aber-
mals Demonstrationen gegen Professor Marschall statt. Der
Prorektor Professor Hellmer versicherte den Akademikern,
daß das Professorenkollegium mit ihnen sympathisiere. Die
Akademie wurde vorläufig geschlossen.

Aus Akademien unci Runslsckulen.
München. In der männlichen Abteilung der Kunst-
gewerbeschule erteilt jetzt an Stelle des pensionierten Pro-
fessors Ulke Kunstmaler Blaim den Unterricht im Glas-
malen. — Die Architektur-Abteilung des verstorbenen Pro-
fessors Romeis leitet jetzt interimistisch ein früherer Schüler
dieses Künstlers, Zimmermann. — Die verwaiste Lehrstelle
für Architektur wird zur Besetzung öffentlich ausgeschrieben.
Nürnberg. An der Kgl. Kunstgewerbeschule ist die Stelle
eines Professors für ornamentales und kunstgewerb-
liches Zeichnen neu zu besetzen. (Näh. siehe im Anzeigenteil.)
Paris. Die Amerikaner wollen in Paris eine Kunst-
schule begründen, die jährlich einige „prix äs verteilt.
Die Regierung der Vereinigten Staaten hat zur Verwirk-
lichung des planes eine Million Mark bewilligt. Auch pri-
vate haben große Beiträge gestiftet.
Aus Galerien unci Museen.
Paris. Das Luxembourg-Museum ist längst unzu-
reichend und deshalb eine umfassende Vergrößerung in Aus-
sicht genommen. Der plan geht dahin, das einen rechten
Winkel bildende Museumsgebäude durch Anbauten zu ver-
größern, so daß ein viereckiger Komplex mit einer großen
Mittelhalle entstände. Die nach der Rne Vaugirard gelegene
Stirnseite würde über dem Erdgeschoß — das jetzige Gebäude
ist ebenerdig — noch ein Stockwerk für kunstgewerbliche Gegen-
stände, Zeichnungen, Drucke erhalten, die jetzt zum Teil in
Kästen trauern, doch würde im Einklang mit der einfachen
Architektur des alten Museums und in Anbetracht der Kosten
aus monumentale Großartigkeit des Baues verzichtet werden.
Die Gesamtausgaben schätzt man auf ungefähr ;so ooo Frcs.
Paris. Das städtische Museum des Petit Palais in
Paris, das bis jetzt nur die Sammlung Dutuit und die
modernen Kunstwerke enthielt, welche die Stadt in den letzten
20 Jahren erwarb, ist durch die künstlerische Hinterlassenschaft
des Bildhauers Jean Larries bereichert worden, die einen
ganzen Saal füllt. Der Kunstfreund Georges Hoentschel, der
Larries in seinen letzten Lebensjahren unterstützte und sein
Erbe wurde, hat die Sammlung der Stadt überlassen. Neben
zahlreichen Büsten und kleinen Werken der Skulptur bean-
spruchen die Töpfereien des Künstlers Beachtung. Das Por-
trät des Künstlers, das die Schweizer Malerin Louise Br es -
lau gemalt hat, ist von der Stadtverwaltung eigens erworben
worden, um dem Larries-Saale zum Schmuck zu dienen.
Ivien. Das österreichische Unterrichtsministerium hat
neuerdings für die Moderne Galerie angekaust: ein Ge-
mälde von Wilhelm Leibl, ferner die Bilder „Platz in Kitz-
bühel" von V. Radimsky, „Partie aus Vorau" von Erwin
pendl und „Gasthof in St. Agatha" von I. Koganowsky.

Geplante Denkmäler.
Berlin. Der Kaiser besichtigte im Atelier des Bild-
hauers Tuaillon in Wilmersdorf das Kaiser Friedrich-
Denkmal, das als Reiterstandbild im März nächsten Jahres
in Bremen, und zwar in der Neustadt an der Kaiser Friedrich-
straße zur Aufstellung kommen soll. Das ganze Denkmal, für
das Tuaillon jetzt das Gipsmodell vollendet hat, erhält eine
Höhe von acht Meter. Das Reiterstandbild selbst wird fünfMeter
hoch. Die Gestalt des Herrschers erscheint aus trabendem
Pferde und in einer Gewandung, die sich an die Tracht der
römischen Imperatoren anlehnt. Das Haupt ist ohne Kopf-
bedeckung dargestellt. Der Kaiser betrachtete das Modell ein-
gehend, billigte die Auffassung und äußerte sich lobend über
das Werk. Nunmehr wird das Reiterbild bei Noack-Friedenau
in Bronze gegossen. Die Statue wird sich aus einem einfachen
Postament erheben, für das ebenfalls Bronze als Material
gewählt ist. (Tuaillon ist Vorstandsmitglied des Deutschen
Künstlerbundes. Der Kaiser „billigt" also das Werk eines
„Sezessionisten". Das könnte eine erfreuliche Klärung in
den Kunstansichten des Monarchen bedeuten.)
Bern. In der großen Kuppelhalle des Bundeshauses
soll auf dem Haupttreppenpodest ein großes, symbolisch die
Eidgenossenschaft feierndes Marmorbildwerk aufgestellt werden:
die Rütli-Gruppe. Zur Zeit ist in der Kuppelhalle ein
Gipsmodell der Rütli-Gruppe aufgestellt, das von dem welsch-
Schweizer-Bildhauer vibert herrührt, ferner in kleinem Modell
daneben die Gruppe des Deutsch-Schweizers Richard Kißling.
Das Modell eines dritten Bewerbers wird erwartet.
Bernburg i. And. Geplant ist ein Herzogin Frie-
derike-Denkmal.
Dessau. Das Landeskomitee beschloß, ein Reiterstand-
bild Herzogs Friedrich I. aus dem Albrechtsplatze zu er-
richten. Für das ganze Denkmal ist die Summe von 95 000 Mk.
ausgesetzt. Die Ausführung der Figur erfolgt in Bronze.
Dresden. Aus der Mitte der Ständeversammlung, welcher
der Heimgegangene König Georg ein Menschenalter hindurch
angehört hat, ist nach Schluß der diesmaligen außerordent-
lichen Tagung unter Vorsitz der beiden Präsidenten ein vor-
bereitender Ausschuß zusammengetreten, der sich die Aufgabe
gestellt hat, ein König Georg-Denkmal in der Landes-
hauptstadt zu errichten.
Nelbra a. Nvffb. Der Deutsche Technikerverband hat
bereits zooo Mk. für ein Bismarck-Denkmal im Kyffhäuser-
gebirge ausgebracht.
Paris. Die Statue des „Denkers" von Rodin, eines
der Hauptstücke des letzten Salons, ist mit den durch eine
öffentliche Subskription znsammengebrachten Mitteln angekaust
worden und soll vor der Freitreppe des Pantheon seinen Platz
finden. Der Schöpfer des „Denkers" soll sich mit der Wahl
des Platzes einverstanden erklärt haben.
Paris. Das Monument Ludwig van Beethovens, das
sich in der Mitte des Trocadero-Platzes, gegenüber der Avenue
Henri Martin, erheben wird, wurde einem noch jungen
Künstler, dem Bildhauer Jose de LH armoy, im Auftrag
gegeben, demselben, von dem auch die zwei Statuen Baude-
laires und Samte-Beuves auf dem Friedhof Montparnaffe
stammen. Beethoven ruht, in der Art eines Halbgottes nach-
gebildet, auf einem gewölbten Sockel, den vier Genien tragen.
Das Modell ist bereits vollendet.
Versonal-Dackricklen.
Berlin. Adolf v. Menzel trat am 8. Dezember in
sein neunzigstes Lebensjahr. Der Kaiser sandte ihm die Nach-
bildung eines Schlachtengemäldes. Namens der Berliner Aka-
demie gratulierte Anton v. Werner.
Düsseldorf. Der Genre- und Figurenmaler Gtto Erd-
mann, Hierselbst, feierte am ;o. Dezember seinen 70. Geburts-
tag. Der Künstlerverein „Malkasten" hatte zu Ehren des
Künstlers eine Festseier veranstaltet.
 
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