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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 50
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"Der Fall Böcklin", [3]
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Todesfälle / Gedenktage / Aus Künstler-Vereinen / Aus Kunstvereinen / Vom Kunsthandel / Aus Galerien und Museen / Auktionen / Vermischtes / Literatur-Umschau / Briefkasten der Schriftleitung / Werbung
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0689

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Heft 50.

Die Werkstatt der Kunst.

685

ein Versuch am untauglichen Objekt. Denn wozu
das alles? Um hekuba! Um zu erweisen, daß Böcklin
kein Maler war! Gerade das Bildnis Böcklins mit
dem geigenden Tod gehört zu denjenigen Werken
des schweizerischen Künstlers, die auf spätere Ge-
schlechter noch wirken werden trotz aller Kritik; ebenso
wie Schillers Werke sich erhalten trotz Otto Ludwigs
Analyse, oder wie Meyerbeer immer noch ausge-
führt wird trotz des wilden Gebelfers Richard Wag-
ners. Gerade die Auffassung Böcklins ist gegen die
der alten Totentanzkünstler um so viel fortgeschrittener,
moderner, daß sie unmittelbar bei den Zeitgenossen
anspricht. Zn jedes gebildeten Menschen Leben kom-
men Momente der philosophischen Besinnung, wo
er eine Sekunde innehält, und daran denkt, daß er
nach jenem dunklen Durchgang hinstrebt, um dessen
Mund die ganze Hölle flammt; und alle Freuden,
alles Sichtbare, hörbare, Fühlbare werden einen
Augenblick hhantom. Lin solcher Augenblick war
es, der dem Baseler Maler das Bild eingab; es
ist weniger geklügelt und berechnet wie viele seiner
späteren Werke. Der Ton, den der unheimliche Gast
auf der letzten unzersprungenen Saite vorgeigt, ist
derselbe, den Robert Schumann voll Entsetzen hörte,
als sich sein Wahnsinn ankündigte; es ist derselbe
Ton, den Smetana am Schlüsse seines einzigen Streich-
quartetts erklingen läßt. Und mit solchen -Argu-
menten^, wie sie Meier-Graefe hier gegen Böcklin
braucht, kann ein federflinker Mann alle Jahre einen
Todschlag verüben, ohne mehr Ruhm bei der be-
sonnenen Nachwelt zu ernten, als das tapfere
Schneiderlein.
Nichts ist natürlicher, als daß auf die Über-
schätzung Böcklins eine Reaktion, ein Wellental der
Unterschätzung eintreten muß, die Meier-Graefe,
wenn auch nicht sehr glücklich, eingeleitet hat; der
wahre aUvocatus äiadoli Böcklins muß erst noch
kommen. Dann wird man aus Berg und Tal die
Mitte ziehen dürfen, um ungefähr den Punkt zu
finden, auf dem spätere, leidenschaftslose Historiker die
Werthöhe der Böcklin'schen Kunst einstellen werden."

Laukencie VreisLUSsckreiben. (Fortsetzung.)
Barmen. Der Verkehrsverein für Barmen und das
bergische Land richtete an die Verwaltung der Stadt eine
Eingabe, in der er bittet, durch ein zu erlassendes Preisaus-
schreiben darauf hinzuwirken, daß der Stadt durch Lieferung von
mustergültigen Bauplänen ein einheitliches Lharakter-
bild gegeben werde. Als Grundlage sollen die zahlreich er-
haltenen älteren Barockbauten des bergischen Landes dienen
und die Neuschaffung und Wiederbelebung eines „bergischen
Stiles" angestrebt werden.
Dortmund. Zu dem Wettbewerb, betreffend die Er-
langung von Entwürfen für ein Plakat zur Malerfachaus-
stellung (siehe Heft H8) wird noch näher mitgeteilt: Größe
;,;o rn, Breite 0,70 w, mit der Beschriftung: Protektorat.
(Bemerkung: Für die Namen der Protektoren sind 2 Zeilen
vorzusehen.) Ausstellung des Verbandes der Maler von Rhein-
land und Westfalen vom 5. bis 25. Mai ;yos am Freden-
baum zu Dortmund. Raumkunst. Kunstgewerbe. Fachschulen.

Vergnügungspark. (Bemerkung: Letzteres Wort ist unten im
Plakat anzuordnen.) — Die Entwürfe sind für höchstens drei
Farbendrucke in natürlicher Größe mit Kennwort und Bei-
gabe eines geschlossenen Kuverts, inhaltlich Name und Adresse
des Einsenders, bis zürn ;o. November d. I s. dem Unter-
zeichneten unter Adresse: Städtische staatlich unterstützte hand-
werkerschule zu Dortmund einzusenden. Ein- und Rücksendung
erfolgen auf Kosten der Bewerber. Die Ausstellungskommission
i. A. Regling, Direktor, Dortmund, Schwanenwall Nr.
Ball. (An die Künstler des politischen Bezirkes
Innsbruck) ergeht die Einladung, zur Errichtung eines
Denkmals für Joseph Speckbacher Skizzen einzureichen. Diese
Einladung ist nicht eine Preis-Konkurrenzausschreibung im
landläufigen Sinne. Das künstlerische Urteil obliegt einem
Komitee nichtbeteiligter Kunstverständiger, deren Namen dem-
nächst bekanntgegeben werden. Zur Ausführung gelangt jene
Skizze, welche am besten den Zwecken entspricht. Die Kosten
sind vorläufig mit zo ooo Kr. in Aussicht genommen. Künstler,
welche geneigt sind, sich in den Dienst dieses Unternehmens
zu stellen, werden ersucht, sich sofort mit dem Komitee behufs
Beteilung mit den nötigen Ausführungsbedingungen und
Plänen in Verbindung zu setzen. Als Termin für diese Skizzen
wird der Oktober (905 angesetzt. Alle Zuschriften sind zu
richten an den Gbmann Vr. E. waitz.
Neustadt i. U). (Die landschaftlichen Schönheiten)
von Neustadt (Westpr.) und seiner näheren Umgebung sollen
bildlich dargestellt werden. Für die in Naturwahrheit und
künstlerisch besten Darstellungen werden folgende Preise aus-
gesetzt: 1. Drei Preise von 80, 50 und 20 Ulk. für acht photo-
graphische Aufnahmen. II. Zwei Preise von zo und 20 Ulk.
für drei Zeichnungen oder Skizzen (Bleistift, Kreide). Das
Preisausschreiben schließt mit (5. Oktober O05. Die Be-
dingungen werden von dem Ausschuß zur Hebung des Fremden-
verkehrs in Neustadt auf Wunsch gratis versandt.
Erledigte Vreisaussckreiben.

Leipzig. (Erich Grüner) ging in Zürich als zweiter
Sieger bei dem Preisausschreiben der Firma Fritz Amberger
vorm. David Bürkli für einen Umschlag zu Bürklis Reise-
begleiter für die Schweiz hervor. Der Leipziger Künstler er-
hielt bereits in diesem Jahre den ersten und zweiten Preis
bei der Konkurrenz des Leipziger Kunstgewerbevereins und
in Darmstadt Preis und Lob für ein Glasgemälde. Der
Künstler, ein früherer Schüler der „Leipziger Akademie", be-
gibt sich noch diesen Monat nach Paris, um dort weitere
Studien für ein Jahr zu machen.
Denkmäler.
Dresden. (Ein neuer Schloßbrunnen) wurde im
kleinen Hofe des Residenzschlosses, in den man von der Schloß-
straße aus durch das sogenannte Löwentor gelangt, enthüllt.
Der neue Brunnen, der den Ritter St. Georg darstellt, ist
eine Stiftung des Sächsischen Kunstfonds und wurde von Prof.
Volkmann in Rom entworfen. Ueber einem großen Sand-
steinbassin zeigt das Brunnenmonument in Reliefarbeit die
Gestalt des Ritters Georg zu Pferde mit dem darunter liegen-
den erlegten Drachen. Das Roß schreitet ruhigen Schrittes
über das tote Ungetüm hinweg und der Mantel des Ritters
flattert im Winde. Ueber der Figur des Georgsritters wird
ein Medaillonporträt des Königs Georg angebracht und das
Ganze erhält als Abschluß nach oben ein kupfernes Schutz-
dach. Der Brunnen erhält seinen Platz links im kleinen Schloß-
hofe an der Schloßmauer.
Damburg. (Dem Bismarck-Denkmal Lederers) ist
jetzt das Haupt aufgesetzt. Dieser Granitblock war 2-45 Zentner
schwer, als er in Hamburg ankam; dann wurde er erst be-
hauen und dadurch um 50 Zentner erleichtert. Der so be-
arbeitete Block von fast 300 Zentnern wurde in mehrstündiger
schwerer Arbeit glücklich emporgewunden und auf den hals
des steinernen Giganten gefügt. Als das schwierige Werk
 
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