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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 25
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Zur Förderung der Kunstpflege in Bayern
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0337

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Organ kurdie
Interessen der M
c^^^denden Krenttler.

Keäakleur: Karl ^riess.

IV. Zakrg. ^ ^elt 25. ^ 20. Mär^ -yoZ.

2ur ^öräerung cler Kunstpllege m Vayern.

Zwei Vorgänge von weittragender Bedeutung
über die örtlichen Grenzen der bayerischen Hauptstadt
hinaus hat die Lokalgeschichte der Stadt München
in den letzten Tagen zu verzeichnen gehabt.
Der Verein bilden der Künstler Münchens
(„Rezession") hielt am 8. März seine ordentliche
Generalversammlung ab. Auf der Tagesordnung
stand neben internen Angelegenheiten die wichtige
Frage der Gründung einer Sezessions-Galerie.
Der Antrag des Ausschusses lautete:
„Durch Ankäufe, Schenkungen und Deponieren aus-
gezeichneter Kunstwerke sol! eine Galerie geschaffen werden.
Die Leitung obliegt einer Kommission von fünf Mit-
gliedern, wovon drei durch den Ausschuß und zwei durch
das Plenum gewählt werden. Sie werden auf zwei Jahre
gewählt und sind wieder wählbar.
Dem Ausschüsse steht das Recht zu, Erwerbungen
oder Schenkungen abzulehnen.
Lin jährlicher Kredit von zooo Mk. steht für An-
schaffungen zur Verfügung.
Der Ausschuß beantragte diese Bestimmungen provi-
sorisch auf zwei Jahre anzunehmen, worauf erst die defi-
nitiven Bestimmungen getrosten werden sollen."
Der Antrag wurde von der Generalversamm-
lung einstimmig angenommen.
Wenige Tage später, am f f.März, wurde unter
dem Vorsitz des Prinzen Ruprecht, in dem die alte
Familientradition der Wittelsbacher besonders leben-
dig ist, ein bayerischer Museumsverein als „Baye-
rischer Verein der Kunstfreunde" gegründet.
Schon längst hat die Fach- und Tagespresse
immer wieder darauf hingewiesen, daß man in
München und Bayern aus den Lorbeeren eines
Ludwig I. einzuschlafen droht. Wenn man auf die

außerordentlichen Anstrengungen anderer Staaten
und Städte blickt, auf die Unterstützung, die dort
Museen von Behörden und privaten erfahren,
konnte man sich eines gewissen beschämenden Ge-
fühls nicht erwehren. Zm Vergleich mit dem, was
in Berlin besonders dank einer großzügigen Mu-
seums-politik auf Grund glänzender finanzieller
Dotierung erreicht worden ist, wie z. B. in den
Beständen des alten Museums planmäßig Lücke
um Lücke ausgefüllt und die National-Galerie
mehr und mehr zur ersten Sammlung des Reiches
für moderne Kunst geworden ist, kommt das in
München Geleistete kaum in Betracht. Zwar nicht
an Männern besten Wollens und Könnens hat
es uns gefehlt, wohl aber an den Geldmitteln.
Jene beiden Beschlüsse wollen hier fördernd
eingreifen. Der Museumsverein, dessen Mitglieder
einen Jahresbeitrag von mindestens 20 Mk. zu
zahlen haben — den Titel eines Ehrenmitgliedes
erwirbt man durch einen Jahresbeitrag von 300,
den eines Dotators durch eine einmalige Mindest-
leistung von sOOOO Mk. —, bezweckt in erster Linie,
wie Geheimrat Prof. v. Reber in der konstituie-
renden Sitzung ausführte, die Erwerbung von Kunst-
werken älterer Epochen, besonders des f8. Jahr-
hunderts und der Antike. Zn den Ausschuß wurde
neben Kunsthistorikern und Kunstfreunden auch eine
größere Anzahl Künstler gewählt.
Wichtiger für die lebenden Künstler ist der
Beschluß der Sezession. Er kann von allen Künst-
 
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