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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 4.1904/​1905

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Heft 15
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Hollenberg, Felix: Zur Reform der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft, [11]
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https://doi.org/10.11588/diglit.42122#0210

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206

Die Werkstatt der Aunst.

Heft ^5.

walten. Diese Lokalkasse kann jederzeit uneinge-
schränkt zum Nutzen der Lokalmitglieder verwendet
werden, sei es, daß aus den Erträgnissen des Lokal-
vermögens die Beiträge für die Ortsmitglieder an
die allgemeine Aasse ganz oder zum Teil gezahlt
werden, sei es, daß die Erträgnisse den NAtgliedern
als besonderer Zuschuß zugute kommen. Auf
alle Hälle aber ist das Vermögen, das ein Gris-
li erein besitzt oder erwirbt, vollkommen in Besitz
und Verwaltung dieses Grtsvereins und geht die
allgemeine Aasse in keiner Weise etwas an.
Hür den, der nach diesen Ausführungen noch
Zweifel an der Durchführbarkeit und an dem sicheren
Arbeiten dieser getrennten Aassen haben sollte, ge-
nügt ein Hinweis aus eine ganz analoge Einrich-
tung, um alle Zweifel zu zerstreuen, nämlich auf
die Renten- und Pensionsanstalt für deut-
sche bildende Aünstler in Weimar. Auch bei
dieser Aasse haben eine Reihe von Grtsvereinen
zum Teil ganz bedeutende Honds angesammelt,
deren Erträgnisse lediglich den Angehörigen dieser
Grtsvereine zukommen, eine Einrichtung, die meines
Wissens noch in keiner Weise Nachteile gezeigt hat.
Zst somit den Lokalvereinen die unbedingte
Freiheit des Handelns in ihrem Verwaltungsbezirk
im gleichen Waße wie bisher gesichert, so tritt
hierzu der große Vorteil, daß die heute noch zer-
splitterten Aräfte zu einer großen Einheit zusammen-
gefaßt werden, wodurch ihre Leistungsfähigkeit in
nicht zu unterschätzender Weise gesteigert wird.
Gerade in diesen: Zusammenfassen der zer-
splitterten und deshalb irrationell arbeitenden Sonder-
organisationen und in einen: zeitgemäßen Ausbau
der Allgemeinen Deutschen Aunstgenossenschaft, durch
Verbesserung von zum Teil schon vorhandenen oder
Durchführung von in ähnlichen Verhältnissen er-
probten Einrichtungen, liegt das wichtigste und aus-
sichtsvollste Woment bei der Reorganisation der
Allgemeinen Deutschen Aunstgenossenschaft.
Alle diese, auf wirtschaftlichen: Gebiet lie-
genden Verbesserungen, nach deren Durchführung
die Allgemeine Deutsche Aunstgenossenschaft über-
haupt erst einen Zweck bekommt, geben zugleich die
Garantie, daß das Gebäude, welches alle deut-
schen Aünstler in sich aufzunehmen bestimmt ist,
nicht bei jeder, noch so kleinlichen Rleinungsver-
schiedenheit unter einzelnen Aünstler:: in seinen
Grundfesten ins Wanken gerät. Sind erst alle
deutschen Aünstler durch das feste, unzerreißbare Band

einer entschiedenen und zielklaren Znteressenvertre-
tung verbunden, bietet die Organisation positive,
große Vorteile, gibt sie den: Einzelnen einen festen
Halt, der nicht von heut auf morgen durch eine
neue Organisation zu ersetzen ist, so wird auch
die fortgesetzte Zersplitterung in immer kleinere
Gruppen und Grüppchen ein Ende haben. Welches
Unheil dieser nun seit Zähren dauernde und immer
kleinlicher werdende Zersetzungsprozeß über die Ge-
samtheit der deutschen bildenden Aünstler gebracht
hat, das brauche ich nicht erst zu betonen, das ist
jeden: Einsichtigen seit Zähren bekannt.
Die Grundlage aller Verbesserungen ist die
völlige Umgestaltung des Verwaltungsappa-
rates der Allgemeinen Deutschen Aunstgenossen-
schast. Eine Tonckitio sine cqua non ist, daß der
Ätz des Hauptvorstandes fest gemacht wird. Ohne
festen Ätz ist jedes energische, ruhige und gleich-
mäßige Arbeiten unmöglich und zwar deshalb,
weil, so wie die Dinge bisher lagen, alle drei Zahre
die Existenz und die Lebensfähigkeit der Allgemeinen
Deutschen Aunstgenossenschaft von einer zufälligen
Personenfrage abhängig war. Auch haben die
traurigen partikularistischen Strömungen innerhalb
der Allgemeinen Deutschen Aunstgenossenschaft ihre
Hauptquelle darin, daß bei der absoluten, in der
verfehlten Organisation begründeten Ohnmacht
der Allgemeinen Deutschen Aunstgenossenschaft
eine mächtige Lokalgenossenschast leicht der Ver-
suchung unterlag, ihre momentanen Sondervorteile
unter rücksichtslosester Hintansetzung der allgemeinen
Znteressen zu verfolgen.
Daß in der Tat die Organisation der Ge-
nossenschaft in keiner Weise geeignet war, die
Lösung der ihr gestellten Aufgaben herbeizuführen,
daß vielmehr Wohl und Wehe der gesamten
deutschen Aünstlerschast von der zufälligen Wahl
der leitenden Personen abhing, das beweisen alle
bisherigen Tätigkeitsberichte der Hauptvorstände,
soweit ich Gelegenheit hatte, dieselben zu prüfen.
Das beweist insbesondere ein Zahresbericht, der
eine Periode von geradezu musterhafter Geschäfts-
führung umfaßt, ich meine den Tätigkeitsbericht
des Hauptvorstandes in Düsseldorf für die
Zahre s882—8H, wo Andreas Achenbach und
Heinrich Deiters die Geschicke der Genossenschaft
leiteten. Es herrschte auch in der Allgemeinen
Deutschen Aunstgenossenschaft damals das Gefühl,
daß die Geschäfte ausgezeichnet geführt worden
 
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