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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 5.1905/​1906

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Heft 6
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Die deutsche Kunstausstellung zu Cöln im Jahre 1906
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Die Deutsche Kunst auf der Weltsausstellung in St. Louis 1904
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https://doi.org/10.11588/diglit.45527#0078

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Die Werkstatt der Kunst. Heft 6.

Was sonst an neuer Kunst gezeitigt wird, soll
diesen Eindruck nur verstärken und unterstützen. Es
kann kein Zufall sein, daß unsere deutschesten Weister
in den Ländern am Rhein ansässig sind: Bohle,
Otto Gebhardt, Haug, Gerh. Janssen, Kalck-
reuth, Sattler, Schönleber, Steinhausen,
Thoma, Trübner — um nur einige Namen zu
nennen — werden deutlich die Häden zeigen, die
zu den Rethel, Schwind und Cornelius, sowie
zu den Alten führen. And Welti, Haider, Fed-
dersen, B. Winter: alles was sonst im Reich
deutsche Walerei in persönlichen Werken gibt, wird
diese Wirkung unterstützen. Nicht zum wenigsten
aber soll der ganze Heerbann rheinländischer Wa-
lerei vom Künstlerbund Karlsruhe bis zu der
jüngsten Künstlergruppe in Hagen Wann an
Wann zur Stelle sein, um das Bild deutscher Wa-
lerei auch in unseren Tagen reich und lebendig
zu zeigen.
Nicht nur, weil Lei bl ein geborener Tölner
war, sondern weil sein Wünchener Kreis auf male-
rischem Gebiet vielleicht das merkwürdigste Ereig-
nis der deutschen Kunstgeschichte im vorigen Jahr-
hundert darstellt, soll ihm und seinen Genossen ein
Ehrensaal gewidmet sein, der von dem Haupt-
gebäude durch einen schön ausgebildeten Hof ge-
trennt, sich auch schon äußerlich durch die Archi-
tektur von Bernhard Aankok als etwas Besonderes
abhebt. Zn anschließenden kleineren Räumen wer-
den sich besondere Kollektionen rheinischer Weister
mit dieser Walerei messen.
Das Hauptgebäude wird nach den Alänen von
Hermann Billing gebaut; auch sein Hauptschmuck
wird ein reich ausgebildetes Aortal sein. Neben
ihm werden Behrens und Olbrich besondere Ge-
bäude mit Gärten zeigen. Olbrich einen klöster-
lichen Bau aus roten Sandsteinquadern mit einem
Brunnenhof, köstlichen Schmuck bergend. Behrens
einen feierlichen Saal, ernster Bortragskunst be-
stimmt. So werden vier rheinische Baumeister wett-
eifern, auch in dem äußeren Bild der Ausstellung
persönliche Beispiele deutscher Kunst zu geben.
Das Kunstgewerbe soll in dem Hauptausstel-
lungsgebäude nur zum Schmuck dienen; dagegen
wird die große Glashalle der Orangerie einheit-
lich ausgebaut, um kunstgewerbliche Gegenstände
aller Art nicht nur auszustellen, sondern auch zu
verkaufen.

Gleichzeitig wird eine Empire-Ausstellung,
namentlich durch das Entgegenkommen rheinischer
Fürsten, das Schönste von dem Reichtum zeigen
können, den die Schlösser im westlichen Deutschland
in dieser Stilart bergen. Eine erlesene Sammlung
von Aorträts eölnischer Bürger, gemalt von Meister-
hand, von Barth, Bruyn bis Leibl wird die
Kultur der alten Hansastadt in eine interessante Be-
ziehung zu dieser Ausstellung bringen.
Vie Veutscke Kunst auk der Welt-
ausstellung in St. Louis 1904.
Zn seinem gegenwärtig ers chienenen aus -
jährlichen Bericht über die Beteiligung der
deutschen Künstlerschast an der Weltausstel-
lung in St. Louis spricht sich der Haupt¬
vorstand der Allgemeinen Deutschen Kunst-
genossenschaft folgendermaßen aus:
Für die Beteiligung au der Weltausstellung in
St. Louis begannen die Arbeiten des Hauptvorstaudes
der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft unter
den allerschwierigsten Verhältnissen.
Die seit (856 bestehende Genossenschaft hatte
in den letzten Zähren schwer unter innerem Zwie-
spalt zu leiden. Besonders nachdem sich Gruppen
unter der Bezeichnung Sezession gebildet hatten (ohne
vollständig auszutreten), war Verwirrung unter der
Künstlerschast überall zu bemerken. Zmmer lebhafter-
behaupteten die Sezessionisten, sie seien die besseren
Künstler.
Wit den hervorragendsten Künstlern des Aus-
landes traten die Sezessionen in nähere Fühlung, er-
nannten sie teils zu korrespondierenden, teils zu Ehren-
mitgliedern; für die Sonderausstellungen, die sie in
München, später in Berlin veranstalteten, erlangten
sie zahlreiche Werke dieser Künstler, denen die Aus-
stellungen einen höchst wesentlichen Teil ihres Er-
folges verdankten. So waren die Sezessionen eigent-
lich internationale Verbindungen geworden. Zn ihren
Ausstellungen wurde ausländischen Werken häufig
der Vorzug gegeben. Alles in allem die bekannte
deutsche Art, dem Fremden zu huldigen,
von der führenden Aresse Deutschlands wurden
diese Bestrebungen aufs lebhafteste unterstützt, so daß
es nach und nach Glaubensartikel wurde, die Sezes-
sionen hätten allein Recht, sie ständen au der Spitze
des künstlerischen Fortschritts. Die Satzungen der
Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft wurden
in: Zusammenhang damit immer mehr als veraltet
betrachtet.
Dazu kam, daß es der Aresse gelang, die Mei-
nung zu verbreiten, bei den Weltausstellungen in
Chicago und Aaris hätte die deutsche, von der All-
gemeinen Deutschen Kunstgeuosscnschaft (übrigens
unter Mitwirkung ihrer sezessiouistischeu Mitglieder)
organisierte Abteilung Mißerfolge gehabt.
 
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