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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 6.1906/​1907

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Der Münchner Männerverein zur Bekämpfung der öffentlichen Unsittlichkeit / Freie Vereinigung der Graphiker zu Berlin / Photoskulptur / "Grosse goldene Medaille nebst Ehrendiplom"
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D.W.D.K.: Ein alter "Freund" der Künstler
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https://doi.org/10.11588/diglit.52068#0616
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608

Die Werkstatt der Kunst.

Heft

Der Münckener Männerverein zur
Bekämpfung äer öffentlikken ^lnsi1tUü?keit.
Unsere Einladung, die wir in Nr. ^0 an den
Vorstand dieses Vereins richteten: in der „Werkstatt
der Kunst" oder in anderen Blättern die Namen
derjenigen Künstler bekannt zu geben, die in den
Ausschußsitzungen des Vereins ihr ausschlaggebendes
Urteil in künstlerischen Fragen abgeben dürsen,
hatte leider keinen Erfolg. Dieses ablehnende
Verhalten spricht nicht sür den Verein und soll wohl
eine öffentliche Kontrolle über seine Unter-
nehmungen unmöglich machen.
Der „Münchener Männerverein zur Bekämpfung
der öffentlichen Unsittlichkeit" glaubt also, ohne dies
genügenden Kredit in der Künstlerschaft zu besitzen?
Das ist ein großer Irrtum und wir warnen in
bester Absicht den Vorstand, sich zu sicher zu fühlen.
Wir haben es in den Nummern 38 und ^0 der
„Werkstatt der Kunst" sehr deutlich ausgesprochen,
wie weit die Künstler mit dem Verein gehen können,
und in welchem Maße unsere Zeitschrift ihn unter-
stützen würde. Soll diese Grenze überschritten werden,
und es hat den Anschein, daß man dies beabsichtigt,
so würden wir lieber die guten Ziele, nämlich die Unter-
drückung der wertlosen Aktphotographien usw. usw.,
unerreicht sehen, als zu Uebergriffen schweigen.
Deutlicher gesprochen: wir opfern mit größtem Ver-
gnügen Parasitenblätter, wie z. B. „das kleine Witz-
blatt", „Sekt", auf dem Altar der öffentlichen Sitt-
lichkeit, aber wir würden den, anscheinend im ge-
heimen vorbereiteten, Vorstoß gegen unsere besten
Künstlerblätter, den „Simplicissimus" und die
„Jugend", als eine kulturfeindliche Tat aufs
äußerste bekämpsen. — Bleibe der Verein also in
seinen Grenzen, dann wird man ihn von allen Seiten
gern unterstützen. O. W. O. K.
freie Vereinigung äer Graphiker
zu Verlin.
Die Ausstellung der zweiten Wanderkollektion
der „Freien Vereinigung der Graphiker zu Berlin" ist nun-
mehr in Bonn (Friede. Berkens Kunstsalon) geschlossen
worden. In den vier ersten Ausstellungsstädten (Altona,
Frankfurt a. M., Köln und Bonn) sind ca. ps der ein-
gelieferten Bilder verkauft worden. Im September
geht die Kollektion zunächst nach Elberfeld, dann nach
Dortmund usw.
Auch auf der Deutsch-nationalen Kunstausstellung in
Düsseldorf, sowie auf der Kunstausstellung im Kgl. Glas-
palast in München ist die Vereinigung durch Sonderaus-
stellungen vertreten, an denen sich zahlreiche Mitglieder be-
teiligt haben.
Die Beiträge für die ordentlichen Mitglieder-
betragen für Mai tyo?—lyO8 vier Mark, für außerordent-
liche zwanzig Mark. Die Herren Mitglieder, die bis jetzt
noch nicht gezahlt haben, wollen den Beitrag baldigst dem
Schriftführer, Herrn Johannes Plato, Schöneberg-Berlin,
Gothaerstraße 5, übersenden.
Im Herbst werden wiederum Arbeiten für unsere
„Gönner" gebraucht. Alles Nähere wird durch Zirkular
bekannt gegeben.

Pkotoskulptur.
wir empfingen folgende Zuschrift:
Bezüglich des Artikels „Photoskulptur" in Heft qg
teile ich Ihnen mit, daß ich schon vor ts Jahren solche
Bilder herstellte. Auch Landschaften, Reproduktionen nach
Gemälden und Porträts nach lebenden Personen usw. Die
Art der Beleuchtung der Objekte ist mir aber neu. Es
sind bei mir noch viele Bilder vorhanden, ich ließ aber-
alles seitdem ruhen, weil es praktisch nicht verwendbar war.
V. RslsLcller, Kunstmaler.
München, Schellingstr. R.-G.
„Grosse Goläene MeciaMe nebst
Skrenäiplorn."
Die „Architekten-Zeitung" in Berlin, mit
der wir uns leider schon oft beschäftigen mußten,
weil sie den Künstlern redaktionelles Lob gegen
Bezahlung offerierte, versendet folgende Notiz an
die Zeitungen:
Die „Architekten-Zeitung", Berlin, erhielt soeben
auf der unter dem Protektorat des Erzherzogs Eugen statt-
gehabten „Allgemeinen Frühjahrs-Ausstellung zu Wien
^90?" die große goldene Medaille nebst Ehren-
diplom (offiziell anerkannt und amtlich beglaubigt). Die
„Architekten-Zeitung" wurde schon früher und zwar 1^905
in Brüssel und tZos in Paris mit der goldenen Medaille
prämiiert.
Die „Architekten-Zeituug" muß von dem Werte
der ihr verliehenen Auszeichnung selbst keine sehr
hohe Meinung haben oder die Skepsis des Publikums
fürchten, weil sie es für nötig hält, zu versichern,
daß die Verleihung „offiziell anerkannt und amtlich
beglaubigt" sei.
Für alle Fälle wollen wir folgenden Brief eines
bedeutenden Wiener Architekten zur allgemeinen
Kenntnis bringen:
„Die Allgemeine Frühjahrs-Ausstellung ist
eine Plunder- und pofel-Ausstellung, auf der irgend
ein paar Geschäfte vom Kohlmarkt und Graben ihre nicht
verkauften waren auslüften. Die Ausstellung hat weder
einekün st le rische noch einegeschäftlicheBedeutung.
Leider aber gelingt es dem betreffenden Komitee meistens,
als Protektor eine hochgestellte Persönlichkeit zu gewinnen.
Ueber die Preisrichter konnte ich selbst bei den versier-
testen Ausstellungsfachmännern nichts erfahren, weil die
ganze Veranlassung viel zu unbedeutend ist, daß sich irgend
jemand darum gekümmert hätte. — Das Urteil anderer
Sachverständiger stimmt ziemlich genau mit meinem überein."
Also kaun die angebotene bezahlte Lobhudelei
durch das Lockmittel dieser „Auszeichnung" nicht
schmackhafter gemacht werden. — Wie es wohl mit
der pariser und Brüsseler „Goldenen Medaille"
bestellt sein mag? O. W. O. K.
bin alter „^reunct" der Künstler.
Es wird unsere Leser interessieren, daß den
„Kunstschriftsteller" Hermann Klähre, mit dem
sich die „w. d. K." ja so oft beschäftigen mußte,
endlich die Nemesis erreicht hat. Die nachstehende
Gerichtsverhandlung, die wir dem „Berliner Tage-
blatt" entnehmen, enthält Näheres darüber.
 
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