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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 7.1907/​1908

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Protest gegen das Schiller-Denkmal in Dresden
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Aus Galerien und Museen / Aus Akademien und Kunstschulen / Kunstgewerbe / Stipendien und Stiftungen / Personalien / Vereine / Literatur und Kunstblätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.52070#0670

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666 Drc Merkstatt der Kunst. peft ^8.

komitee hat hierauf nach unkontrollierbaren Zeitungsnach-
richten die Absicht ausgesprochen, den Entwurf der Sieger
deswegen nicht zur Ausführung bringen zu wollen, weil
der Bildhauer Döhler ein sehr junger, noch nicht ausge-
reifter Künstler fei, von dem man befürchte, daß er die
Bewältigung der Arbeit nicht durchzuführen vermöge. Der
Kunstausschuß einer Dresdener Künstler-Vereinigung hat
hierauf aus freier Entschließung, obwohl keiner der
Genannter: der Vereinigung angehörte, lediglich
zum Schutze junger, aber zweifellos befähigter Künstler,
das Denkmalkomttee durch seine Vorsitzenden, perrn Prof.
Dülfer und perrn Prof. Schumacher, ersuchen lassen, die
Sieger nicht bei Seite zu setzen und ihnen doch die Aus-
führung zu übertragen.
Das Denkmalskomitee beschloß hierauf eine
engere Konkurrenz zwischen den (. und 2. Siegern,
Pirschmann-Döhler bezw. Pöppelmann. Mit geringer Ma-
jorität, aber mit der Stimme des Bildhauers Prof.
Diez, (dessen Tradition dem Proteste nach verloren ginge!),
entschied sich das Preisgericht neuerdings für den Ent-
wurf Pirschmann-Döhler und bestimmte ihn zur Aus-
führung.
Kurze Zeit darauf ist in allen Dresdener Zeitungen
der vorstehende Protest, von ca. 20 hiesigen Künstlern unter-
schrieben, gegen das Schiller- und das König Georg-Denk-
mal veröffentlicht worden."
Von Preßäußerungen ist die nachstehende der
„Kunstchronik" von besonderem Interesse: „Gegen die
formelle Korrektheit des Urteils der Preisrichter und der
Denkmalausschüsse wissen die protestierenden nichts vorzu-
bringen. Mas sie ausführen, sind nur Geschmacksgründe.
Ja wrbas Entwurf bezeichnen sie ehrlicherweise sogar als
das Merk eines fertigen Künstlers. Das dürfte wohl ge-
nügen, um den Wahrspruch des Preisgerichtes und des
Denkmalausfchusses völlig zu rechtfertigen. Anders beim
Schillerdenkmal: ,Dic Schillerskizze charakterisiert sich auf
den ersten Blick als die Arbeit eines Anfängers.' Das ist
gewiß richtig, in dein feierlichen, gebundenen Stil aber,
den der gewählte Entwurf zeigt, kann sicherlich nur ein
fertiger Künstler etwas Bedeutendes und Einwandfreies
schaffen. Deshalb hat auch der Denkmalausschuß beschlossen,
für die Ausführung des Entwurfs eine Ueberwachungs-
kommission einzufetzen. Die protestierenden haben aber
sicherlich wiederum recht, wenn sie sagen, daß diese die
Möglichkeit einer künstlerischen Schöpfung von vornherein
ausschlösse. Das mißglückte Dresdener Ludwig Richter-
Denkmal, das ebenfalls unter der Aufsicht einer solchen
Ueberwachungskommifsion entstand, zeigt deutlich, wohin ein
so unkünstlerisches Verfahren führt. (Mir halten ein solches
Verfahren in jedem Fall für einen unkünstlerischen Miß-
griff. — Red. der ,M. d. K.') Mir sind also einig mit den
protestierenden Künstlern in dem Wunsche, daß Dresden
die Ausführung des gewählten Entwurfs für das Schiller-
denkmal erspart bleibe. Dresden hat überdies schon einen
sitzenden Schiller, nämlich den Rietschelschen vor dem kgl.
Opernhause."

Aus Galerien und Museen.
dagegen wird, getrennt von diesem großen Bauwerk durch
die Stadtbahn, für sich allein dastehen und aller Wahr-
scheinlichkeit nach durch einen Kebergang über die Stadt-
bahn mit dem Zentralgebäude verbunden werden. Die
Errichtung dieses Ueberganges kann aber erst dann in An-
griff genommen werden, wenn es feststeht, daß die Stadt-
bahn kein zweites Stockwerk erhält.
Aus Akademien und Kunstschulen.
Berlin. (Schule für graphische Kunst, Willy
Schwarz und R. L. Leonard.) Das neue Semester der

graphischen und Naturklafsen hat am (5. September be-
gonnen. Neu eingerichtet ist ein Kursus zur praktischen
Erlernung der verschiedenen graphischen Druckverfahren an
eigenen pressen, lieber die in Frage kommenden Techniken
gibt zurzeit eine Ausstellung von zum Teil Schülerarbeiten
des letzten Semesters in den Ateliers Aufschluß.
Berlin-Lhürlottenburg. (Studienateliers für
Malerei und Plastik.) Um vielfach kursierenden Ge-
rüchten entgegenzutreten, geben wir bekannt, daß die
Kurse des perrn Louis Eorinth in den Studienateliers
für Malerei und Plastik unverändert, wie feit fünf
Jahren, weiterbestehen werden. Die Kurse des perrn
Marti:i Brandenburg sind eine Erweiterung des
Instituts, welche notwendig wurde, um der gesteigerten
Frequenz Rechnung zu tragen. Die Tagesschule ebenso wie
die Abendaktkurse beginnen am (. (Oktober.
München. M. Kurreck eröffnet am t- Oktober
wieder seine Mal- und Zeichenschule in der Georgenstraße q^o
(Privatatelier V. Schcffelstraße (st).
Kunstgewerbe.
Stuttgart. Für „Frau und Kind" lautet die
Devise der großen Ausstellung, welche das Landesge-
werbemuseum für die Monate November und Dezember
vorbereitet. In einer großen Revue soll das ganze, gute
und in oder ne Kunstgewerbe, soweit es aus Damen -
kreisen stammt oder sich hauptsächlich an diese
wendet, einerseits, sowie andererseits eine große Samm-
lung des besten Spielzeuges der Gegenwart, sowie der
besten Bilderbücher, vereinigt sein. Wird die letztere Gruppe
ganz international gehalten sein, so liegt es auf der pand,
daß auf der ersten Pauptgruppe hauptsächlich die württem-
bergischen Kräfte Gelegenheit haben werden, ihre Arbeiten
vorzuführen. MitAusschluß der Architek: ur, Skulp-
tur und Malerei, für deren pflege andere Stuttgarter
Institute zu sorgen haben, wird jede gediegene Kunsttätigkeit,
welche einer rigorosen Beurteilung standhält, willkommen
sein. Speziell der Abteilung des künstlerischen Ligen -
kleides soll eine entsprechende Entfaltung gesichert sein.
Der äußerste Linsendungstermin für sämtliche Objekte
ist der 2H. Oktober.
Stipendien und Stiftungen.
Korn. (Line Stiftung für deutsche Künstler-
in Rom.) Der hier verstorbene frühere Bankier Salomon -
sohn hat so 000 Mk. zugunsten der deutsche n K ünstler
Roms vermacht.
Personalien.
Mailand. Als Nachfolger von Prof. Sinigallia wurde
der bisherige Inspektor der LmIIeria DorZllese in Rom,
Ettore Modigliani, zum Direktor der hiesiger: Brera-
Pinakothek gewählt. Zum Leiter der Lstensischen Galerie
in Modena wurde Or. Guido Bariola bestellt.
Aus Künstler- und Kunst-Vereinen.
Berlin. (Die „Freie Pochschule Berlin") gibt
soeben ihr neues Vorlesungsverzeichnis heraus, das diesmal
fünfzig in sich abgeschlossene Vortragsreihen ankündigt.
Mit Genugtuung wird in dem Vorwort berichtet, daß die
Vorlesungen der Freien Pochschule der beiden letzter: (Quar-
tale von ca. 6500 pörern besucht waren. Das Programm
bietet aller:, die ihr wissen zu mehren und tieferes Ver-
ständnis für das geistige Ringen der Gegenwart zn erlangen
wünschen, eine reiche Auswahl allgemeinverständlicher Vor-
träge aus allen Gebieter:. Die Fragen der Welt- und
Lcbcnsanschaunng, die Meisterwerke der Literatur, Musik
und bildenden Kunst, die Probleme des sozialen Lebens,
die Errungenschaften der modernen etcchnrk, die Belehrringen
der medizinischen Wissenschaft und Einführungen in frenide
Sprachen bilden die Pauptgegcnstände des Programms. SU
 
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