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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 7.1907/​1908

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Wieder ein Beitrag zur Kunsthändlerfrage
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Protest gegen das Schiller-Denkmal in Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.52070#0669

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heft H8.

Die Werkstatt der Kunst.

660

seit dem t- Juli lagert! Weitere Worte sind wohl über-
flüssig; doch wäre es interessant, zu erfahren, wer eigentlich
hinter dieser „Gesellschaft" steht.*)
^Vildelm Lcllollcrnuirn.

Lischt >5: Franke mit ihr zu tun habe, obwohl sich auf ihrem Briefsignet
groß und deutlich die Buchstaben I?. ib. befinden. l). V/. O. iE.
Protest gegen clas Sckttler-Oenkmat
m vresclen.
Von den unterzeichneten Künstlern geht uns
folgender Protest zu: „Die beiden Konkurrenzen, welche
zur Erlangung von Entwürfen für ein Reiterstandbild
König Georgs, sowie für ein Schiller-Denkmal aus-
geschrieben waren, sind hinsichtlich des ersten Preises in
einer Weise entschieden worden, daß die Unterzeichneten
es für ihre Pflicht halten, dagegen zu protestieren. Der
für das König Georg-Denkmal in Frage kommende
Entwurf von Prof. Wrba (Architekt Stadtbaurat Erlwein)
ist in seiner Gesamtanlage dem Münchener Denkmal Prof.
Wrbas für Otto von Wirtelsbach nachgebildet, dessen Modell
in unserer Ausstellung zu sehen ist. Aber während in
München die Aufgabe war, eine architektonische Masse, den
Brückenpfeiler, in einen figürlichen Schmuck ausklingen zu
lassen, handelte es sich bei dem Dresdener Preisausschreiben
darum, dem König Georg ein freies Denkmal zu setzen,
auf einem vom Künstler iin Einklang mit seiner jeweiligen
Auffassung zu wählenden Platze. In München war Aus-
gangspunkt demnach die Architektur, in Dresden dagegen
die Persönlichkeit des Fürsten. Dort stand die Wahl einer
uns weit entrückten, kaum anders als dekorativ zu behan-
delnden Persönlichkeit in vollem Einklänge mit der ihm
zugcdachten dekorativen Aufgabe, hier lag alles andere
näher, als dem schlichten, allem dekorativen Pomp abholden
Fürsten ein rein äußerlich wirksames Denkmal zu setzen.
Es bedeutet ein Sichhinwegsetzen über jedes wirkliche Stil-
gefühl, zwei Aufgaben von so verschiedenem Charakter auf
die gleiche Art lösen zu wollen.
Wie sehr dies Verfahren aber bereits Methode wird,
zeigt der bisher bekannt gewordene Ausgang der Vorarbeiten
zum Schiller-Denkmal. Die zur Ausführung in Aus-
sicht genommene Skizze zeigt Schiller mit langgestrecktem
Oberkörper in einem seltsamen Gewände mit archaistischen
Parallelfalten, mehr unbeholfen als feierlich thronend nach
Art ägyptischer Königsstatuen. Was veranlaßte diese Auf-
fassung? Etwa Schillers äußere Erscheinung? Der Dichter
war lebhaft, fast hastig in seinen Bewegungen, beim Sitzen
fiel er, wie das Grafische Porträt zeigt, stark zusammen.
Ebensowenig ist die Darstellung berechtigt als Charakteristik
seiner künstlerischen Persönlichkeit. Man braucht sich nur
zu fragen, mit welchem seiner Werke sich dieser Schiller
gerade beschäftigen könnte. Die beiden Arbeiten sind von
ganz ungleichem künstlerischen Wert. Die Skizze zum König
Georg-Denkmal ist das Werk eines fertigen Künstlers, die
Schiller-Skizze charakterisiert sich auf den ersten Blick als
die Arbeit eines Anfängers. Beiden gemeinsam ist nur
das Bestreben, den gleichen einseitigen Kunstgeschmack um
jeden Preis zur Geltung zu bringen, und man muß zur
Klärung des Zusammenhanges der Dinge hier ausdrücklich
erwähnen, daß in beiden Fällen dieselben Einflüsse tätig
gewesen sind. Gegen diese rücksichtslose Durchsetzung eines
von außen kommenden Stiles, in einem Falle sogar mit
Zuhilfenahme einer Ueberwachungkom Mission, die
die Möglichkeit einer künstlerischen Schöpfung von vorn-
herein ausschließt, erheben die Unterzeichneten Einspruch.
Nicht die äußerlicher: Merkmale eines bestimmten Stils,
nicht der bloße, rasch sich abnützende Reiz des „Nicht-von-
hier-seins" darf ausschlaggebend sein bei der Vergebung
von Arbeiten. Damit wird der bildhauerischen Tradition

Dresdens, die von Rietschel — pähnel über Schil-
ling zu Diez führt, nicht frisches Blut zugeführt, sondern
dieselbe wird kurzerhand abgcschnitten und eine Weiter-
entwickelung unserer heimischen Kunst unter-
bunden. Dies ist der innerste Kern unseres Protestes.
Richard Daniel Fabricius. Bruno Fischer. Otto Fischer.
Josef Goller. Georg Gröne. Prof. Richard Guhr. Prof.
Partmann-Mo. Lean. Franz Pochmann. Prof. Rudolf
pölbe. Prof. Erich pösel. Georg Jahn. Richard König.
Prof. Georg Müller-Breslau. Friedrich Ofiermann. Max
Pietschmann. Peter Pöppelmann. Graf Reichenbach. Prof.
Wilhelm Ritter. Oskar Rühm. August Schreitmüller.
Prof. Carl Sefiner. Walther witting."
pierauf entgegnet man aus Dresden:
Das König Georg-Denkmal. Dieses Denkmal
ist nach dem Programm eines Denkmalkomitees, an dessen
Spitze perr Geheimer Rat und Präsident der 2. Kammer
des Landtages Ör. Mehnert steht, zum Wettbewerb öffent-
lich ausgeschrieben worden. Im Ausschreiben war den
Bewerbern freigestellt, den in Vorschlag gebrachten Platz
des Komitees oder auch einen anderen beliebigen zu wählen.
Als Preisrichter fungierten meines Erinnerns:
perr Geh. pofrat Akademieprofessor Diez,
„ Prof, an der Technischen Pochschule Fritz Schumacher,
„ Prof. Klinger-Leipzig,
„ Pofbaurat Fröhlich-Dresden.
Das Ausschreiben hatte etwa 35 Entwürfe gezeitigt,
unter denen der t- Preis auf die gemeinschaftliche Arbeit
von Prof. Wrba und Erlwein und der 2. Preis auf Prof.
Sefiner-Leipzig und Bildhauer Pauschild-Leipzig fielen.
Nach meiner Auffassung ist der Wrbasche Entwurf
künstlerisch so überragend gegen alle anderen, so eigenartig
und großzügig, daß ein unbefangener Urteiler und Sach-
verständiger den Wrbaschen Entwurf hätte bevorzugen
müssen, auch ohne jede architektonische Mitarbeit.
Das Denkmalkomitee hat sich Allerhöchster Ein-
flüsse zufolge zur direkten Ausführung des Wrbaschen
Entwurfes nicht entschließen können, weil von dieser Seite
aus der Wunsch geäußert worden ist, das Denkmal möchte
eine getreue Wiedergabe des verewigten Königs in Uniform
fein, während Wrba den König ohne solche Attribute
mehr nach künstlerischem Gesichtspunkte auf ein rassiges
Pferd gesetzt hat. Das Denkmalkomitee beschloß daher,
unter Annahme der Architektur Erlweins und feines Platz-
vorschlages eine engere Konkurrenz zwischen Prof, wrba
und Prof. Sefiner und zwar mit der Modifikation zu ver-
anstalten, daß der darzustellende König in der Uniform
seines Lieblingregiments, in der Schützenuniform, zu ver-
körpern fei. Ueber diese Konkurrenz ist noch keine
Entscheidung getroffen!
2. Das Schiller-Denkmal. Ein Denkmalkomitee,
an dessen Spitze Perr Vr. meck. Pops steht, hat vor einiger
Zeit eine öffentliche Konkurrenz für ein Schiller-Denkmal
ausgeschrieben. Im Preisausschreiben war der Platz vor-
geschrieben, aber die Art der Aufstellung auf dem Platze
wie die Art des Entwurfes den Künstlern überlassen.
Im Preisgericht saßen von Künstlern meines
Erinnerns folgende perren:
perr Geh. pofrat Prof. Diez,
„ Akademieprofessor Wrba,
„ Kaiser!. Geh. Baurat, Geh. pofrat Prof. Wallot,
„ Geh. pofrat Akademieprofesfor Prell,
„ Prof. Partmann-Mac Lean,
„ Architekt pauschild.
Die Majorität dieses Preisgerichtes hat von einigen
30 Entwürfen dem gemeinschaftlichen Entwürfe des Archi-
tekten Pirschmann und des Bildhauers Döhler den U, dem
des Bildhauers Pöppelmann den 2. und dem des Bild-
hauers König den 3. Preis zuerkannt. Das Denkmal-
 
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