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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 7.1907/​1908

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Die Industrie und die Künstler, [1]
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Personalien / Auszeichnungen / Todesfälle / Vereine / Vermischtes
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f?6

Die Werkstatt der Kunst.

Heft fZ.

wir greifen aus den zahllosen Beschwerden der
Künstler zwei besonders drastische „Schulbeispiele" heraus.
Die „Erste Öberösterreichische Sparherdfabrik von
H. Koloseus", Kgl. Bayer. Hoflieferant in Aschaffenburg
und Wels, beauftragte zwei Architekten mit dein Bau
ihres neuen Hauses. Der Erker soll natürlich „ausgemalt"
werden und, weil die Inhaber vermutlich Waidmänner
sind oder als Bayern einen obligaten Dackel besitzen, mit
einem „Iagdstück". Nobel gibt man den Architekten die
Vollmacht, einein namhaften Künstler die Sache zu bestellen,
und zwar zunächst eine Skizze. Sie wird geliefert und —
nicht bezahlt. Der Künstler bemüht sich monatelang, zu
seinem geringen Honorar von (20 Mk. für die Skizze zu
gelangen. Der Herr Fabrikant sagt, er habe dem Künstler
nichts bestellt, der müsse sich an den Architekten wenden;
der Architekt bekam vom Herrn Fabrikanten keine Er-
laubnis, den in Vollmacht bestellten Entwurf zu bezahlen.
Endlich erhielt der Architekt das folgende, geradezu
klassische Schreiben:
„Ueber den Kostenpunkt der Skizze war ich sehr
erstaunt. Ich gab Ihnen seinerzeit den Auftrag, mir
eine Skizze über ein Iagdstück für den Balkon machen
zu lassen, aber niemals den Auftrag, mir direkt ein
Modell (! Red.) anfertigen zu lassen. Da könnte ich
ja schließlich ein paar Tausend Mark allein für Entwürfe
ausgeben, um dann das zur Ausführung bringen zu
lassen, was mir gefällt. Unter einer Skizze verstehe ich
ein paar Handstriche, genau wie ich einem Kunden
mit ein paar Strichen einen Herd aufzeichne und,
wenn ich dann orientiert bin, was er will, so arbeite ich
ihm dann eine seine Zeichnung aus. wenn Sie dies
dem Künstler nicht richtig auseinandergesetzt haben, so
ist dies nicht meine Sache. Aber wenn dieser betreffende
Künstler, dessen Name mir erst heute bekannt wird,
glaubt, er habe einen Dummen vor sich, dem er so
ohne weiteres (20 Mk. abknöpfen kann, so ist er
falsch orientiert.
Dennoch bin ich bereit, dem Herrn etwas zu ver-
güten, doch sind dies aber allerhöchstens 20 Mk.
Hochachtend grüßt
Eug. Koloseus.
Man hört den Herrn Fabrikanten deutlich zwischen
den Zeilen sagen: wenn ich das gewußt hätte, so hätte ich
den Kram selbst gemacht; können tu' ich's natürlich, habe
ich doch meinen Kunden so manchen Herd skizziert, wofür
mir übrigens niemals etwas bezahlt wurde. (Ich hab's
nachher bei der Herdrechnung draufgeschlagen, aber sagen
Sie's nicht weiter!) — Herr Koloseus fühlt sich in der Tat
bei der Abschätzung der künstlerischen Arbeit durchaus sach-
verständig und als Kollege, ist doch beim Skizzieren der
Sparherde längst der Künstler in ihm rege geworden! Wohl-
wollend schreibt er seinem Bruder in Apoll:
„Im angenehmen Besitze Ihres Geehrten bin ich
gern bereit, für die flüchtige Skizze (in Originalgröße!
Red.) 20 Mk. zu vergüten, mehr aber nicht. So leicht
möchte ich das Geld auch verdienen, daß ich für
eine flüchtige Skizze (20 Mk. bekäme und würde ich, da
mir ein zeichnerisches Talent (für Sxarherde? Red.)
angeboren, heute noch umsatteln.
Hochachtungsvoll grüßt
Lug. Koloseus.
Und dabei blieb der „angeborene Künstler". Er
war auf keine weise zu überzeugen, daß Normen, inner-
halb deren sich eine Honorarberechnung bewegen könnte,
für solche künstlerische Arbeit nicht existiere und daß sein
„Kollege" die Grenzen seines Auftrags nicht überschritten
habe; er weiß es besser, daß seine, für die Kunden ge-
fertigte Skizze eines Sparherdcs dem Gemälde-Entwurf
eines namhaften Künstlers unbedingt gleichwertig sei!

wenn nun die Gerichte Herrn Koloseus eines Besseren
belehren, so möge er sich in seinem künstlerischen Selbst-
bewußtsein nicht kränken lassen. Es ist, das wollen wir
ihm zum Tröste mitteilen, nicht ausgeschlossen, daß nach
Pariser Muster auch in Deutschland die Dilettanten in den
Gewerben ihre eigenen „Salons" veranstalten, und dann
wird er sicher noch die Genugtuung erleben, im „Salon
der Töpferinnung" üors concours gestellt zu werden.
(Fortsetzung folgt.)

Personalien.
Hauer Friedr. Hecht. Es ist eine schöne Gepflogenheit
der Dr. K.-G., daß sie ihren Ehrenmitgliedern nicht ein
für alle Fälle geltendes Diplom überreicht, sondern jedes-
mal ein Kunstwerk für den Zweck neu schaffen läßt.
Auszeichnungen.
Budapest, v. K. Die in der Winterausstellung des
„Landesvereins für Bildende Künste in Ungarn" ausge-
setzter: Auszeichnungen und Preise wurden von den
dazu ermächtigten Jurys folgendermaßen verteilt. Die
kleine goldene Staatsmedaille wurde dem Bildhauer Iozsef
Damkö und dem Kunstmaler und Bildhauer Imre Simay
zuerkannt. Den Ipolyi-Preis von 2000 Kronen erhielt
ebenfalls der Bildhauer Iözsef Damko. Der György Räth-
preis von (200 Kronen wurde dein Bildhauer György
Zala, und der Esterhazy-Preis von 600 Kronen dem Kunst-
maler Berthold Garzo erteilt.
München. Zum Mitglied des Marimilianordens
für Wissenschaft und Kunst wurde in der Abteilung für
Kunst der Professor der Bildhauerkunst an der Kunstaka-
demie zu Berlin Tuaillon ernannt.



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