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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 7.1907/​1908

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Schulte im Hofe, Rudolf: Die Eröffnug der "Großen Berliner Kunstausstellung 1908", 3
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Ein Schluβbericht über die "Damuka" in Berlin
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Zum hundertjährigen Jubiläum der Akademie der bildenden Künste in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.52070#0471

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Heft 5^.

Die Werkstatt der Kunst.

ff67

einen jungen Menzel, einen jungen Knaus; — zu prüfen,
ob er nicht einen — wenn auch nur einen — findet, der
eine Sprache spricht, die vor: Perz zu Perzen geht. Ohne
Zweifel ist es die vornehmste Aufgabe einer Ausstellung
wie der unserigen, welche den prinzipiellen Beinamen „die
große" führt, eine Stätte zu bieten jedem, der etwas zu
sagen hat, und je größer die Zahl der Berufenen ist, um
so mehr sollten wir uns freuen.
Wir können auch nicht einmal sagen, die „Große
Berliner Kunstausstellung" sei zu groß für die ausstellenden
Künstler. Gewiß ist es leichter, in einer ganz kleinen
Ausstellung bemerkt zu werden, wie in einer großen; leichter
mit einem prätentiösen Werke, wie mit einein bescheidenen.
Denn im Walde bemerkt man eher einen kleinen Vogel,
der plötzlich mit Geräusch aufslattert, als einen Kirsch in
der Ruhe. Die „Große Berliner Kunstausstellung" ist aber
ihrem ganzer: Wesen, besonders auch ihrer ursprünglichen
Tendenz nach eine Einrichtung für die Allgemeinheit der
Künstler und vor allem der Berliner Künstler, d. h. eine
Einrichtung auf kollegialer Grundlage. Und dieses hin-
wiederum heißt, daß sich jeder einzelne den: Ganzen unter-
zuordnen und cinzufügen hat; und cs ist — ich möchte es
hier aussprechen — nicht kollegial, zu beanspruchen, vor
anderen Kollegen den Vorzug zu haben — es sei denn
durch die Güte des Werkes: denn wer sich vordrängen will
auf unsere Kosten, ist kein Kollege, sondern ein Konkurrent,
und wer nicht mit uns kämpfen will mit gleichen Waffen,
der sei verfehmtl
Dafür aber, daß jeder ehrlich strebende, jeder reine
Diener der Kunst bei uns zu Worte komme, zu Worte
komme an der Stelle, die ihm gebührt, dafür bürgt uns
die umsichtige, aufopferungsvolle Tätigkeit unserer Leiter,
Prüfer und Anordner; der Männer, die, gewählt und ge-
tragen durch das Vertrauen ihrer Kollegen, mit ihrer
ganzen Person einstehen für die verantwortungsvolle Auf-
gabe, die auf ihnen lastet.
Diesen Männern und allen, die unsere „Große Ber-
liner Kunstausstellung" zu dem schönen Gelingen geholfen
haben, unseren Dank und ein kräftiges poch.
Em Scklu^berickt über äie „vamukL"
in Berlin.
perr Maler Eonrad Fehr, der künstlerische Leiter
der „Damuka", hat seinen Ausstellern einen vom gericht-
lichen Bücherrevisor beglaubigten Rechenschaftsbericht ge-
liefert, aus dem wir nachstehende Zahlen hervorheben.
Für die Lotterie wurden für 27 300 Mk. Kunstwerke
erworben, von denen für 2000 Mk. wirklich abaenommen,
während sich die Gewinner von 25 300 Mk. mit 9offg in
bar abfinden ließen. Aus dieser Summe erhielten die

Künstler nur 2530 Mk.
Es betrugen:
Die Gesamteinnahmen ....... 22 8^9,30 Mk.
Zuzügl. noch ausstehende Platzmiete eines
säumigen Zahlers. 34-5,— „
23 t94,3O Mk.
Für Garderobe . ..2t6t,9öMk.
„ Verkäufe.8092,65 „
„ Kataloge. 76,25 „
„ Platzmiete (2^6 Künstler mit 7-tO
Werken).;2 t37,-to „
Die Ausgaben.. 20 8t3,;6 Mk.
Unter den Ausgaben stehen:
Druck .. 90,70 Mk.
Für Versicherungen.3O0,— „
Pausbau-Ges.fürLrrichtungderwände usw. 4500,— „
Ausstattung usw.N 090,60 „
Die Versammlung dankte perrn Fehr für seine große

Aufopferung und Mühe und forderte ihn mit lebhafter
Akklamation auf, recht bald wieder eine solche Ausstellung

zu arrangieren. Für den Mißerfolg der „Damuka" war
Eonrad Fehr auf keinen Fall verantwortlich zu machen. Er
mußte mit viel Faktoren und unsicheren Kantonisten rechnen,
denen er bei der Wiederholung eines solchen Unternehmens
gewiß geschickt und vorsichtig aus dem Wege gehen wird.
Tum kunäerljäbrigen Jubiläum cler
Akackemie cler blickenden Bünlte in
Murr eben.
Die „Münchener Neuesten Nachrichten" schreiben:
Unsere weltberühmte Akademie der bildenden Künste kann
auf einen Bestand von hundert Jahren zurückblicken.
Der Grundstein zur Münchener Kunstakademie wurde durch
die Errichtung einer Münchener Malerakademie an:
25. Januar t802 gelegt. In der Malerakademie sollte un-
entgeltlicher Zeichenunterricht gegeben werden. Jene Künstler,
die, ohne im staatlicher Stellung als Direktor oder als Pof-
theatermaler zu sein, Künstlerxensionen bezogen, sollten
künftighin künstlerische Werke als Entgelt für ihre Dotation
abliefern müssen. Am ;3. Mai ;808 nun wurde diese
Organisation dahin geändert, daß die Akademie der bilden-
den Künste errichtet ward. Sie kam ins Wilhelminum, in
den Trakt, wo heute die mineralogischen usw. Staatssamm-
lungen und pörsäle sind. Erst mit dem Bezüge des neuen
Akademiegebäudes nächst den: Siegestore (;885) verließ die
Akademie'der Künste ihre alte Stätte. Der erste Direktor
der Kunstakademie ward Langer, der erste Generalsekretär
derselben war Schelling. Als Zweck der Akademie
wurde „die Erhaltung und Fortpflanzung der
Künste, sowie ein öffentliches Dasein derselben,
d. h. eine Beziehung auf Nation und Staat" er-
klärt. Die Akademie sollte Lehr- und Bildungsanstalt,
zugleich aber auch eine Genossenschaft der Künstler sein.
Der Unterricht sollte unentgeltlich erteilt werden und pistorien-
und Landschaftsmalerei, Bildhauer- und Baukunst, Kupfer-
stecherkunst, Naturzeichnen und Modellieren, Perspektive,
Anatomie und Mythologie umfassen. Drei Klassen, bei
dem niedersten Aufnahmsalter von 43—Jahren, sollten
gebildet werden. Preise, Entsendung der Preisträger nach
Italien, Künstlerkonkurrenzen und Kunstausstellungen sollten
bestehen. Daneben wurden Provinzialkunstschulen in Augs-
burg, Innsbruck und Nürnberg errichtet. Die heutigen
Kunstgewerbeschulen in München und Nürnberg sind der
Ersatz dafür. König Ludwig I. reorganisierte diese Akademie
den 44. August t8H6. Das dermalige Akademiegebäude,
von Neureuther Z873 bis t885 aus den Geldern der fran-
zösischen Kriegsentschädigung erbaut, konnte erst nach der
Ebnung von mancherlei pindernissen (Kreditübepchreitung
und daher umfangreiche Erörterungen im Landtag) bezogen
werden.
Die öffentliche Feier des hundertjährigen
Jubiläums der Akademie der bildenden Künste
wurde auf das Jahr 190«) verschoben, und zwar
aus folgenden Gründen: Wenn auch die Stiftungsurkunde
auf das'Jahr ;808 lautet, so trat die Akademie doch erst
mit dem 'Beginn des Unterrichts in einem Saale des Wil-
helminischen Gebäudes (neben der St. Michaelshofkirche)
in: Frühjahr ;8O9 eigentlich ins Leben. Ls kann daher
tatsächlich die Akademie erst in: nächsten Jahre auf eine
hundertjährige Tätigkeit zurückblicken. Ein weiterer Grund
für die Verlegung des Termins war der, daß die Akademie
immer gehofft hatte, sie würde noch bis zu ihrem Jubiläum
einen Fest- und Repräsentationsraum, eine Aula, wie sie
einem so wichtigen Kunstinstitute gebührt, erhalten; mit
der Einweihung der Aula sollte dann die Jubiläumsfeier
verbunden werden. Leider hat sich diese poffnung als
trügerisch erwiesen.
Die bayerische Akademie wird noch auf unbestimmte
Zeit ohne eine Aula sein, obwohl heutzutage jedes Gym-
nasium, jede Mittelschule, ja manche Volksschule einen der-
 
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