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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 7.1907/​1908

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Toball, Heinrich: Geschäftsführung, Vorbereitung und Auflösung der Kunstausstellungen
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Toball, Heinrich: Geschäftliches für die Beschickung der Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.52070#0067

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Heft 5.

Die Werkstatt der Kunst.

63

Die Karten sind schon bei Aufstellung des Ausstellungs-
verzeichnisses auf Grund der Anmeldungen auszufüllen und
alphabetisch zu ordnen. Die Karten über die an einem
Tage gebuchten Kunstwerke sind zu vervollständigen und
sofort abzufenden.
Sind alle Kunstwerke gebucht, so werden im Aus-
stellungsverzeichnis links am Rande die Nummern aus
Spalte 3 der Lingangsliste mit Blei vermerkt, die Kunst-
werke, die eine Nummer mit Blei aber nicht erhalten
haben, durchstrichen. Rechts neben der mit Bleistift her-
gestellten Nummer werden nun mit Tinte die fortlaufenden
Nummern geschrieben und die mit Bleistift vermerkten
Nummern durchstrichen. Nachdem die Nummer des Ver-
zeichnisses in die Spalte H der Eingangsliste eingetragen
ist, kann das Verzeichnis zum Druck gegeben werden.
An den Kunstwerken selbst sind nun die Nummern
der Lingangsliste auf Grund dieser Liste durch die Nummern
des Ausstellungsverzeichnisses zu ersetzen.
Mindestens in einem gedruckten Ausstellungsverzeichnis
ist neben der Nummer dieses Verzeichnisses die Nummer
der Lingangsliste zu vermerken, damit jede Eintragung in
der Liste leicht gefunden werde:: kann.
Die Verzeichnisse für die Ausstellungsleiter und den
Vereinssekretär sind mit Schreibpapier zu durchschießen, das
zu Vermerken, namentlich über den verkauf, zu benutzen
ist. Neben dem Grt ist auch die Wohnung des Ausstellers
einzutragen. In einem Verzeichnis ist auch neben jedem
Kunstwerk zu vermerken, in welchem Raum es hängt: das
Aufsuchen zum Linpacken wird dadurch erleichtert.
Es empfiehlt sich, ein auf ein Kunstwerk abgegebenes
Gebot dem Aussteller sofort telegraphisch anzuzeigen und
Drahtantwort zu erbitten: durch dieses Verfahren werden
gute Verkaufsergebnisse erzielt. Mancher Kauflustige, dem
die Annahme des Gebotes erst nach Tagen oder gar Wochen
angezeigt wird, hat in der Zwischenzeit die Kauflust ver-
loren! Ausstellungsleiter, die kaufkräftigen Besuchern der
Ausstellung auf feine Art und Weise den Ankauf von
Kunstwerken empfehlen können und die nötige geschäftliche
Gewandtheit besitzen, viele Ankäufe herbeizuführen, sind
ein Segen für die Ausstellungen und die Künstler!
Ueber die Gebote und Ankäufe ist eine Liste zu führen,
die folgende Spalten enthalten muß:
t- Nummer.
2. Nummer des Ausstellungsverzeichnisses.
3. Name des Künstlers.
H. Bezeichnung des Kunstwerkes.
5. Preis nach dem Ausstellungsverzeichnis.
6. Bezeichnung des Bieters.
7. Gebot: . . . Mark.
8. Gebot mitgeteilt am: . . .
9. verkauft für: . . . Mark.
tO. Bemerkungen.
Der Verkauf ist in der Eingangsliste in Spalte to zu
vermerken.
Bald nach der Eröffnung der Ausstellung sind die
Adressen für die Weitersendung der unverkauften Kunst-
werke in die Spalte io der Eingangsliste einzutragen und
die Benachrichtigungen über die Absendung anzufertigen.
Diese Karte kann lauten:
„Nach Beendigung der Kunstausstellung sind an
Ihre Adresse oder an . . . abgesandt:
Kiste K. V.
Neumann. Abend an der Isar."
Eine solche Karte wird für den Aussteller und den
Empfänger der Kiste ausgefertigt. Die Karten werden
nach den Nummern geordnet und bis zur Absendung auf-
bewahrt. Hat der Aussteller in der Anmeldung keine Adresse
für die Weitersendung angegeben, so muß er zeitig um
diese Angabe ersucht werden.
Sofort nach Beendigung der Ausstellung ist mit der
Weitersendung der nicht verkauften Kunstwerke zu beginnen.
Im packraum oder in den Ausstellungsräumen werden die
leeren Kisten ausgebreitet und auf diese der Eingangsliste

entsprechend die einzupackenden Kunstwerke gelegt. Auf die
Kistennummer (Spalte t der Lingangsliste) wird der Zettel
mit der neuen Bezeichnung geklebt und diese in die Spalte ^2
der Liste sowie in die Benachrichtigungen über die Ab-
sendung eingetragen. Kisten mit Kunstwerken, für die eine
Adresse für die Weitersendung fehlt, sind mit der Be-
zeichnung:
„Lagerkiste Nr. . . ."
zu versehen. Diese Nummer ist in die Spalte t2 der Liste
einzutragen.
Die Verpackung ist durch die Sachverständigen zu be-
aufsichtigen. Es ist darauf zu achten, daß die Kunstwerke
vorsichtig, vorschriftsmäßig und sauber verpackt werden.
Das Glas muß mit einem Webestoff beklebt werden, jedoch
so, daß der Rahmen nicht mit dem Klebestoff beschmutzt wird.
Bilder unter Glas dürfen nicht in der Kiste ange-
schraubt, sie müssen in Holzwolle oder in einem anderen
guten Material verpackt werden.
Die Frachtbriefe werden täglich aus Grund der Lin-
gangsliste ausgesertigt. Ls empfiehlt sich, diese Arbeit und
die Ablieferung an die Bahnverwaltung durch einen Spediteur
aussühren zu lassen, da dadurch eine Beschleunigung der
Absendung herbeigeführt wird.
GekckäktNckes kür clie kekckickung cler
Kunstausstellungen.
von Heinrich Toball.
Es kommt sehr häufig vor, daß zu den von den Kunst-
vereinen veranstalteten Kunstausstellungen Bilder eingehen,
bei denen weder auf dem Bilde noch aus der Rückseite und
in der Kiste der Name des Künstlers angegeben ist. Die
Kisten mit solchen Bildern machen den Geschäftsführern
der Ausstellungen und den Personen, die die Buchung der
Kunstwerke und die Ausstellung des Ausstellungsverzeichnisses
zu besorgen haben, große Mühe und Sorgen.
Wohl den meisten Kunstvereinen steht zur Einrichtung
der Ausstellungen nur eine kurze Zeit zur Verfügung. Um
die Ausstellung rechtzeitig fertig zu stellen, muß mit der
größten Anstrengung und Hast gearbeitet werden. Nun
kommt ein Bild, das nicht bezeichnet ist. Von allen Seiten
wird das Bild besehen: der Name des Künstlers wird nicht
entdeckt. Die äußeren Flächen der Kiste, die Rückseite des
Deckels und der Boden der Kiste geben auch keinen Auf-
schluß. Im Geiste geht der Sekretär die angemeldeten
Kunstwerke durch oder blättert verzweifelt in dem nach den
Anmeldungen ausgestellten Ausstellungsverzeichnis. Lang-
jährige Erfahrung und eine gewisse dabei erworbene Fin-
digkeit Helsen nichts. Was geschieht nun? Mit einem
Donnerwetter wird das Bild irgendwie benannt oder in
einen Winkel gehängt oder die Kiste mit ihrem SInhalt
wandert in die Kammer und wird, falls auch später durch
einen Zufall oder durch eine Anfrage die Feststellung nicht
gelingt, nach dem Schluß der Ausstellung zur Lagerung
dem Spediteur übergeben oder an einen anderen Verein
abgeschoben. Im neuen Ausstellungsort beginnt das Spiel
von neuem!
Wohl alle Ausstellungsbedingungen schreiben vor, daß
Zettel mit dem Namen des Künstlers, der Bezeichnung und
dem Preise des Bildes sowie der Adresse der Rücksendung
an den Bildern und in den Kisten zu den Bildern zu be-
festigen sind. Aber wie ost wird diese Bestimmung nicht
beachtet, wie oft gehen die Zettel, die einem unterwegs
befindlichen Kunstwerke nachgeschickt werden, verloren oder
werden an unrichtigen Bildern befestigt! Wie oft fehlt bei
Bildern unter Glas, das vorschriftsmäßig mit Zeug beklebt
ist, auf der Rückseite die Bezeichnung. Ist der aufgeklebte
Stoff endlich entfernt, wird auch aus dem Bilde selbst kein
Name entdeckt! Den Künstlern, die sich vor Nachteilen
schützen sowie den Ausstellungsleitern und unter Umständen
auch sich selbst Aerger und Mühen ersparen wollen, muß
deshalb dringend empfohlen werden:
 
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