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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 7.1907/​1908

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Möstel, Gottlieb: Künstler-Baugenossenschaft München, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.52070#0021

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Die Werkstatt der Kunst

keäaklem: sritz heUwag.

VII. ^akrg. tzekt 2. 14. Oki. 190^.

Angriff« auf Personen ocler Genossensckasjen sbgsctruckt werclen, okne äs8 vorder Äer Angegriffene äis MSgtickkeit geksbl
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eins Nebereinftirnrnung rnit äen auf ctiete Meise vorgetrsgsnsn Meinungen zu erkennen. ....-— „ -

Rünsller-kaugenoNensckasl Müncken.

Wir geben auf Wunsch unseren Lesern Kenntnis
von der nachstehenden Zuschrift des Herrn Architek-
ten Gottlieb Wöstel, mit dessen Finanzierungs-
plänen wir uns jedoch — seine besten Absichten
gern anerkennend — nicht einverstanden er-
klären können.
Zunächst der Wortlaut des schreibens:
Mehrfachen wünschen Folge leistend, teile ich an dieser
Stelle Näheres über die Finanzierung der geplanten Ge-
nossenschaft mit.
Ls sei voraus geschickt, daß das Terrain nicht sofort
in bar zu bezahlen ist; es kann event. erst nach einigen
fahren abgezahlt werden. Bei Ankauf von ausgedehntem
Gelände, das erst durch rationelle Bebauung einen
gewissen wert verleiht, ist dieser Zahlungsmodus üblich.
Die Verzinsung beträgt in der Regel z'/zch«.
Will einer sein Saus schon im Sommer oder Herbst
ty08 beziehen, so ist es selbstverständlich, daß er möglichst
bald die nötigen Schritte unternimmt. Der erste Schritt
wäre der Beitritt in die Baugenossenschaft. — Da am
Anfang etwas Betriebs- und Baukapital notwendig ist, wie
in jedem anderen Geschäfte, so müßte man dies aus den
Anzahlungen der einzelnen Gründer der Genossenschaft
bilden. Die Höhe der Anzahlung richtet sich nach der Größe
der Bausumme seines Hauses und nach seiner finanziellen
Leistungsfähigkeit. Natürlich könnte ausnahmsweise die
Anzahlung auch in Raten von je hundert Mark einbezahlt
werden. — Aber es ist zu Anfang eine gewisse flüssige
Summe notwendig, und deshalb wäre es sehr gut, wenn
gerade jetzt schon, im Oktober, besser situierte
Künstler und Kunstfreunde eine Anzahlung leisten
würden. Beispielsweise für ein Haus im Kostenwerte von
20000 Mk. 5000 Mk.
(Ls ist ja auch bei jedem Unternehmer eine An-
zahlung von etwa ein Drittel der Bausumme vor Beginn
der Bauarbeiten zu leisten; der zweite Teil nach Aufbau
des ersten Stockwerkes und der Rest in der Regel nach Be-
endigung der Bauarbeiten.)
Außerdem wäre auch das Baukapital von Privat-
leuten oder Banken zu bekommen, aber es müßte dann
Ains dafür bezahlt werden.
wer sein Haus nicht schon im Sommer t9O8 fertig
haben will, kann vielleicht alle Monate oder alle Ouartale
usw. ^00 (oder mehr) Mk. einzahlen, bis eine gewisse An-
zahlungshöhe erreicht ist.
Die höhe der Anzahlung wird also beeinflußt durch
die Anzahl der Teilnehmer (der Gründer der Künstler-
Baugenossenschaft) und ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit.
Je zahlreicher die Beteiligung und je günstiger
die Gründer einer solchen Baugenossenschaft situiert sind,
zu desto günstigeren Bedingungen können die einzelnen
Häuser abgegeben werden.

Ueber das Hypothckenwesen sind sich, wie ich aus
vielen Zuschriften ersehen konnte, die meisten noch nicht klar.
will sich z. B. einer ein Haus im werte von 20 000 Mk.
bauen, so braucht er dazu höchstens (an Bargeld!) tooo 0 Mk.,

falls das Projekt innerhalb des Trainbahnnetzes liegt.
Die Banken geben auf solche Wohnhäuser in der Regel
50"/<> der Gesamtkostensumme, also tvooo Mk. als soge-
nannte I. Hypothek, welche von beiden Seiten unkünd-
bar ist. Der Zinsfuß ist etwa H— Diese erste Hypothek
hat den großen Vorteil, daß sie sich im Verlaufe etlicher
Dezennien von selbst abzahlt („ Amo rtisati o ns " -
Kapital)! Line Errichtung einer I. Hypothek liegt also
stets im Interesse des Bauherrn. — Außerdem ist ein mit
„Bankgeld" beliehenes Haus leicht zu veräußern. Denn
die erste Hypothek bleibt „stehen" und wird ja von selbst
weniger. Es ist dies besonders von Interesse für solche
Herren, welche nicht dauernd an einem Orte sich an-
siedeln können.
Die erste Hypothek wird sofort nach Vollendung sämt-
licher Bauarbeiten errichtet und bildet in der Regel die
Schlußrate, die an den Bauunternehmer zu zahlen ist.
In unserem Falle event. an die Baugenossenschaft.
Von allen Terrainofferten, die ich bis heute erhalten
habe, ist das günstigste vorerst in der Villenkolonie Riesen-
feld gelegen. Ls grenzt direkt an Schwabing, hat
Trambahnverkehr bis nachts zwölf Uhr mit der Stadt,
Wasserleitung, billiges, elektrisches Licht in den
Isarwerken. Lin modernes Schulhaus und auch ein Arzt
ist am Orte. Lebensmittel etwas billiger wie in der Stadt.
Zahlreiche idyllische Gärtnereien liegen zwischen Terrain und
der Stadt. Die natürliche Grenzlinie bildet der stimmungs-
volle Würmkanal, der sehr wertvolle Badgelegenheit gibt.
Die Schleißheimerstraße, der würmkanal, die Straße, die
von da ab zu unserem Terrain führt, würde Heuer noch mit
Happeln, weiden und ähnlichen „malerischem" Laubholz
bepflanzt.
Von Seite der Gemeindebehörde ist größtes Entgegen-
kommen gewährleistet.
Für Bildhauer und solche, welche aus irgend-
welchen Gründen vor allem auf gute, bequeme Verkehrs-
gelegenheit Rücksicht nehmen müssen, eignet sich das Terrain
vorzüglich. Ganze zwanzig Minuten sind bis zum Bahn-
hofe, nach Schwabing etwa zehn Minuten. — In einigen
Jahren wäre Riesenfeld etwa ein „Neu-Schwabing".*)
Auf diesem Terrain ließe sich für jeden ein behagliches,
freistehendes Haus nach neuzeitlichen Grundrißdisposi-
tionen zum Hreise von etwa 20 000 Mk. errichten. Kann
einer eine größere Summe ausgeben, so kann er sich eine
größere Gartenanlage anrichten lassen.
Ls soll auch beim kleinsten Hause der Garten nach
architektonischen, harmonischen Gesichtspunkten angelegt
werden. Hartmannshofen, Schleißheim, Aumeister liegen
in nächster Nähe; ebenso Dachau. Das Gebäude ist leicht
erweiterungsfähig und hat durchweg die eigenartige Stim-
mung einer alten, abwechslungsreichen, bäuer-
lichen Kultur. Die staatliche Ringbahnstation ist vom
Bauterrain etwa eine Viertel-Stunde, die Trambahn nur
fünf Minuten entfernt.
Lin Vorzug ist ferner noch, daß die Anlage mehr den
Lharakter einer Gartenstadt erhalten kann, weil sie ins
 
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