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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 7.1907/​1908

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Zur Begrüßung unserer alten und neuen Freunde!
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Die Werkstatt der Kunst

keäakteur: fr'ttz yellxvag. VII. Jakrg. Hekt i. Äk Okt. 1907.
In cliessni r7eile unlerei- LeiUckrUt erteilen wir jeclein llün stier clss freie Mort. Mir sorgen clafür, clsiz keinerlei
Angriff« auf Personen ocler SenoNens^aften sbgeclruckt werclen, okne ä»8 vorder äsr Tlngegrifkene äie Möglickkeit gekabt
katte, in clenisslben IZesle zu erwiclsrn. Oie tteclaktion kält lick vollstänclig unparteiUck unct gibt äurck clen )Ibclruck keineswegs
- eine Nebereinstirnrnung rnit clen aus cliese Meise vorgetragenen Meinungen zu erkennen. - -

2ur kegriikung unserer alten uncl neuen ^reuncle!

Die „Werkstatt der Kunst" hat den sechsten
Jahrgang vollendet und tritt heute in den siebenten
ein mit Worten herzlichsten Dankes an die deutschen
Künstler, die sich, den wert einer energischen Interessen-
vertretung in der fresse erkennend, so eng an sie
angeschlossen haben. Durch regen Meinungsaustausch
zwischen ihnen und der Schriftleitung und durch
festes Zusammenhalten wird es auch im neuen
Jahre möglich sein, die dringendsten wünsche der
Künstlerschaft ihrer Erfüllung näher zu bringen.
Das letzte Jahr war reich an wichtigen Er-
eignissen und Erfolgen. Lin neues Kunstschutzgesetz
wurde geschaffen, das, wenn es auch nicht allen
wünschen gerecht werden konnte, doch im vergleich
mit dem alten einen erheblichen Fortschritt bedeutet
und vor allem so beweglich gestaltet wurde, daß die
Form der Paragraphen nicht den Inhalt tötet,
wir meinen damit, daß die Begriffe der „Werke
der bildenden Künste" und des „Urhebers", die
heute wandelbarer und wachsender sind als fe, nicht
zu Ungunsten der Künstler von Juristen in irgend
eine Formel gezwängt wurden. Es wird sich zeigen,
wie das neu in den Genuß des Schutzes eintretende
Kunstgewerbe und die Architektur sich im Bewußt-
sein des Volkes wieder als Künste festzusetzen ver-
mögen. An den Künstlern, die ja auch als Sach-
verständige in den neu geschaffenen Künstlerkammern
oft in diesem Sinne werden wirken können, wird
es liegen, die Achtung vor den: künstlerischen Schaffen
auch auf diesen Gebieten wieder zu erobern.
Auch unter den Künstlern selbst muß wieder
ein reales Gefühl für die Grenzen ihrer Rechte,
die vielfach verwischt wurden, lebendig werden.
Außerordentlich segensreich hat hier schon die von
der „Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft" ein-
gerichtete, für ihre Mitglieder ganz kostenlose „Rechts-
auskunftstelle" (in Berlin XV., Französische Straße 2H,
bei Herrn Rechtsanwalt vr. Rothe) gewirkt. Alle
für die Allgemeinheit wichtigen Fälle werden in der
„Werkstatt der Kunst" von Herrn Vr. Rothe er-
örtert (z. B. auch in dieser Nummer), sodaß auch
die noch nicht geschädigten dieser durch aufmerksame
Lektüre dieser Erörterungen eine vorbeugende Kenntnis
des Nechtszustandes erwerben können, wir empfehlen
auch den neuen Lesern der „w. d. K.", alle Streit-
fälle und Zweifel entweder Herrn b)r. Rothe oder
der Schriftleitung mitzuteilen.
wenn auch im allgemeinen alles persönliche

ausgeschaltet werden soll, so scheut sich die „Werk-
statt der Kunst" doch nicht, bei besonders eklatanten
und vorsätzlichen Rechtsverletzungen auch den Namen
der schädigenden Firma usw. bekannt zu geben,
viele Leute wissen das und nehmen sich sehr in
acht, die Rechte der Künstler nochmals böswillig
zu verletzen. Sie mögen uns hassen, wenn sie uns
nur fürchten. Rebrigens ist es der Schriftleitung
in den meisten Fällen schon „hinter den Kulissen",
d. h. durch briefliche Einwirkung möglich, Frieden
zu stiften, besonders wenn den Kontrahenten das
Bewußtsein der Rechtsverletzung gefehlt hat.
Als einen großen Erfolg dürfen wir es be-
zeichnen, daß nun endlich auch in Bayern die Re-
gierung sich entschlossen hat, liberale Bedingungen
für die öffentlichen Wettbewerbe grundsätzlich fest-
zulegen. — Im Kunstgewerbe steht der Entwurf
einer Gebührenordnung dicht vor seiner definitiven
Gestaltung und wird der Arbeit der Künstler eine
würdigere und lukrativere Stellung der Industrie
gegenüber verschaffen, wie bisher. Im übrigen
wollen wir mit einem Eingriff in den Streit der
Künstler mit den Fabrikanten des Kunstgewerbes
noch etwas warten. Die nächste Zeit wird beide
ohnedies einander wieder nähern, wir setzen in
dieser Hinsicht große Hoffnung auf die Ausstellung
München fc)08.
Die Frage der internationalen Ausstellungen
und des großen Abflusses deutschen Geldes ins
Ausland ist stets großer Beachtung wert; sie findet
insofern neuerdings einige Milderung, als auch das
Ausland, z. B. England, Amerika, Italien, Spanien,
und auch Frankreich, seine Ausstellungen mehr und
mehr deutscher Kunst öffnet. Seien wir vorsichtig,
besonders mit Amerika, wir dürfen nicht mehr so
verfahren, wie in den siebziger Jahren, als die
Kunsthändler den kauflustigen Amerikanern den
bösesten Schund aufhängten; die Ernüchterung der
Käufer war rnit zunehmender Kultur unausbleiblich.
Leider macht der Kunsthandel mit alten Gemälden
jetzt denselben Fehler. Das rächt sich immer.
vielfach beweist uns das Echo aus den großen
Tageszeitungen z. B. der Frankfurter Zeitung, den
Münchener Neuesten Nachrichten, dem Berliner Tage-
blatt, der Allgemeinen Zeitung u. a. — die auch
oft Aufsätze der „w. d. K." ganz abdrucken — daß
in unserer Zeitschrift Töne angeschlagen werden, die
im Empfinden unserer Zeitgenossen laut wieder-
 
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