Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 7.1907/​1908

DOI Artikel:
Rothe: Zum Verkehr mit den Kunsthändlern
DOI Artikel:
Anfragen aus dem Leserkreis
DOI Artikel:
H., M.: Die Jury-Frage, [3]
DOI Artikel:
Aus Galerien und Museen / Preisausschreiben / Aus Akademien und Kunstschulen / Vereine
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52070#0319

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Heft 23. Die Werkstatt der Kunst.3s5

dreifach so hohen Preis fordert, wie ihn der Künstler
festgesetzt hat.
Aus diesen Gründen wird es sich empfehlen,
mit dem Kunsthändler auch einen Maximalpreis zu
vereinbaren, über den hinaus er den Verkaufspreis
des Kunstwerks nicht festsetzen darf. Or. Robtte.
Anfragen aus ciem Leserkreis.
L. W. in Berlin. Kann ich von einem Kollegen
erfahren, wie der volle Name der Knnstverlagsanftalt
lautet, die das Abzeichen bl. K. u. L. auf den von ihr ver-
legten Künstlerpostkarten führt? Dieselbe befindet sich in
München.
Vie ^ury-^rage. III.
Gestatten Sie mir freundlichst, einiges zur Jury-Frage
zu sagen.
Die Jury-Frage ist eine eiternde Wunde, die zur
Heilung kommen muß. Doch diese Heilung ist wahrlich
nicht leicht; so viel für manchen der hierfür gemachten
Vorschläge spricht, es spricht stets noch weit mehr dagegen.
Diese Gegengründe hier anzugeben, würde zu weit führen,
besser ist es da, einen neuen Vorschlag zu machen oder
vielmehr einen alten von neuem zu begründen, der m. E.
Garantien für eine gerechtere Beurteilung insoweit bietet,
als das eben angängig — Irrtümer werden immer vor-
kommen, sie sind auf keinen: Gebiete, am wenigsten aber
wohl auf dem des Kunsturteils zu vermeiden.
Line Jury muß sein, sie ist ein notwendiges Uebel,
aber sic ist ein Uebel, besonders in ihrer zurzeit beliebten
Betätigung. Notwendig ist sie vor allem, um die unge-
zählten Arbeiten zurückzuweisen, die auf den Namen eines
Kunstwerkes absolut keinen Anspruch erheben können,
Arbeiten, die recht häufig nur von kühnen Dilettanten
eingehen. Von hier an aber beginnen die Schwierigkeiten
und damit die oft empörenden Ungerechtigkeiten.
Ls sind in der Jury fast immer ein oder zwei Per-
sonen, die das Wort führen und damit im Grunde ge-
nommen die Richter sind. Lin Scherzwort, ein Schlagwort,
eine wegwerfende Bemerkung, eine nach einer bestimmten
Richtung hin entwickelte Neigung, sie entscheiden nur gar
zu häufig über das Wohl und wehe der Kollegen — von
der oft genug vorhandenen Unfähigkeit, ein zutreffendes
Urteil zu fällen, will ich gar nicht reden, so oft sie auch
die Ursache der Ablehnung sein mag; oder wer wird be-
haupten, daß ein Bildhauer, ein Architekt, Herren, die sich
vielleicht nie die Natur gründlich angeschaut, unter allen
Umständen imstande sind, z. B. eine Landschaft richtig zu
beurteilen? Und sitzen etwa stets die fähigsten Künstler-
in der Jury? Gewiß nicht! Und wären selbst die fähigsten
stets die kompetenten Richter? Auch das ist nicht einmal
der Fall! weiter aber darf man sich ja auch nur erinnern, wie
verschieden zu verschiedenen Zeiten, ja in derselben Zeit
unsere ersten Künstler, auch von den Fachgenossen, beurteilt
worden sind und noch beurteilt werden. Was soll nur
eine Jury über die Tätigkeit des Abweiseus der Arbeiten
hinaus, die auf den Namen eines Kunstwerkes absolut
keinen Anspruch haben und von niemand dafür gehalten
werden, für einen wert haben, wenn Gemälde in der
einen Kunststadt angenommen, in der anderen abgewiesen
werden; wenn Kunstwerke in der einen Kunststadt mit der
Staatsmedaille ausgezeichnet, in der anderen aber gar nicht
zur Ausstellung zugelassen werden?! Oder wenn in der-
selben Kunststadt ein Gemälde in dem einen Jahre abge-
lehnt, im nächsten aber, als der entrüstete Autor es wiederum
einsandte, für die Pinakothek angekauft wurde?!!
Nun bedenke inan andererseits namentlich in den
großen Ausstellungen die ungeheure Fülle der Einsendungen,
es muß auf das hastigste gearbeitet werden, um nur fertig
zu werden. Wie stumpf werden da schließlich die Pflicht-

treuesten! Ls ist ihnen unmöglich, gewissenhaft zu prüfen,
sie sind erschöpft, geistig und körperlich, haben auch gar
nicht die nötige Zeit, um einem Kunstwerke, das sich mit
seiner Wirkung nicht aufdrängt, gerecht zu werden. Nimmt
man hinzu, daß die Jury stets aus einer mehr oder minder
großen Anzahl von Personen besteht, von denen nur zwei
oder drei den richtiger: Standpunkt zu einem Gemälde ein-
zunehmen in der Lage sind, bedenkt man dann noch, daß
ein kleineres, feineres Gemälde in den großen Räumen
bei der Eile, mit der verfahren wird, fast ohne Wirkung
bleiben muß, und zieht man ferner in Erwägung, daß
wenn der Vorsitzende oder ein Wortführer sein Ver-
dammungsurteil spricht, verhältnismäßig selten ein anderes
Mitglied der Jury Zeit, Gelegenheit, ja auch nur den
Willen finden wird, Einspruch zu erheben, so ist es doch
wahrlich klar, daß eine Jury fast mehr Unheil als Nutzen
stiften muß.
M. L. aber gibt es ein Heilmittel und das ist, wie
gesagt, auch schon vorgeschlagen, ja im Verein Berliner
Künstler*) zum Beschluß erhoben, ohne daß aber praktische
Folgerungen daraus gezogen wurden: man wähle eine
Super-Jury, bestehend aus fünf bis sechs Herren, bei dec-
alle diejenigen Künstler Berufung einzulegen das Recht
hätten, deren Arbeiten nicht sämtliche Stimmen gegen sich
gehabt oder für die sich meinetwegen zwei Stimmen er-
hoben hätten.
Da dieser Super-Jury eine weit kleinere Zahl von
Arbeiten zur Beurteilung vorläge, könnte sie sich mehr
Zeit lassen bei der Bewertung der einzelnen Arbeit und
sie würde auch im Bewußtsein ihrer großen Verantwortlich-
keit ganz sicher gewissenhafter arbeiten, als das wohl sonst
geschieht. Auf Näheres kann ich hier nicht eingehen, allein
ich bin sicher, daß sich alle möglichen Einwände mit Leichtig-
keit entkräften ließen. — Die Zustände jedenfalls, wie sie
jetzt herrschen, find unhaltbar, unwürdig, ein trauriges
Armutszeugnis für die Künstlerschast. Es wird mit dem
Wohl und Wehe der Künstler, die schon so schwer zu
ringen haben, in einer weise verfahren, wie das in
keinen: anderen Berufe geschieht, und das von Kollegen! —
Jeder weiß das, jeder empfindet es als entwürdigend, als un-
erträglich und muß es doch knirschend ertragen. KI. H.

Aus Galerien uncl Museen.
Niel. Der Schleswig ° Holsteinis che Kunstvcrein,
welcher seit Jahren zur Förderung seiner Aufgaben eine
jährliche Unterstützung von ZOOO Mk. aus städtischen Mitteln
erhält, ist um Gewährung einer besonderen einmaligen
Beihilfe von tOOOO Mk. beim Magistrat vorstellig ge-
worden. Die etwa 250 Nummern umfassende Bildersamm-
lung bedarf nach einer Mitteilung des Vorstandes einer
sehr kostspieligen Wiederherstellung, da sie durch die
Aufbewahrung in den nicht unterkellerten Räu-
men erheblich gelitten hat. — Nachdem während der
letzten Jahre Ankäufe unterbleiben mußten, weil das
Erworbene einer sicheren Schädigung in den ungenügen-
den Räumen ausgesetzt gewesen wäre, beabsichtigt der
Verein nunmehr, einen besonderen Fonds zu sammeln, um
den dauernden Besitz an Kunstwerken zu vermehren und
ihn in seinem künstlerischen wert zu heben; es wird er-
strebt, einen möglichst vollständigen Ueberblick des schles-
wig-holsteinischen Anteils an der deutschen Malerei
der neueren Zeit in Kiel zu schaffen.
Magdeburg. Das Kaiser Friedrich-Museum er-
warb eine Marmorarbeit Auguste Rodins, „Das Haupt
Johannes des Täufers".
Oldenburg. (Line „moderne Galerie".) Der
Oldenburger Kunstverein, der Oldenburger Kunstgewerbe-
verein und der Oldenburger Künstlerbund haben gemeinsam
an den Landtag folgende Eingabe gerichtet: „Ein hoher
Landtag wolle beschließen, daß außer der bereits jährlich
 
Annotationen