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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 7.1907/​1908

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L., P.; Büsing, G. F.: Zielbewusster Bilder-Bettel
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Ein "Deutscher Verein für Kunstwissenschaft"
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Stipendien und Stiftungen / Preisausschreiben / Staatsankäufe etc. / Aus Akademien und Kunstschulen / Personalien / Vereine / Urheberrecht / Kunsthandel und Versteigerungen / Vermischtes / Literatur und Kunstblätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.52070#0194

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190

Die Werkstatt der Kunst.

Heft

nicht mehr, wenn wir verraten, daß er dieses rührende
Lharakteristikum sich schon seit zehn Jahren beilegt
und schon seit sieben Jahren unter eigener Firma selb-
ständig ist. Er wird sich also seine Schablonen-Bettelbriefe
aus neuen Phrasen zusammenleimen muffen.


Linen zweiten, ähnlichen Massenbetrieb (wieviele
solche mag es wohl geben?!) wollen wir bei dieser Ge-
legenheit auch gleich aufdecken, indem wir den nachstehen-
den, uns zum Zweck der Veröffentlichung übergebenen Brief
abdrucken:
Hamburg 2H, am Zt- Januar tdO7.
Sehr geehrter Herr!
Gestatten Sie mir gütigst, eine sehr ergebene Bitte
sn Sie richten zu dürfen, durch deren Gewährung Sie mich
zu besonderem Dank verpflichten würden.
Ich bin im Besitz einer nach 70 Büchern zählen-
den,überauswertvollen An tographen-Sammlung,
zu welcher mir u. a. bisher 28 Majestäten, die regierenden
Großherzöge, Herzöge und Fürsten Europas mit ihren Ge-
mahlinnen, mehr als 800 Mitglieder souveräner europäischer
Fürstenhäuser, die Lhess und deren Gemahlinnen der standes-
herrlichen Fürsten- und Grafenfamilien, sowie der übrigen
Fürstenhäuser Deutschlands, Gesterreich-Ungarns, Spaniens
usw. usw., ferner die namhaftesten Staatsmänner, Gelehrten,
Schriftsteller, Komponisten, Musik- und Bühnenkünstler usw.
des Kontinents Beiträge gespendet haben.
In Anbetracht des wertes und der Bedeutung meiner
Sammlung, für welche ich nun fchon seit ;8 Jahren wirke,
haben auch etwa ;50 unserer ersten Maler, deren
Verzeichnis beiliegt, die Güte gehabt, mir Skizzen für die-
selbe zu überlassen, wodurch meine Sammlung natürlich
noch einen ganz besonderen Reiz erhalten hat. (Der „ganz
besondere Reiz" scheint darin zu liegen, daß diese t50 Skizzen
ohne Aufwendung eines Pfennigs zusammengebettelt worden
sind! — Red.)
Meine sehr ergebene Bitte an Sie, sehr geehrter
Herr, geht nun dahin, mir in beifolgendem Album — dem
fünften seiner Art — gütigst gleichfalls eine kleine
Skizze, wenn möglich einen Kopf, für meine kostbare
Sammlung spenden zu wollen.
Ermutigt durch die bereits erhaltenen, wertvollen
Skizzen hoffe ich, daß auch Sie, sehr geehrter Herr, die
Güte haben werden, meinem ergebenen Anliegen zu will-
fahren. Ich würde dafür sehr dankbar sein und die er-
betene Skizze ausschließlich zum Schmuck meiner an seltenen
Beiträgen schon so reichen Sammlung verwerten.
Ls sei mir erlaubt, zu meiner Legitimation auf
beifolgende Abschriften von Dokumenten Bezug zu nehmen,
um deren gütige Rücksendung ich ergebenst bitte.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Ergebenst
G. F. Büsing.
Die am Schluß dieses Briefes erwähnte „Legitimation"
bestand aus einem Massenverzeichuis derjenigen, die bis
dahin schon auf den Leim gegangen waren!
Ebenso zudringlich wie diese private „Kunst-
liebe" sind die Bazars und Verlosungen zu wohl-
tätigen Zwecken. Den Herrschaften, die diese Bazars
veranstalten, fällt es meist gar nicht ein, auch nur eine
Mark selbst herzugeben — außer ihrer geschätzten „Arbeits-
kraft". Diese bewährt sich zuerst und hauptsächlich darin,
die Künstler auf ihre ernsten Pflichten den südaustralischcn
Buschkindern gegenüber aufmerksam zu machen und sie zur
„Spende" eines Gemäldes zu veraulaffen. Taschen zu!
O. VV. v. K.

6m „Deutscher Verein kür Runlt-
xvilsenschast".
Zur Gründung eines solchen Vereins größten Stils
hat der Generaldirektor der Berliner Museen Prof. Wil-
helm Bode zusammen mit dem Kunstdezernenten im preu-
ßischen Kultusministerium a. D. Exzellenz wirk!. Geh. Rat
Friedrich Althoff einen Statutenentwurf ausgearbeitet,
der, irr der „Internationalen Wochenschrift" veröffentlicht,
u. a. folgendes ausführt:
8 v
Der Deutsche Verein für Kunstwissenschaft bezweckt
die Förderung kunstgeschichtlichen wissens und die Hebung
künstlerischen Lebens in Deutschland.
Insbesondere setzt er sich zur Aufgabe:
t. ein illustriertes kunstwissenschaftliches Iahrbuch
mit literarischem ^Jahresbericht herauszugeben;
2. die Herausgabe von Kunsthandbüchern und photo-
graphischem Anschauungsmaterial sowie von sonstigen kunst-
wissenschaftlichen Arbeiten zu fördern;
z. die vollständige Verzeichnung und Publikation aller
deutschen Kunstdenkmäler (lVIormmentu artis Llermnniue)
auf Grund der vorhandenen Vorarbeiten herbeizuführen;
4. kunstwissenschaftliche Anstalten und Verbindungen
an geeigneten Plätzen des In- und Auslandes herzustellen
und zu unterhalten;
5. dafür einzu treten, daß für Vertreter der
neuerenKunstReisestipendieneingerichtetwerdcn;
6. das allgemeine Interesse und Verständnis für
Kunst zu beleben, indem dahin gewirkt wird, daß
u) an den Universitäten und anderen Hochschulen für
ausgiebige Berücksichtigung der Kunstwissenschaften ge-
sorgt wird,
b) auch in den Schulen, namentlich in den höheren
Lehranstalten (Mittelschulen), der kunstwissenschaftliche
Unterricht in geeigneter weise im Anschluß au Geschichts-
und Zeichenunterricht und durch Veranstaltung kunstwissen-
schaftlicher Vorträge gepflegt wird,
c) die kunstgeschichtlichen Apparate an Hochschulen
und höheren Lehranstalten (Mittelschulen), zureichende Aus-
stattung erfahren,
6) angehenden Gberlehrern und Gberlehrerinnen die
Möglichkeit geschaffen wird, sich in der Fachprüfung eine
Lehrbefähigung der Kunstwissenschaft zu erwerben,
e) die Kunstwissenschaft auch in dem der allgemeinen
Bildung gewidmeten Teile der Prüfung der Oberlehrer
und Gberlehrerinnen angemessen berücksichtigt wird,
L) kunstwissenschaftliche Fortbildungskurse für Ober-
lehrer und Gberlehrerinnen eingerichtet werden,
§) auch bei allen Fortbildungseinrichtungen auf die
Förderung kunstwifsenschaftlichen Verständnisses durch ge-
eignete Kurse besonderer wert gelegt und
ll) durch kunstwissenschaftliche Vorträge und Demon-
strationen verschiedenster Art auf immer weitere Kreise des
Volkes eingewirkt wird.

Stipendien unck Stiftungen.
lerischer, namentlich monumentaler oder kunsttechnischer
Werke usw.) und dem Stipendiaten die bestimmte Verwen-
dung aufzuerlegen. K 5. Der Minimalsatz eines Iahres-
stipendiums soll 500 Mk. betragen. Die Verleihung eines
Stipendiums an einen und denselben Stipendiaten für
mehrere Iahre, sowie Verleihung mehrerer Stipendien in
demselben Iahre an verschiedene Stipendiaten ist zulässig,
ß 6. Bei der Verleihung von Stipendien ist in erster Linie
ein wechsel dahin zu beobachten, daß nacheinander ein
Knnstgelehrter, 2. ein Architekt, Z. ein Bildhauer, ein
Maler, 5. ein Kunstgewerbebeflissener zum Bezug eines
Stipendiums gelangt. Geeignete Bewerber werden hier-
durch aufgefordert, unter Bescheinigung ihrer Oualifikation
 
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