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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 7.1907/​1908

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Pfretzschner, A.: Konkurrenzunfug
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Ein österreichisches Ministerium für bildende Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.52070#0444

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Die Werkstatt der Kunst.

Heft 32.

^0

So verfügte ich mich denn zu einem Rechtsanwalt
Or. Künz, bei dem ich folgende Punkte niederschrieb und
ihn ersuchte, dieselben den: Denkmalsausschußvorstand
Pedenz vorzulegen.
Darin verlangte ich im Interesse aller Konkur-
renten:
v Ausstellung aller acht eingelangten und
jurierten Entwürfe.
2. Nennung der Juroren.
3. Mitteilung des von den Juroren verfaßten
Protokolls.
Ich fügte bei: sollten diese Punkte nicht erfüllt werden,
so wollte ich den ganzen Vorgang dem k. k. Unterrichts-
ministerium in Wien mitteilen.
Dr. Künz fand meine Forderung für durchaus recht
und billig, entschuldigte obgenannten Pedenz mit dessen
Alter, bat mich, einen Augenblick zu warten, er wolle die
Zache sofort mit pedenz besprechen und ins reine bringen.
Nach zwanzig Minuten kam Herr vr. Künz zurück
und versicherte mir, daß meine Forderung von Pedenz
zwar für billig befunden wurde, er aber nicht selb-
ständig handeln wolle, weshalb er in den nächsten Tagen
eine Ausschußfitzung einberufen werde. Das war an einem
Montag, Vr. Künz versicherte mir noch, daß meine drei
Punkte gewiß die Billigung aller Ausschußmitglieder finden
würden.
wer nun glaubte, ich würde mich genügen und ab-
reisen, der hatte sich beirrt. In den ganzen Alpen regnete
es, und so war es für mich einerlei, ob ich da oder dort
mit guten Freunden zusammen meinen Wein trank, und
so blieb ich in Bregenz.
Ich erkundigte mich am Mittwoch und Donnerstag,
ob eine Ausschußfftzung einberufen sei, es hieß: „nein."
Am Freitag war meine Geduld alle und ich schickte den
Vr. Künz wieder zu Pedenz, ihm zu sagen, daß, falls ich
nicht binnen 2H Stunden bindende Zusage der Erfüllung
meiner drei Punkte hätte, ich direkt nach Wien fahren
würde, um dort die Sache anhängig zu machen.
Das wirkte, denn das k. k. Unterrichtsministerium hatte
ca. lo ooo K als Beitrag zugesagt, — wenigstens erzählten
mir das Bregenzer Herren.
pedenz versprach mir durch den Mund des
Herrn Or. Künz, alle drei Punkte zu erfüllen.
Nächste Woche sollten die Modelle aufgestellt
werden.
Ich fuhr ab, bat aber einen Freund, mich sofort zu
benachrichtigen, sobald die Entwürfe der Meffentlichkeit zu-
gänglich wären.
Die ganze nächste Woche verging, ohne daß die Mel-
dung eintraf.
Nun telegraphierte ich mit Rückantwort an Or. Künz:
„wenn nicht sofortige Ausstellung erfolgt, fahre ich nach
Wien."
Antwort: „Ausstellung erfolgt sofort."
Nach zwei Tagen meldete mir auch mein Freund,
daß alle acht Entwürfe im Museum ausgestellt seien. Die
beiden vonderIury erwählten vsrne i m schön st e n
Licht, alle anderen hinten im Dunkel des Saales.
Ich telegraphierte nach einiger Zeit an Vr. Künz,
wann die anderen beiden von mir aufgestellten Punkte,
Nennung der Juroren und Mitteilung des Protokolls, —
wie mir versprochen, erfüllt würden? vr. Künz ant-
wortete nun: „Erfüllung unmöglich, da in der Aus-
schreibung nicht vorgesehen."
Sonach hat Pedenz sein mir gegebenes ver-
sprechen der Erfüllung dieser zwei Punkte ge-
be o ch e n.
Indes hatte sich im Lande Vorarlberg eine Stimmung
gegen das I)r. Schneider-Denkmal breit gemacht, ob mit
oder ohne Berechtigung, ist für uns Künstler voll-
kommen „Wurscht". Jedenfalls drang der Vermittlungs-
antrag, unterstützt von: Herrn Landeshauptmann und vom
Herrn Regierungspräsidenten: an Stelle des Vr. Schneider-

Denkmals ein Kriegerdenkmal zu errichten, bei den Schnei-
derinnen: nicht durch. Am 29. Januar l9O8 stand in der
Lokalpresse:
„Zur Denkmalsfrage.
Bregenz, 29. Iän. In der heute Nachmittag
stattgefundenen Sitzung des Landesfestkomitees wurde
beschlossen, von einer Denkmalserstellung abzuschen, nach-
dem das Anton Schneider-Denkmalkomitee den Kompromiß-
Vorschlag des Landessubkomitees in einer Zuschrift ab-
gelehnt hat. Dagegen soll eine Invalidenstiftung und
eine Stiftung für heimische Künstler geschaffen werden.
Im Iubiläumsjahr ^909 soll ferner ein Landesfestschießen
mit Umzugsfeierlichkeiten in der Stadt abgehalten werden."
Wird nun das O r. Schneider-Denkmals-
komitee gegen den Willen und ohne Unter st ützung
der Mehrheit der Bevölkerung die 5OOOO K zur
Vollendung desDenkmals und von der aufbringen
Regierung dieErlaubnis zurErrichtung erhalten?
All das müßte entschieden sein, ehe man die
Künstler umsonst bemühte! —
Em österreicbilcbss Ministerium
kur bUäsnäs Kunst.
Die „Zentralvereinigung der österreichischen
Architekten" hat beschlossen, an die beiden Häuser des
Reichsrates eine Petition bezüglich der Schaffung eines
Ministeriums für bildende Kunst vorzulegen. Die
Petition geht von der Besorgnis aus, daß der Hochbau
dem Arbeitsministerium unterstellt und mit dem Straßen-,
Wasser- und Brückenbau zu einer Sektion vereinigt wird,
an deren Spitze möglicherweise ein Nichttechniker oder ein
Nichtkünstler gesetzt würde. Die Petition setzt die Be-
deutung der Baukunst als der „natürlichen Beschützerin"
aller bildenden Künste auseinander, sie verweist darauf,
daß die Baukunst in großen Kreisen der Bevölkerung nur
als Bau Handwerk geachtet wird, weiter daß die Kunst,
und mögen ihr auch die reichlichsten Mittel zugesührt werden,
niemals vorhandene Werte vernichtet, sondern im Gegen-
teil bestehende Werte erhöht und neue Werte schafft, und
daß ihre Pflege daher auch im wirtschaftlichen Interesse
des Staates gelegen ist.
„Der Mangel einer mit fachmännischer Erkenntnis
geleiteten Zentralstelle für den Hochbau führt dazu, daß
heute unzählige öffentliche Aemter in Oesterreich in ganz
unzulängliche und unhygienische Lokalitäten eingemietet
werden — ein System, das auch von: wirtschaftlichen Stand-
punkte kaum verteidigt werden kann — und nur nach
langen und schweren Kämpfen werden für die dringendft
notwendigen Staatsbanken die erforderlichen Kredite ver-
langt und bewilligt. — Aber auch die bewilligten Millionen-
kredite für öffentliche Bauten des Staates, der Länder nnd
der Gemeinden gehen mangels einer obersten, mit der
nötigen Sachkenntnis ausgerüsteten leitenden Stelle heute
zum größten Teile für die Kunst verloren und könnten doch,
ohne erhöht zu werden, einen befruchtenden Regen für sie
bedeuten. Durch die nach Schaffung einer Zentralstelle
mögliche und dringend gebotene Heranziehung von
Privatarchitekten und Verwertung vieler bisher für
staatliche Zwecke unbenützt gelassenen Talente würden neue
und große künstlerische Impulse gegeben und eine reichere
Mannigfaltigkeit in der künstlerischen Erscheinung der öffent-
lichen Bauten erzielt werden, welche auch die Erscheinung
einzelner Städte auf ein höheres künstlerisches Niveau
heben könnte."
Die Petition gipfelt in der Bitte, das Abgeordneten-
haus wolle darauf dringen, daß sobald als möglich ein
eigenes Ministerium für bildende Kunst und als Vor-
bereitung hierzu sogleich ii: einem bestehenden Ministe-
rium eine selbständige fachmännische Sektion für bildende
Kunst errichtet werde.
 
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