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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 7.1907/​1908

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In eigener Sache
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Briefkasten der Schriftleitung
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Die Industrie und die Künstler, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.52070#0179

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Die Werkstatt der Kunst.

H75

Heft f3.

unter mehreren anderen Namen erscheint, heftige
Angriffe gegen die „Werkstatt der Kunst".
Da wir den „Stuttgarter Künstlerbund" während
des Erscheinens unserer Artikel nicht weniger wie
dreimal ein geladen hatten, in der „Werkstatt der
Kunst" selbst zu antworten und seinen Standpunkt
der Künstlerschaft darzulegen, so erscheint im ersten
Augenblick der jetzt von ihm eingeschlagene Umweg
nicht recht verständlich. Die Absichten des „Stutt-
garter Künftlerbundes" werden erst klar, wenn man
seine Kundgebung näher betrachtet: sie ist anonym
erschienen. Uneingeweihte wissen also nicht, von
wem der Artikel stammt, und müssen annehmen, es
sei eine „unparteiische" Redaktionskorrespondenz.
wir würden auch so noch über diese Kund-
gebung hinweggehen, da das für sie benutzte kleine
Blatt nur ein sehr enges Verbreitungsgebiet besitzt und
vor allem gar nicht in diejenigen Kreise kommt, die
hier zuständig sind, — wenn wir nicht erfahren
hätten, daß der „Stuttgarter Künstlerbund" sich von
dieser Nummer eine größere Anzahl bestellt hat und
diesen „unparteiischen" Artikel in intensiver weise
zu verbreiten beabsichtigt.
Dadurch werden wir genötigt, uns kurz mit
dem Artikel des „Stuttgarter Künstlerbundes" zu
befassen. Er enthält folgende Stelle, die sich auf
unsere Stellung zur Stuttgarter Galeriefrage bezieht:
„Jetzt griff einigermaßen überraschend ,Die Werkstatt
der Kunst' in den Kampf ein. Ihr Redakteur, fterr Fritz
pellwag, schien auf die Idee gekommen zu sein: es braue
sich in Stuttgart ein ungeheuerlicher Verrat an der Kunst
zusammen. So protestierte er zunächst durch eine kurze Er-
klärung. Er übersah, daß er, als journalistischer Vertreter
der Künstlerschaft, sich dabei gegen die Leute, deren Interesse
er zu wahren berufen ist, gegen die Künstler, wendete.
Er versäumte es, sich bei der Künstlerschaft Stuttgart/
d. h. bei einem der mit dem Namen Stuttgart als Kunst-
stadt verknüpften namhaften Künstler, über die Lage der
Sache und über die Person des von ihm bekämpften Kandi-
daten zu erkundigen. Gbwohl gewarnt durch ein Tele-
gramm des Stuttgarter Künstlerbundes, erklärte er in einem
Artikel: er fühle sich verpflichtet, im Interesse der Ankunft
der schwäbischen Kunst, gegen ein Bestreben der Stuttgarter
Künstlerschaft zu protestieren, das die Besetzung des Galerie-
direktorxoftens zu einer Versicherung auf Gegenseitigkeit
.mißbrauchen' wolle. Der Kandidat der Akademie habe
,den menschlichsten Instinkten der Künstler, ihrem Ver-
langen nach Anerkennung und materiellem Gewinn so lange
geschmeichelt, bis sie nicht mehr gewußt haben', was Recht
und Unrecht sei.
Es braucht nicht gesagt zu werden, wie peinlich das
Künstlerkollegium der Akademie von diesen unmotivierten
Angriffen berührt war. Der Künstlerbund ließ es nicht
fehlen an abwehrenden Briefen und Telegrammen, fterr
ftellwag, der sich bei seiner Aktion offenbar übereilt hatte,
konnte nur erklären, daß er niemals die Absicht der Be-
leidigung gehabt habe. Er wird wohl inzwischen selbst besserer
Meinung über die Stuttgarter Vorgänge geworden sein."
f. Der „Stuttgarter Künstlerbund" zitiert von
uns (in Anführungszeichen) das Wort „mißbrauchen"«
Der „Stuttgarter Künstlerbund" muß genauer nach-
lesen. In unseren Artikeln befindet sich weder dieses
Wort noch der Vorwurf.
2. Dasselbe Pech passiert dein „Stuttgarter
Künstlerbund", wo er unsere angebliche Meinung

mit den Worten resümiert: Der Kandidat der
Akademie habe den „menschlichsten Instinkten der
Künstler, ihrem verlangen nach Anerkennung und
materiellem Gewinn so lange geschmeichelt, bis sie in
dieser Angelegenheit nicht mehr gewußt haben,"
was Recht und Unrecht sei.
ilfter ist nicht nur das Zitat unrichtig, sondern
auch das Resümee falsch! wir habennämlich geschrieben:
„. . . bis sie nicht mehr entscheiden konnten, erstens
,ist dieser Mann (nämlich Vr. Diez, der Kandidat) denn
wirklich im Recht, sämtliche Mittel der Galerie (unter
absoluter Ausschaltung der alten Kunst) nur für Ankäufe
aus der heutigen, ja, aus der jüngsten, von ihm zu ent-
deckenden Künstlergeneration zu verwenden, — ferner, ist
er imstande, durch ästhetische, mündliche und journalistische
Propaganda das schwäbische Publikum zu Kunstkennern
und zu Käufern, die der Stuttgarter Künstlerkolonie auf
die Leine helfen würden, zu verwandeln? — zweitens:
sind wir berechtigt, um dieses Lohnes und Experimentes
willen die mühsam mit kleinsten Mitteln entstandene Galerie
diesem Manne auszuliefern und können wir der Gegenwart
und vor allem der Zukunft gegenüber diese Verantwortung
tragen?'"
wir bitten die Leser zu urteilen, ob nicht diese
Rlahnung zu ruhiger, unbefangener Reberlegung
himmelweit entfernt ist von dem Vorwurf eines
Wangels der Ehrbegriffe: „Recht und Unrecht."
3. Die Beschwerde des „Stuttgarter Künstler-,
bundes", wir hätten uns nicht bei ihm erkundigt,
wird niemanden rühren. Es wäre sogar sehr falsch
von uns gewesen, wenn wir das getan hätten, denn,
um eine objektive Auskunft zu erlangen, wendet man
sich nicht an eine kleine, so leidenschaftlich interessierte
Gruppe. Dagegen sind wir durch viele unparteiische
Künstler und Gelehrte so vorzüglich informiert
worden, daß wir die subjektiv gefärbte Meinung des
„Stuttgarter Künstlerbundes" gut entbehren konnten.
Alles übrige mag auf sich beruhen, denn
darüber zu entscheiden, ob und wie die „Werkstatt
der Kunst" die Interessen der Künstler vertritt,
haben andere Leute zu entscheiden.
Die Schriftleitung.
Orreskaslen dsr Sckristleitlmg.
R.. I'. in München. Der seinerzeit mit der großen
goldenen Medaille ausgezeichnete Zyklus „Vater
Unser" von G. pfannschmidt befindet sich jetzt im
Pandzeichnungs-Kabinett der Kgl. Nationalgalerie. —-
Eine Wiedergabe dieses Werkes in Photogravüre ist bei
Rudolf Schuster in Berlin 8^V. Ierusalemerstraße
erschienen. Den Preis werden Sie dort erfahren.
Ole Industrie und die Künstler.
Der vollkommene Mangel des Verständnisses für
die Arbeitsbedingungen und die Art der Tätigkeit der
Künstler läßt selbst die Leiter größter industrieller Eta-
blissements sich im Verkehr mit Künstlern derart im
Ton vergreifen, daß eine deutliche Zurückweisung
oft nötig wird. Dieselbe Unbildung tritt auch bei den
fachlichen Anforderungen an die künstlerische Arbeit
zutage und offenbart in den Kreisen der Großindustrie, in
deren pänden die Verstellung der Gegenstände unseres täg-
lichen Gebrauches liegt, eine Unkultur, die als sündhaft
bezeichnet werden muß.
 
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