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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 7.1907/​1908

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Eine Künstler-Genossenschaft m. b. H.
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Schmid, Max: Die Organisation der Berufsmodelle
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https://doi.org/10.11588/diglit.52070#0555

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Heft ^0.

Die Werkstatt der Kunst.

55 s

kriekkaslen der Sckriflleilung.
R. Q. in Charlotten bürg. Auf unsere Anfrage
vom 22. April t908 erhielten wir vom Magistrat von
Lharlo ttenburg bereits (!) am ^9. Juni folgende Aus-
kunft, die Ihnen als Antwort dienen mag:
„Oie Erwägungen wegen Aufstellung einer Brunnen-
figur, die übrigens nicht von Herrn Stadtrat Töbelmann
gestiftet ist, sind noch nicht abgeschlossen. Line Entscheidung
dieserhalb ist auch für die nächste Zeit noch nicht zu er-
warten."
Abonnent in Mau rach. Die Kaiserjubiläums-
Ausstellung in Klagenfurt wird vom dortigen Kunst-
verein veranstaltet und am August eröffnet. Anmel-
dungen haben am 20. Juli zu erfolgen.
R. I>. in Wiesbaden. Auf Ihre Anfrage empfingen
wir vom kgl. Polizeiamt München I die Nachricht, daß im
Hause Hochbrückenstraße 3 ein gewisser Einil Breunig
vom 2q> August bis zum 5. Februar l9O7 das
Stellenvermittler-Gcwcrbe mit polizeilicher Genehmi-
gung ausgeübt hat.
Gb der Genannte eine „Vermittlungsstelle für
Künstler" innehatte, ist nicht bekannt, da ein solcher
Betrieb nach den gesetzlichen Vorschriften der gewerbe-
polizeilichen Beaufsichtigung nicht untersteht.
Eine Künstler-Genossenschaft m. b. I).
Zu dem gleichlautenden Artikel des Herrn 6. Katsch
in den Heften 2 und 3 der „Werkstatt der Kunst" empfingen
wir aus dem Laboratorium der Großh. S. Kunst-
schule zu Weimar folgende Zuschrift:
In wirtschaftlicher Hinsicht ist ein Verdienst bei der
Farbenfabrikation mit geringemUmsatz nicht zu erwarten, weil
die Preise für bestes Rohmaterial (Farbpulver, Harze, Mele,
Kinn usw.) sehr gestiegen sind und leider fortwährend steigen.
Dazu kommt, wenn man, in betreff der recht verschiedenen
Wünsche der Künstler, mit letzteren in intimer Fühlung
bleibt, ein fortwährendes Aendern, probieren und Modi-
fizieren, das teils unerfreulich, teils kostspielig ist. Line
Künstler-Genossenschaft m. b. H. würde die malende Künstler-
schaft niemals unter einen Hut bringen, es würde in puncto
Farbenbezug alles beim Alten bleiben, es würde vielleicht
sogar eine bedeutende Opposition einsetzen und ein Zerfall
der Gründung wäre höchstwahrscheinlich. — Aber doch
könnte etwas Aehnliches, wie Herr Katsch anregt, sich auf
anderem Wege verwirklichen lassen, ist vielleicht sogar schon
im stillen Erblühen begriffen, wen:: man die Tatsache nicht
übersehen will, daß zum ersten Male ein Kunstinftitut von
Ruf sich von den Farbenfabriken, die doch nur wenig
Fühlung mit der Künstlerschaft haben, emanzipiert und
eine Herstellung der Farben, den Wünschen und Bedürf-
nissen von Autoritäten der Technik folgend, bereits selbst
in die Hand genommen hat. Das in der Großh erzo gl.
S. Kunstschule zu Weimar hergestellte Farbmarerial
vervollkommnet sich Schritt für Schritt und ist mit Sicher-
heit anzunehmen, daß mit der Zeit ein allen Wünschen
entsprechendes Material entsteht, da außer der sog. „Weimar-
farbe", mit der unbestreitbar etwas geleistet worden ist,
was bisher noch mit keinem Material hat geleistet werden
können, auch noch eine andere beste Gelfarbe gerieben
werden soll, bei der ebenfalls auf Höhe des Einkaufspreises
für das edelste Rohmaterial nicht gesehen werden wird.
Ursprünglich sollten unsere Farben nur für die hiesige
Kunstschule und einige andere Interessenten allein gerieben
werden, aber das Laboratorium wurde gedrängt und hat
sich dann aus praktischen Gründen veranlaßt gesehen, auch
für weitere Kreise zu liefern. Will die größere Menge
der Künstler durch Bezugnahme der Farben vor: uns den
Absatz steigern, könnten wir bei engem Zusammenwirken
in betreff der Preise weit entgegenkommen, sogar in An-
betracht der guten Sache so weit, wie es die ersehnte
Künstler-Genossenschaft m. b. H. nur irgend tun könnte.

Vie Organisation cter VerufsmockeUe.
Wir empfingen vom ehemaligen Vorsitzenden der
eingegangenen Grganisation der Berufsmodelle folgende
Schilderung der früheren und jetzigen Aussichten für eine
Regelung der Modellverhältnisse in München und
andern großen Kunststädten.
München, am 2q> Juni t9O8.
Hochverehrter Herr Redakteur!
Ihr mir sehr wertes Schreiben habe ich erhalten und
bin selbstverständlich gern bereit, Ihnen die gewünschte
Auskunft zu geben. Gestatten Sie, mir vorauszuschicken,
daß Bestrebungen zur Bildung einer Grganisation in
München bis in die siebziger Jahre zurückreichen. Ls
wurde seinerzeit seitens eines Künstlers der Betrag von
500 Gulden zur Deponierung in Aussicht gestellt, falls sich
die Modelle zu einer Organisation Zusammenschlüssen. Es
fand sich jedoch niemand, der das Unternehmen einleiten
wollte. Mitte der achtziger Jahre hat ein Akademieprofessor
eine Grganisation den Modellen als zweckdienlich vorge-
schlagen und durch die Modelle „Gebrüder Pfeiffer" eine
Versammlung einberufen lassen; hauptsächlich behufs Grün-
dung einer Krankenkaffe. Es hatte jedoch nur bei dieser
Versammlung sein Bewenden. Im Jahre t899 wurde
wieder ein schwacher Versuch unternommen, ebenfalls ohne
Erfolg. Im Jahre t902 wurde endlich eine „freie Ver-
einigung Münchener Modelle" gegründet, die sich,
ohne eine Tätigkeit aufzunehmcn, sofort wieder auflöste.
Im Jahre t90Z habe ich die Sache nochmals in die Hand
genommen. Eine von mir einberufene Versammlung zählte,
mich mit eingerechnet, 9 Personen, wovon 2 in einen: ver-
handlungsunfähigen Zustand waren. Man war von diesem
Ergebnis so entmutigt, daß man bereits beschloßen hatte,
'die Sache aufzugeben. Ich riet, man solle die Sache nicht
im Sande verlaufen lassen, sondern einfach irgend etwas
unternehmen, was einen allgemeinen Zusammenschluß all-
mählich herbeiführen könnte, und habe gleich den Vorschlag
gemacht, dem Akademiedirektor Ritter v. Miller privatim,
in seiner Eigenschaft als Künstler, zu schreiben, was dieser
zu einer Grganisation sagen würde; vielleicht lautet die
Rückäußerung günstig, dann würden sich auch die übrigen
Modelle, wenigstens ein ausschlaggebender Teil davon,
schließlich herbeifinden. Ich habe mich dann mit Herrn
v. Miller in Verbindung gesetzt und dieser hat mir durch
den Akademie-Modellaufseher sagen lassen: „Es freue ihn,
wenn solche Bestrebungen im Gange seien. Er werde
ihnen nichts in den Weg legen, nur glaube Herr v. Miller
kaum, daß bei diesen gemischten Elementen etwas zu er-
reichen wäre." Fast um diese gleiche Zeit hat sich ein
russischer Bildhauer mit der Gründungsabsicht eines Modell-
verbandes umgetragen. Sein Bestreben lag jedoch auf rein
ethischem Gebiete. Er wollte die Modelle für höheres
geistiges Denken gewinnen. Ich habe mich mit di-ffem
Herrn in Verbindung gesetzt und wir haben eine Konferenz
von einigen Modellen einberufen, um die Ansichten aus
zutauschen. Herr Rogan, eben dieser Bildhauer, ließ sich
überzeugen, daß nur eine rein wirtschaftliche GrganiPnon
zweckdienlich und notwendig sei. Für das Geistige biete
ja Stadt und Volksbildungsverein in Hülle und Fülle, und
wer sich bilden will, findet Stätten genug; aber es handle
sich um Auswüchse im Modellsteherwesen,/Ätelierbettel,
Atelierprostitution, klnsicherbeit in Bestellungen von Mo-
dellen, Tarifschwankungen, Ichutz gegen Ausstellung von
photographischen Aktaufnachmen usw. Herr Rogan, welcher
Herrn Reichstags- und Loudtagsabeeorrdneten Georg v. Voll-
mar persönlich gut kannte, setzte 'mich mit Herrn von
Vollmar in Verbindung und es gelang mir, den Abgeord-
neten für unsere Sach^ zu interessteren; er stellte uns auch in
bestimmte Aussicht, bei den einschlägigen Etats unsere
Angelegenheit im Landtag zu befürworten. Dieses gab
den günstigsten Alusschlag. Iotzt glaubten die Kollegen,
daß die Geschichtce etwas werden könnte, und unsere perio-
 
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