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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 7.1907/​1908

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Eine sehr wichtige Umfrage
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Die Vereinigung deutscher und österreichischer Künstler in Paris
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https://doi.org/10.11588/diglit.52070#0233

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Die Werkstatt der Kunst

keäaklem: Hellwag.

VH. Jakrg. Hekt r/. ?an. 1908.

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6me sebr picklige dm frage.

Line besonders für das Kunstgewerbe, aber auch für
alle anderen Künste wichtige Frage ist vom Vorstand des
„Verbandes deutscher Kunstgewerbevereine" ausgeworfen
worden. Ls ist unbedingt nötig, daß die Künstler und die
Interessenten des deutschen Kunstgewerbes bei der Ent-
scheidung dieser Frage mitwirken. Deshalb richten wir an
alle Künstler und Kunstgewerbetreibenden, seien sie Ent-
werfende, Ausführende oder vertreibende, Unternehmer oder
Angestellte, das Ersuchen, sich zu dem in den folgenden
Zeilen Dargelegten zu äußern.
Das deutsche Patentgesetz wird bald einer Neube-
arbeitung unterzogen werden. Dabei wird voraussichtlich
auch der Anteil, den die Angestellten eines Geschäfts an
dem haben, was sie selbständig ersinnen, durch den Gesetz-
geber geregelt werden. Die Angestellten der technischen
Betriebe kämpfen seit Jahren dafür, daß Ehre und Gewinn
an ihren Erfindungen nicht mehr in dem Maße wie bisher
den Unternehmern, den Firmeninhabern, sondern ihnen selbst
zufallen sollen. Die Unternehmer sind leider nicht gewillt,
den wünschen der Angestellten Rechnung zu tragen. Lin
Ausgleich dieser Interessen muß in der Neubearbeitung
des deutschen Patentgesetzes gefunden werden.
Da es aber auch in den Betrieben der Kunst -
industrie dringend notwendig ist, den Anteil an der
geistigen Arbeit zwischen Unternehmern und Angestellten zu
regeln, so hat der deutsche Iuristentag, um dem Gesetzgeber
Material zu liefern, auf das Programm feiner im perbst
ty08 stattfindenden Tagung die Frage gesetzt:
welche Acndcrungen -es bestehenden Rechts
empfehlen sich, uin denjenigen Personen, welche
in einem Vertrags- oder Anstellung-Verhältnis
tätig sind, den gebührenden Anteil an Nutzen und
Ehre aus ihren Erfindungen und sonstigen geistigen
Schöpfungen sicherzuftellen?
Zwei Juristen haben den Auftrag, Gutachten über

diese Frage auszuarbeiten. Die Gutachten werden im Laufe
des Winterhalbjahres durch den Druck veröffentlicht und an
die mehr als 2000 Mitglieder des Iuristentages verschickt.
Zusammen mit den mündlichen Berichten zweier anderer
Juristen bilden die Gutachten die Unterlage der Beratung
und Beschlußfassung des Iuristentages.
Wenn die deutschen Künstler und Kunstgewerbetreiben-
den sich zu dieser Frage äußern, so unterliegt es keinem
Zweifel, daß ihr Wort aufmerksamen und verständnisvoller:
Widerhall bei den deutschen Juristen finden wird.
Auf vielen Gebieten werden schon heute die Namen
des Entwerfenden und des Ausführenden gleichberechtigt mit-
einander genannt. Aber eine Einheit ist noch nirgends
erzielt. Sie wird auf der einen Seite ebenso eifrig an-
gestrebt wie auf der anderen Seite heiß bekämpft. Aber
es ist notwendig, zur Klarheit zu kommen. Das neue
deutsche Kunstschutzgesetz spricht dem Angestellter: das aus-
schließliche Recht des Besitzes an dem zu, was er ersinnt.
Der kunstgewerbliche Unternehmer pflegt sich deshalb von
Fall zu Fall oder durch Vertrag ein für allemal das Recht
an dem zu sichern, was sein Angestellter entwirft.
Regelt der Staat, indem er das Patentgesetz den neuer:
Anforderungen der Zeit entsprechend umgestaltet, auch die
geistigen Besitzverhältnisse zwischen Unternehmern und An-
gestellten, so dürfe,: die Künstler, das deutsche Kunstgewerbe
dabei nicht zu kurz kommen. Sie müssen auch ihr Urteil
in die Wagschale werfen, und dieses Urteil müssen alle
Beteiligten aussprechen, die Unternehmer und die Ange-
stellten, die Entwerfenden, die Ausführenden und die Ver-
treibenden. Ls durf über nicht so gehen, wie meist,
das; die Rnnftler sich an den Beratungen nicht
beteiligen, und ruhig Zusehen, wie andere über
ihre Rechte beraten und — Verfügen!!
Alle Anregungen beliebe man an dieSchrift -
leitung der „Werkstatt der Kunst" zu richten.

Oie Vereinigung cleutscbsr uncl öltsrreicbiscksr Künstler in Paris.

Paris. Uns wird berichtet: Der Einladung zur
Hauptversammlung der „Vereinigung deutscher und öster-
reichischer Künstler" leisteten ca. 70 deutsche Künstler Folge
— darunter auch einige Damen.
fterr Bildhauer Kautsch eröffnete die Versammlung,
begrüßte die Erschienenen und teilte mit, daß der bestehende
Ausschuß zurückträte; aus welchen Gründen dies geschah,
wurde nicht mitgeteilt. Er bat den Alterspräsidenten,
fterrn Architekten Krumholz, vorläufig als Präsident zu
fungieren und eine Neuwahl vorzunehmen, fterr Archi-
tekt Krumholz übernahm den Vorsitz uud erteilte fterrn
Vr. Treusch von Buttlar das Wort. Dieser richtete an
alle Anwesenden die Aufforderung, nicht nur den Ver-
sammlungen beizuwohnen, sondern auch beizutreten. — fterr
Schriftsteller Erich Mühsam sprach sich dagegen aus; es
müsse erst klare Situation geschaffen werden, sowie es über-
flüssig wäre, to Fros. sür das Zusammenkommen zu zahlen.
Es sprachen dann noch die perren Or. Groeger, Vr. Uhde
und Vr. Klossowski, der ausforderte, dem Beispiele der
Amerikaner zu folgen und ein Klubhaus anzustreben, hier-
mit war die Geldfrage aufgerollt, der eine Dame mit echtem
Lsausfrauengeist durch die Abhaltung einer Tombola abzu-

helfen meinte; schließlich einigte man sich, als vorläufiges
Klublokal die „Palette" zu belafsen, wohin auch alle Zu-
schriften zu richten sind. Schriftsteller Erich Mühsam ergriff
nochmals das Wort zur Gegenrede, in der es zum Schluffe
zu einer Kontroverse zwischen ihm und dem Redakteur der
„Pariser Zeitung", perrn Julius Loeb, kam.
perr Maler Scharf forderte nochmals diejenigen auf,
die sich für die Sache interessieren, beizutreten und zur
Gründung zu schreiten, während Schriftsteller Erich Mühsam
mit seiner Person allein dagegen bleibt. Die Neuwahl des
Ausschusses ergab folgendes Resultat: die fterren Naler
Borchardt, Spiro, Scharf, Or. von Bülow, die Malerin
Mdme. Boudier, der Bildhauer perr Kautsch, die Schrift-
steller Vr. Uhde, Or. Treusch von Buttlar, Vr. Neißer,
Redakteur Loeb.
Dieser gewählte Ausschuß beginnt seine Tätigkeit in
den nächsten Tagen, und fungiert als öffentliches Grgan
die „pariser Zeitung".
(Der kreißende Berg hat also, wie wir vorausgesehen
hatten, nur ein Mäuslein geboren, und es ist künftig eine
reine vereinsfache, wie sich die perren — amüsieren wollen.
— Red.)
 
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