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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 7.1907/​1908

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Das "Meister-Archiv" Ruhmesinserate: (ein neues "Prachtwerk-Geschäftchen")
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Anfragen aus dem Leserkreis
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Der große Staatspreis
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https://doi.org/10.11588/diglit.52070#0359

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Heft 26.

Die Werkstatt der Aunst.

355

Da ferner diefe Firma bei jeder neuen „Entdeckung"
die Bedingung stellt: das Abonnement des Prachtwerkes
(200 Frcs.), die Abnahme von mindestens zwölf Exemplaren
des eigenen Porträts (natürlich auch in „Prachtausgabe")
je zu tO Frcs.— da aber außerdem für die Reproduktions-
rechte der für die Publikation erforderlichen Werke der
„Neukünftler" nichts bezahlt wird, so erscheint mir dieses
Unternehmen als ein sehr problematisches.
Aus dem Bestellschein ist leicht zu ersehen, daß das
„Prachtwerk" (ein Exemplar) so Porträts nebst Bio-
graphien enthält. Gut. Nun, wenn aber der „Ehes-
redakteur" Sie darauf aufmerksam macht, daß Sie aus den
so (welche er Ihnen vorzeigt) den einen oder den anderen
aus st reichen dürfen und statt den ausgestrichenen sich
selbst einreihen sollen — !!! -— kommt man da nicht un-
willkürlich auf den Gedanken, daß der betreffende „Neu-
entdeckte" nur in das eine Exemplar kommt — welches er
so teuer bezahlt habe? Ich wenigstens bin im festen
Glauben, daß die Firma eine Reihe von wirklich berühmten
Künstlern als Grundlage besitzt, daß aber alle die Neu-
entdeckten einzeln (nur in dem einen, von ihnen bestellten
Exemplar. — Red.) beigefügt werden."
wenn die Herren von Stuck und von Kaulbach und
andere Künstler wüßten, wie ihre Gutmütigkeit als Basis
für ein solches „Prachtwerk-Geschäftchen" ausgenützt wird,
so würden sie gewiß dem nächsten solcher: „Uoclacteur en
alles" im Interesse ihrer Kollegen die Tür weisen, statt
ihm Photographien und Biographien zu überlassen, die nun
als Lockspeise für eitle Toren dienen sollen.
Seit unser alter Freund Hermann Klähre im
Gefängnis sitzt, ist die Schablone seiner „Verlagsunter-
nehmen" (Ruhmes-Inserate) von anderen ausgenommen
worden. Da aber, Dank unseren fortgesetzten Warnungen,
in Deutschland so leicht niemand mehr darauf hereinsällt,
so wird jetzt das Ausland beglückt. —
Das Unternehmen der Firma Adolf Eckstein unter-
scheidet sich von dem Klähreschen (ffch) in einigen Punkten.
Der Bestellschein, den die Künstler unterschreiben sollen, hat,
ins Deutsche übertragen, folgenden Wortlaut:
An Herrn Adolf Eckstein, Verlag,
Lharlottenburg.
Ich, der Unterzeichnete, bestelle Ihnen hiermit einen
Band des illustrierten Albums „Meister-Archiv", ent-
haltend eine Serie von wenigstens 60 Kupserdrucken mit
Text, Luxusausgabe, für den Gesamtpreis von 200 Frcs.,
zahlbar nach Empfang des Bandes. Ich behalte mir
das Recht vor, aus der Liste, die Sie mir senden werden,
innerhalb eines Monats die von mir gewünschten 60 Por-
träts auszuwählen. (Natürlich unter Ausschluß der
„Konkurrenz"! — Red.)
Außerdem bestelle ich zwölf Exemplare meines Por-
träts in Kupferdruck zum Preise von je tO Frcs.; diese
Porträts müssen „avant la lettre" sein nach der Photo-
graphie, die ich Ihnen innerhalb von 20 Tagen mit allen
Reproduktionsrechten (! — Red.) übersenden werde.
Diese Porträts müssen genau in derselben Manier reprodu-
ziert fein, wie jene, deren Muster mir vorgelegt worden
sind, das heißt: in wirklichem Kupferdruck.
Nur unter dieser Bedingung werde ich die genaue
Ausführung meines Auftrages anerkennen. Diese Porträts
sind nach Empfang zu bezahlen.
Wenn ich Ihnen innerhalb von drei Monaten meine
Photographie und die biographischen Notizen übersandt
haben werde, müssen Sie sie gratis (das nennt der Herr:
„gratis"!! — Red.) in dem Album „Meister-Archiv" ver-
öffentlichen.
Falls ich Ihnen innerhalb von drei Monaten nicht
die nötigen Unterlagen für Ihre Publikation übersandt
haben werde — (hörte inan nicht, daß im Postverkehr mit

den Balkanstaaten viele Briefe „verloren" gehen? —
Red.) —, und Sie deshalb meine Photographie und Bio-
graphie nicht veröffentlichen können, verpflichte ich mich, an
Stelle meiner eigenen Porträts und Biographie eine gleiche
Anzahl andere, die bei Ihnen erschienen sind, zum selben
Preise anzunehmen; ferner, wenn ich meine eigene Aus-
wahl nicht in dein obengenannten Zeitraunr getroffen habe,
liefern Sie mir ein nach Ihrer Wahl zusammengesetztes
Album.
Erfüllungsort . . . . .; die Insertion im Album
ist vollkommen gratis (das heißt: nachdem man für
320 Frcs. Ware hat abnehmen müssen! Und wie proble-
matisch ist der Wert eines solchen „Gratis-Inserates"!! —
Red.). Es ist zwischen uns keine mündliche Abmachung
getroffen worden und ich habe eine Kopie des Bestellscheins
erhalten, Kenntnis von ihr genommen und eigenhändig
unterzeichnet. (Unterschrift .....)
Die Nachwelt wird vielleicht diesen Ruhmfabri-
kanten dankbar sein, aber die Gegenwart möge ihnen
energisch die Türe weifen! V.W.V.X.
Anfragen aus dem Leserkreis.
z. Zur Anfrage in Heft 22 von L. W. in Berlin
wird berichtet: Die Firma für Postkartenverlag von Bl. K.
u. T. in München dürfte mit vollem Namen die Fa. Hans
Kohler ä: Lo., Einlaß fein.
2. Antwort auf die Anfrage in Nr. 2^: l- Die
graphischen Künste der Gegenwart von Theod. Goebel,
Verlag von Felix Kreis. Stuttgart Neue Folge:
Stuttg. t9O2. 2. Arth. w. Unger, Die Herstellung v.
Büchern, Illustr. u. Akzidenzen usw. Verl. v. Wilh. Knapp,
Halle a. S. ty06. 2. Klimsch, Jahrbuch der graph. Künste,
Iahrg. I—VIII erschienen. Franks, a. M.
Oer grobe Staatspreis.
wir empfingen folgende Zuschrift, die wir
aufnehmen, um ihren Inhalt zur Diskussion zu stellen:
Habe in der „w. d. K." (Heft ;8) über die Aus-
schreibung des „Großen Staatspreises auf dem Gebiete der
Malerei für das Jahr ty08" gelesen, und dabei sind mir
so einige Bemerkungen eingefallen.
Zunächst die erforderte Beilage Nr. t'- „Eine aus-
führliche Lebensbeschreibung des Bewerbers, aus welcher
auch der Gang feiner künstlerischen Ausbildung ersichtlich
ist, nebst den Zeugnissen über die letztere." Nehmen
wir nun den Fall, der ganz und gar nicht so unmöglich
ist: Es schickt einer was ein zu dem Bewerb, das Bild ge-
fällt den kompetenten und nicht kompetenten Kreisen außer-
ordentlich, allgemein heißt es: der verdient den Preisl —
Und jetzt sucht man nach der Beilage t, — aber die ist
mangelhaft. Er erzählt wohl, wie er sich ausgebildet,
aber er hat keine „Zeugnisse" darüber, denn er ist leider
(oder Gott sei Dank?) — Autodidakt! Was nun?! Er
verdient den Preis, aber er hat keine („staatsgültigen")
Zeugnisse, also bekommt er ihn nicht. — Ja hat denn die
Kunst aufgehört, Kunst zu sein? Kunst kommt doch von
Können, nicht aber von Gelernthaben! Ist denn der
„göttliche Funke" der Kunst schon ganz verglommen, ist
denn der Künstler „von Staats wegen" wirklich nur mehr
ein Gewerbsmann, gleichgestellt dem Tischler, Kommis,
Schneider, der seine Lehrzeit, seinen Freispruch haben muß
und sein — Zeugnis! Gder wie die absolvierte Konferva-
toristin, die „auf Musik" studiert hat. Sie ist zwar keine
Künstlerin geworden, sie gibt jetzt kümmerlich Klavier-
stunden zu Mk. I..50 — aber ... sie hat ihre „staatsgültigen"
Zeugnisse!
Und nun zum Inhalt des „Großen Staatspreises".
Ls hat also Liner was wirklich Gutes, Großes selbständig
(Punkt z) geschaffen und daraufhin den Preis bekommen.
Jetzt hätte er 2000 Mk., hätte auf ein Jahr zum Leben,
 
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