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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 7.1907/​1908

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Staatsaufträge
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Preisausschreiben / Denkmäler / Aus Akademien und Kunstschulen / Personalien / Auszeichnungen / Todesfälle / Stipendien und Stiftungen / Vereine / Literatur und Kunstblätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.52070#0137

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Heft HO.

Die Werkstatt der Kunst.

H33

Der Russische Künstler verein hat die Auf-
gabe erhalten, diese Galerie zu schaffen. Ls sollen Hoooo
Rubel zu diesem Zweck angewiesen sein.
In Preußen wird man sich mit Beschämung er-
innern, daß das Königliche Kriegsministerium seiner-
zeit die ähnliche Bestellung der Porträts sämtlicher preu-
ßischer Kriegsminister mit Uebergehung der Berliner
Künstler vereine zum größten Teil an einen Kutscher
dritten Ranges vergab. Der lieferte dann auch getreulich
die herrlichsten übermalten Photographien, die jetzt den
Festsaal des Ministeriums schmücken. — Rußland scheint
also in künstlerischer Kultur doch schon ein kleines Stück
weiter zu sein, als Preußen?
Daß das deutsche Reich diese Blamage wieder
gutmachen will, ist sehr erfreulich. Man hört mit Genug-
tuung, daß im Reichshaushaltsetat für 1908 für
die weitere Ausschmückung des Reichstagsgebäudes
und des Präsidialgebäudes mit Bildwerken und Malereien
sowie zur Beschaffung von kunstgewerblichen Gegenständen
für diese Gebäude 100ooo Mark verlangt werden.
Leider müssen wir die oben ausgesprochene Hoffnung,
daß sich die deutschen Reichsbehörden einer höheren
Kultur befleißigen werden, gleich wieder fallen lassen.
„Die Reichsschuldenverwaltung hat uns", wie
Fritz Stahl im „Berliner Tageblatt" erzählt, „mit einer
neuen Banknote beschenkt. Sie gilt )0 Mark und ist
also die Banknote des kleinen Mannes. Da hat nun die
ernste Behörde den volksfreundlichen Linfall gehabt, dieses
Mannes üble Stimmung (bei so teuren Zeiten!) ein wenig
auszuheitern, indem sie durch allerlei kitzelnde kleine Necke-
reien ihn zum Lachen bringt. Der „Künstler" bekam
den Auftrag, alle Fehler, die sich bei der Deko-
ration von Flächen begehen lassen, auf den beiden
Seiten der Note anzubringen, und hat ihn so prächtig
ausgeführt, daß die reizendste typographische Komödie ent-
standen ist, die man sich vorstellen kann.
Vorderseite. Rechts ein Postament, auf das sich eine
Dame stützt. Die Dame, die wir alle von Denkmälern und
Allegorien her kennen, und die je nach ihren Attributen
alles bedeuten kann von derGermania bis zur Pose-
ur uckelia und von der Gerechtigkeit bis zur Land-
wirtschaft. Hier trägt sie in der Rechten den Merkurstab
und eine Palme, in der Linken ein Ruder und wird des-
halb, und weil sie sich auf diese Meise nicht rühren kann,
den Verkehr bezeichnen. Auf der linken Seite ist unten
die Schrift angebracht und oben ein leerer weißer Kreis,
die beide zusammen kein Gleichgewicht gegen die Frau
bilden, weshalb, wie jeder Setzerlehrling weiß, die Seite
„fällt", das heißt: für das Auge nach rechts umkippt.
Rückseite. Lin Schild: „Zehn Mark". Unten ange-
setzt ein kleineres mit der Strafandrohung (die überflüssig
ist, da kein Fälscher, der etwas auf seine Kunst hält, dieses
kleine Monstrum, das noch dazu so wenig wert ist, nach-
machen wird). Auf dem Schild ruhen zwei Kreise. Im
linken steht )O Mark, der rechte ist leer; wodurch diesmal
die Seite nach links kippt. Zu beiden Seiten des Schildes,
mit dem Arm darauf gestützt, schweben zwei Frauen mit
traurig gesenkten Köpfen nach unten und nehmen die ganze
Bescherung mit in die Tiefe. Line spaßhafte Symboli-
sierung der sinkenden Konjunktur.
Hältst du den Schein gegen das Licht, so erscheint in
dem leeren Kreise — ein Verierscherz! — der Kopf des
Merkur. Hihi!
So jagt ein Scherz den anderen.
Und man könnte nur dann sehr bitter ernst werden,
wenn inan auf den Gedanken käme, daß die jokose Absicht
nicht bestanden hat, daß eine Reichsbehörde ohne sie
diesen Zettel hat machen lassen in einem Lande
und in einer Zeit, in denen jedes bessere Geschäft
jeden Reklamezettel und jedes Inserat von einem

Künstler als musterhaft dekorierte Fläche Her-
stellen läßt, in denen man sich in allen Einzel-
heiten bemüht, die besten Kräfte zur Hebung des
Kunsthandwerks heranzuziehen."
(Wie wir hören, ist öie Asnrrnission der
künstlerischen Sachverständigen, die der Reichs-
druckerei ständig zur Verfügung steht, nicht ge-
nügend berücksichtigt, wenn nicht gar ganz bei-
seite geschoben worden. Dieser Kommission gehören
an die Professoren: Dir. Jessen, Albert Krüger, Hans
Meyer, Koepping, Max Hasak, Franz Skarbina, Wold.
Friedrich, Or. Miethe, W. Haverkamp, Lmil Grlik; ferner
Hofkunsthändler L. G. Meder, Dr. Lehrs, Dir. des Kupfer-
stichkabinets in Dresden, Schriftsteller Heinrich Wallau in
Mainz. — Wenn sich das wirklich so verhält, würden wir
energisch dagegen protestieren! Wir haben an unseren ab-
scheulichen Germania-Briefmarken gerade genug! — V. H.)

Laukenäe AreisausschfeibeN.
summe von 2000 Mk. kann auf einstimmigen Beschluß des
Preisgerichts auch anderweitig auf höchstens drei Preise
verteilt werden. Die preisgekrönten Entwürfe gehen zur
freien Benutzung in das Eigentum der Firma Beruh. Jos.
Grund über. Ls wird beabsichtigt, den Verfertiger
des für die Ausführung bestimmten Entwurfes
mit der Ausarbeitung der Linzelzeichnungen zu
betrauen. Das Preisgericht besteht aus den Mitgliedern
des Ausschusses Alt- und Neu-Breslau, deren Mehrzahl
Architekten sind. Unterlagen gegen 3 Mk. von der Firma
Bernh. Jos. Grund in Breslau, Ring 26, zu beziehen.
Ablieferungsfrist bis zum t- März 1908.
Frankfurt a. M. Zu dem XI. Deutschen Turnfest
zu Frankfurt a. M. 1908 werden zwei Wettbewerbe
ausgeschrieben: I. für ein Straßenplakat, dessen Ent-
wurf, in entsprechender Verkleinerung, auch benutzt werden
soll für ein Signet zur Keuuzeichnung verschiedener Druck-
werke des Festausschusses und eventuell für eine Fest karte.
Bedingungen: t- Eingeladen zum Wettbewerb sind die in
Frankfurt a. M. und seinen Vororten lebenden oder von
da stammenden Künstler. 2. Das Plakat soll außer der
Aufschrift: „XI. Deutsches Turnfest zu Frankfurt a. M.,
Juli tf>08" eine farbige bildliche Darstellung enthalten, die
auf weitere Entfernung deutlich erkennbar sein und die
Bestimmung des Plakates klar zum Ausdruck bringen muß.
3. Auf einen leichtverstäudlichen, packenden Grundgedanken
ist deshalb in erster Linie Wert zu legen und jede Häufung
von Gedanken und Motiven zu vermeiden. H. Der Entwurf
ist in der Ausführungsgröße des Plakates, nämlich 95 cm
auf 70 cm Bildgröße vorzulegen. Photographische Ver-
kleinerungen auf ff? und hffo (linear) sind beizufügen. 5. Die
Ausführung in Steindruck soll möglichst wenige, höchsten-
falls fünf Farbenplatten und eine Konturplatte erfordern.
6. Für Teilnehmer an dem Wettbewerb, die bei ihrem
Entwurf das Bild der Festbauten verwenden wollen, sind
Abdrücke desselben vom Ausschuß kostenfrei zu beziehen.
7. Die Entwürfe müssen ohne Namensunterschrift oder
sonstiges Kennzeichen, nur mit einem Kennwort versehen
und begleitet von einem dasselbe Kennwort tragenden
verschlossenen Briefumschlag, der den Namen und die
Wohnung des Einsenders enthält, bis 20. Januar 1908,
abends ? Uhr, ar: Herrn Eugen Grumbach, Feldberg-
straße -19, gelangen. Später eingereichte Entwürfe können
am Wettbewerb nicht teilnehmen. 8. Es kommen drei
Preise von 1000, 600 und 300 Mk. zur Verteilung, nach
deren Auszahlung die preisgekrönten Arbeiten mit allen
Rechten, namentlich mit dem Rechte der Vervielfältigung
in das Eigentum des unterzeichneten Ausschusses übergehen.
Derselbe ist nicht verpflichtet, eine der preisgekrönten Arbeiten
zur Ausführung zu bringen. Tritt dieser Fall jedoch ein,
so verpflichtet sich der Verfasser, die lithographische Aus-
führung seines Entwurfes künstlerisch zu überwachen, ohne
 
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