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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 7.1907/​1908

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Rège, Eug. v.: Winke für Ausstellungskommissionen
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Warnung
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Ausstellungen / Preisausschreiben
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https://doi.org/10.11588/diglit.52070#0291

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heft 2H

Die Werkstatt der Kunst.

287

daß ein Ausstellungspalast einem großen Käfig gleichen
muß, in dem jeder Vogel seine eigene Melodie zwitschert,
so daß der Kunstfreund schon auf halbem Wege das Be-
dürfnis empfindet, seine überanstrengten Augen in der
Restauration ausznruhen.
Das Sehen allein macht nicht so müde wie die Er-
mittelung der Distanz, in welcher der Maler das Bild be-
trachtet wissen will. Im allgemeinen richtet sich diese
Entfernung nach dein Diagonaldurchmesser des Bildes,
den sie p/^mal beträgt.
Wenn nnn Bilder von verschiedener Größe neben-
einander hängen, so müßte ein gewissenhafter Beschauer
einen Zickzackkurs beschreiben und dabei würde er, rückwärts
gehend, manchmal dein lieben Zeitgenossen auf die Hühner-
augen treten.
Es kommt noch ein anderes Hindernis für den vollen
Kunstgenuß dazu: Kurzsichtige Künstler malen anders als
weitsichtige. Darum wird das Bild von solchen Beschauern
am besten verstanden, welche gleich scharfe oder schwache
Augen haben wie der Künstler.
Als Kurzsichtiger bin ich für grob gemalte Bilder ein
dankbares Publikum, wenn ich den Punkt gefunden habe,
von dein aus der Maler sein Bild betrachtet wissen will,
verschwinden für mein Auge die Farbenklexe und ich sehe
nur noch die Form. Für mich ist die vorgeschriebene Ent-
fernung zugleich „Illusionsdistanz" — und das Kunstwerk
soll doch eine Illusion erzeugen, eine Art Betrug, — das
verkäufliche Bild um so mehr, als es eine „Vorspiegelung
falscher Tatsachen in gewinnbringender Absicht" ist!
Stünde ein Scharfsichtiger an meiner Stelle, so würde
er diese Illusion nicht haben können.
Theoretisch würde sich hieraus folgendes als Abhilfe
ergeben:
Bilder von annähernd gleicher Distanzlinie sind
nebeneinander zu hängen, damit der Beschauer keinen Zick-
zackkurs zu beschreiben hat. Da, um das Nähertreten zu
verhüten, Schnüre oder Barrieren nicht gut angebracht
werden können, weil sie die Passage hindern, so würde es
sich empfehlen, sei es im Katalog, sei es hinter den Nummern
auf den Bildern, die vom Künstler gewünschte Besichtigungs-
entfernung in Metern anzubringen — immerhin eine Er-
leichterung für den Kunstfreund und vor allein für den
Kauflustigen. Auch für die Plazierung des gekauften
Bildes in seiner Wohnung wird ihm diese Notiz von
wert sein.
Ein ferneres Ideal würde es sein, wenn die grob
und flott gemalten Bilder im „Salon für Kurzsichtige" und
die durchgeführten im „Salon für Scharf- und Weitsichtige"
vereint würden. Der letztere Salon hätte die größere
Vcrkaufswahrscheinlichkeit, denn das kaufkräftige Alter ist
das reifere Alter und das ist gewöhnlich weitsichtig!
Lux. v. Re^e, Maler.
Mahnung.
wir warnen die Künstler, sich mit einein Herrn Earl
Söll in München, zuletzt Albrechtstr. 32 II wohnhaft, in
Geschäftsverbindungen einzulassen. Söll vermittelt angeb-
lich die Verwertung von Plakaten usw. Gewisse Umstände
lassen uns vermuten, daß er sich unreelle Manipulationen
gegen die Künstler zuschulden kommen läßt. Er reagiert
auch auf keinerlei Briefe und Mahnungen.
Falls es sich herausstellt, daß schon viele Künstler
geschädigt worden sind, so würden wir sein Gebühren aus-
führlicher besprechen. O.W. O. X.

Eröffnete Ausstellungen.
Stuttgart. (Im Württemberg. Kunstverein)
neu ausgestellt: Gemälde von Rob. weise Iö), K. Schick-
Hardt (9), Alf. Schmidt (P, F. Mutzenbecher (9); Große
Sammlung Gemälde, plastische Arbeiten, Zeichnungen, Ra-
dierungen, Lithographien von Melchior von Hugo.

Stuttgart. (Im Württemberg. Kunstverein)
neu ausgestellt: Gemälde von A. Andersen-Lundby (0),
Th. Bühler, L. Correggio, K. Eckerler (3), R. Epp, E.
heinisch, p. Neppel, I. Runge (2), w. Schwär (2), I.
willroider (3), Ludw. willroidcr (3), A. Fischer-Gurig (2),
A. Steinbrecht (2), L. Feudel (2), L. Kropp (ß), F. w.
Wagner; Pastell von F. Bleicher; Aquarelle von M. Erd-
mann, G. Gottfried, Müller-Landeck, L. Seifert, F. Stolten-
berg, R. völcker; Radierungen von G. F. Probst usw.
Stuttgart. (Im Württemberg. Kunstverein)
neu ausgestellt: Gemälde von G. v. Hoven kJ), L. Feiger!
(2), h. Käfter (2), S. Schmidt-Lschke (3), F. Wagner, M.
v. Baczko, h. Hopfner (3), F. v. Düring (3), L. Dieck-
mann (2), h. weigelt (2), L. Arp (Sammlung), w. De-
gode (3), h. Maß (2), M. Spuler (3); Originallithographien
von A. winnecke (5), h. Maß (2); Bronzen von Paul
Leib-Küchler (2); G. Muth (2) usw.
Stuttgart. (Jin Württemberg. Kunstverein)
wurden verkauft die Oelgemälde: „Fallender Reif" von
Werner Gundblad; „Junge Katzen" von Inl. Adam;
„Zirkuselefanten im Stall" von I. Kerschensteiner; „Mond-
schein" von Keller-Reutlingen; „Am Kattegat" von I.
Runge; die Aquarelle: „Mädchenporträt" von B. hillgren;
„Aus Landshut" von h. Bräuhäuser; die Bronze „Ama-
zone" von Rud. Stocker und zwei Radierungen von Bruno
Goldschmitt.
Weimar. (Großherzogliches Museum.) Neu
ausgestellt Werke von Prof. Josef Koppay, Prof, herin.
Behmer, Theodore Spirer-Simson, Meisterwerke der wiener
Spitzenindustrie.
Weimar. (Großherzogliches Museum.) Neu
ausgestellt: Gemälde und Zeichnungen von Georg Tappert-
Worxswede.
Wiesbaden. (Galerie Banger, Luisenstraße 9.)
Im Februar neu ausgestellt: Werke von M. Blasberg,
Wilhelm Doms, h. Funke, L. Jokisch, August Lüdecke, L.
v. Saucken, Hugo Rlbrich, Haris völcker; große Sammlung
von Griginalholzschnitten (ea. 200 Nummern).
Wien. In der Aquarellausstellung wurden nach-
stehende Werke angekauft: Hans wilt, „Klosterneuburg
im Winter"; Fritz Pontini, „Hof des wallensteinhauses in
Eger", „Ein Stück Mittelalter aus Eger"; Hans am Ende,
„Exlibris Or. Noltenius" und „Exlibris Magda am Ende";
AugustSteininger, „Porträt"; LudwigMichalek, „Karpathen-
dorf", „Dorfstraße im Winter", „Nächtlicher Rnndgang",
„Knezatunnel mit Viadukt", „Zum 50jährigen Doktor-
jubiläum des Hofrats Dr. weinlechner", „Jin Strandkorb"
und „Pappelallee"; Josef Köpf, „Holländerin am Fenster";
Tomislav Krizmann, „Ansicht von Serajevo" und „Trav-
nik, Bosnien"; Thomas Leitner, „Hagelwolken"; Ernst
Grauer, „Am Hof in Wien", „Kirche in perchtoldsdorf"
nnd „Hauptportal der Stephanskirche"; Karl Schuster, „Beim
Ribislstrauch"; Josef Jungwirth, „Eggen"; Ludwig h.
Fischer, „Motiv aus Volosca"; Eduard Zetsche, „Bauern-
hof in Schwarzensee" und „Kirche von Imbach"; Thomas
Leitner, „Feldweg"; Hugo Lharlemont, „Bauernhaus mit
Söller"; Othmar Ruzizka, „Studie"; Therese Schachner,
„Forsthaus in Dittersdorf"; Ed. Kasparides, „Rax und
Schneeberg"; M. Suppantschitsch, „Gasse in Dürnstein".
Würzburg. (Kunstverein.) Im Jahre t9O7 wurden
zur Ausstellung gebracht: tooo Gelgemälde, Aquarelle, Zeich-
nungen usw. aus dem süddeutschen Turnus. Außerdem
395 Arbeiten, ebenfalls Oelgemälde, Aquarelle, Radie-
rungen usw. Kollektivausstellungen fanden acht statt. Die
Verkäufe beliefen sich auf 2832 Mk. (Das entspricht un-
gefähr nur einem Prozent der Wertsumme der ausgestellt
gewesenen Kunstwerke! Ein klägliches Resultat, das
sicher hinter den Einnahmen für Entree usw. und hinter
den Kosten der Ausstellungen weit zurückblieb. — Red.)
Würzburg, 27. Januar. Die neue Ausstellung im
Kunstverein umfaßt Werke von E. Bolze (2), E. Doelter
(3), E. Schaltegger <I), Graf v. Bülow-Dennewitz (P, F.
 
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