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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 7.1907/​1908

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Kainzbauer, Ludwig: Zur Reform des Kunstlebens, [2]
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Der geschäftliche Verkehr mit Künstler, [1]
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Die Künstler-Baugenossenschaft München
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https://doi.org/10.11588/diglit.52070#0051

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Heft

Die Werkstatt der Kunst.

geschickt genug sind, den betreffenden Paragraphen zu finden,
nach dem der perr Kritikus bestraft wird.*) Werden die
Gesetze oft so schön gedreht, um Unwürdigeres zu schützen,
warum soll die Kunst nicht geschützt werden? Lin weiteres
Mittel gegen die Kritik wäre, soviel als möglich den Zei-
tungen mit Berichtigungen zu kommen, das dürfte dieselben
doch veranlassen, den Kunstreferenten in die richtigen Wege
zu weisen. Ferner könnte auch auf gütlichem Wege etwas
geschehen, um die arrogante, selbstgefällige Kritik, welche
nur geschrieben wird, um sich als Kunstreferent so günstig
als möglich zu zeigen, einzudämmen.
Die künstlerischen Körperschaften könnten Beschwerden
und Ersuchen an die Redaktionen senden, privat oder öffent-
lich, und den betreffenden Zeitungen zeigen, wie ein an-
ständiger Bericht in der Geffentlichkeit gehalten sein muß.
Eine weitere Schädigung der Künstler ist die Uneinig-
keit in den Künstlervereinen, die fortwährenden Spaltungen,
welche allerdings in früherer Zeit durch ein Cliquenwesen
entstanden sind, das freiere Regungen nicht aufkommen
lassen wollte. Diese gespalteten Vereine machen sich gegen-
seitig nur unnötige Konkurrenz. Durch die Teilung werden
nur die Verwaltungs- und alle anderen Kosten erhöht, was
ja schließlich der einzelne fühlen muß. In Paris hat man
das schon erkannt. Die beiden großen Künstlervereine
Zocietä nationale ckes deaux arts und Lociete ckes
artistes krangais stellen im gleichen Palast aus und es
sind die Eintrittskarten von einer Ausstellung auch in die
andere gültig.
In unserer Zeit, wo der Kampf ums Dasein immer
ärger werden muß, weil der Lebensunterhalt durch den
Bevölkerungszuwachs immer teurer wird, — wo das Be-
dürfnis nach unserer Kunst noch sehr im Rückstände ist,
wo sich alles mit Armgewalt in den Vordergrund des Geld-
erwerbes drängt, soll sich da der Künstler nicht mit Leibes-
kräften wehren, sein Dasein auf jene pöhe zu stellen, die
seiner würdig ist?
Es mag in diesen Zeilen manches zu verbessern und
es mag manches schon im Sinne dieses Aufsatzes geschehen
sein, so soll dieser ein weiterer Ansporn sein. Für die
Verzagten, für die geschäftlich nicht versierten Kunstgenossen
aber soll dieser Artikel die Wege zeigen, welche noch be-
gangen werden können. Man möge mir dieses Wegweisen
nicht Übelnehmen, es kann noch jeder gehen, wie er will.
Oer geschäftliche Verkehr mit Künstlern.
Man schilt so oft die Künstler schlechte und bummelige
Geschäftsleute. Was man ihnen selbst aber, und zwar von
angeblich geschäftskundiger Seite, immer und wieder bietet,
übersteigt alle Begriffe! Wir drucken hier eine besonders
bewegliche Klage ab, die wir um Dutzende vermehren
könnten:
Der Kunftverein für K. hatte in diesem Jahre
seine erste Ausstellung. Ich schicke drei kleine Gemälde.
Am August erhalte ich der: Bescheid, die Bilder seien
abgewiesen. Selbigen Tags noch schreibe ich an den
Spediteur W. v. D. in K., die Bilder sind an den Kunft-
verein in D. zu senden. Diesen benachrichtige ich natürlich.
Es vergehen ; H Tage, nochmal Tage, der Kunst-
verein in D. rührt sich nicht. Ich schreibe hin: Sind
meine Bilder ausgestellt? Antwort: Die Bilder sind über-
haupt noch nicht da.
Ich schreibe siugs eine Postkarte mit Antwort an
den Spediteur in K.: Sind meine Bilder abgeschickt oder
was ist? Der perr schweigt sich konstant aus. Nach
t4: Tagen schreibe ich an den Kunstverein K.: wo sind
meine Bilder? (Da der Spediteur nicht Antwort gibt.) Bis
heute Schweigen.
2. Der Kunstverein in M. stellt vom ^5. Juli bis
ts. August eine Kollektion Zeichnungen von mir aus. Die
Kollektion soll am x. September in D. ausgestellt werden.

§7

In der zweiten Augustwoche lasse ich einen Bries mit ein-
liegender Karte an den Kunstverein in M. gehen: Bitte
meine Kollektion weiter zu schicken und mir mitzuteilen,
wann dies geschieht. Schweigen. Ende der dritten August-
woche ersuche ich den Kunstverein nochmals um Mitteilung,
ob weitergeschickt. Langes Schweigen. Endlich am
H. September kommt eine Karte, die Kollektion sei am
28. August an die ausgegebene Adresse abgesandt. Die
Sendung trifft selbstverständlich zu spät in D. ein; der
Kunsthändler verweigert die Annahme und gibt die
Geschichte aus Lager. Der Spediteur fordert s,;o Mk.
von mir, eher würde er die Sache nicht weiter schicken.
Muß also zahlen. Ich schreibe an den Kunstverein in
M., er hätte die Sache verbummelt, ich wäre nicht Millionär,
um so unverschuldete Frachten zu tragen und bitte um die
5,toMk. Schweigen länger denn ; H Tage. Dazwischen
habe ich mir den Frachtbrief schicken lassen und sehe, die
Kollektion ist erst am so. August zum Versand gekommen.
Schön. Ich schreibe dann einen eingeschriebenen Bries
nach M. und bemerke dies. Sage außerdem, daß ich die
Kollektion — da die Ausstellung in D. nur Tage dauerte
— gleich weiter hätte gehen lassen können, da früher anders-
wo Ausstellung festgesetzt; und bitte nochmals um Fracht-
vergütung. Bis heute Schweigen. Außerdem kann's
Jahre dauern, ehe ich in D. wieder eine Ausstellung be-
komme.
S. Vor einem Vierteljahr so etwa schreibe ich an den
Kunsthändler B. F. in B., ob er eine Kollektion Gemälde
von mir ausstellen will und gebe einen Termin an. Vier
Wochen Schweigen. Dann bitte ich, mir doch Antwort
zu geben und er könnte die Kollektion auch zu einem
anderen Termin haben, den ich ihm nenne. Vier Wochen
Schweigen. Nun schreibe ich höflich, aber sehr bestimmt
um Antwort. Da der perr Anfang des Jahres Litho-
graphien von mir in Kommission genommen hat, frage ich
zugleich mit, ob er damit Erfolg gehabt hat. Bis heute
Schweiger: und das war bald wieder vor vier Wochen.
Was soll man nun mit diesen Leuten machen? Die
drei Bilder sind weg, eine Ausstellung ist futsch und außer-
dem bin ich an ohnedies knappen Pfennigen ärmer ge-
worden und die endlose Schreiberei macht mich auch nicht
gerade selig!!
Oie Kunsller-Oaugenossenscbaft
Mimcken.
Zu unserem gleichlautenden Aussatz in Nr. 2 sind
uns viele Zuschriften zugegangen, die beweisen, daß den
Künstlern eine sachliche Aufklärung sehr willkommen und
dringend erwünscht ist. Der plan ist gut und kann viel
Gutes stiften, wenn die Künstler, was durchaus nötig
ist, sich über das Wesen des Unternehmens klar werden
und selbst die Initiative zur Bildung der Genossenschaft
ergreifen. Jetzt schon Anzahlungen zu leisten, wäre ver-
früht, denn erst muß die Genossenschaft, die für diese Gelder
hastet, existieren.
Es muß noch einmal hervorgehoben werden, daß es
dringend notwendig ist, nunmehr ohne Zeitverlust zur
Gründung der genrcinnntzigcn Baugenossenschaft
zu schreiten! Es muß in überlegter weise gehandelt
werden, bevor die ganze Sache etwa in die pände des
interessierten Unternehnrertuins gerät!
Wir haben mehrere Fachleute gebeten, sich in der
„Werkstatt der Kunst" über den plan, unter strengster
Pervorkehrung desgemein nützigenStandpunktes,
zu äußern. Es würde uns freuen, wenn unsere Bitte er-
füllt und wir in die Lage gesetzt würden, die Künstler in
diesem wichtigen Unternehmen sachgemäß zu beraten.
peute wollen wir nur noch einmal kurz den Vorteil
des Mietens gegenüber dem Kaufen der Pauschen hervor-
heben. Es wurde betont, daß Künstlern das freie Schalten
 
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