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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 7.1907/​1908

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Goethe und die Aesthetik der Zukunft, [1]
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Aus Galerien und Museen / Aus Akademien und Kunstschulen / Preisausschreiben / Personalien / Todesfälle / Vereine / Kunsthandel und Versteigerungen / Urheberrecht / Vermischtes
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https://doi.org/10.11588/diglit.52070#0502

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Die Werkstatt der Kunst.

heft 36.

498

Straße geht, eine Blume im Garten, ein Krautkopf auf
dem Acker, ein Stück Brot, ein paar Worte, eine Folge von
Klängen, von Körperbewegungen eines Mannes, einer Frau,
ein Klumpen Erde, ein Brocken Gesteins, ein paar Rötel-
striche: diese Materien selbst oder Abbilder davon, sie alle
kann es benutzen, um sich seine Erscheinungsform für unsere
Sinne zu organisieren und die „vollkommenere Sichtbarkeit"
des Alls aufzutun, „das Unfaßbare, wobei uns das Herz
erschauert", wie Vinzenz van Gogh einmal schreibt, das
wir „Kunst" nennen. Die „vollkommenere Sichtbarkeit"
vermögen wir selbst unserem verstände erkennbar zu machen,
indem wir bei längerem Verweilen in der Anschauung
eines solchen „Kunstwerkes" ursprünglicher Art, einer solchen
direkten Materialisation des „Erlebnisses der Allbewußt-
werdung" Zug um Zug aussondern und nie damit fertig
werden. Selbst eine Bleizeichnung Rembrandts, die nur
aus einer zählbaren Anzahl von Strichen besteht, enthält
so viele Züge überraschender Sichtbarwerdung geheimnis-
voller Dinge, daß sie uns schließlich als ein „Unendliches",
als ein Wesen, eine Welt von unerforschlichem Reichtum,
von unergründlicher Fülle dasteht. Und so geht es uns
mit kleinen Gedichten Goethes, mit Häusern, ganzen Dörfern
und ganzen Städten; nicht anders aber auch ergeht es dem,
der das innere Auge für die „vollkommenere Sichtbarkeit"
hat (dem „Künstler" im ursprünglichen Sinne) mit irgend-
einem Stück Materie, einem Fetzen Rinde, einer Partikel
Gewebes, einem Dünnschliff von Gestein oder Knochen oder
Muskelfaser, mit dein mikroskopischen Rundbild eines Bröck-
leins Kot, eines Fliegenbeins, eines Bienenauges, eines
Schmetterlingsstügels oder was es auch immer sei. Ohne
Zweifel: dies „innere Organ", dem diese „vollkommenere
Sichtbarkeit" aufgeht, ist ein Organ, das unendlich viel mehr
„Sinne" zur Verfügung hat, als unsere Popular-Psychologie
ahnt, „unbekannte Sinne", wie Goethe sagt, von denen
manche derart fein mögen, daß man sie mit der „Radio-
aktivität" und ähnlichen Prozessen in parallele setzen könnte.
Die Aesthetik der Zukunft, deutlicher: die zukünftige wissen-
schaftliche Aesthetik wird darüber Aufklärung zu schaffen
haben. Fest steht: es gibt nichts, schlechthin nichts in der
ganzen Erscheinungswclt, das vom „allbewußten Bewegungs-
phantom", vom ästhetisch-mystischen Prinzip nicht zum Zellen-
aufbau seiner Erscheinungsform organisatorisch verwertet
werden könnte. Oder individuell gesprochen: es gibt nichts,
schlechthin nichts, was der „Künstler" nicht als „Vollkommen-
heit" empfinden könnte, was der Maler nicht als „Voll-
kommenheit" sehen könnte, d. h. verwandelt in eine ätherische
höhcr-Organisation, umhüllt von der „Aura", bekrönt mit
der Strahlenkrone der kosmischen Notwendigkeit, Einheit
Und Ewigkeit. (Schluß folgt.)

Aus Galerien uncl Museen.

teils schon Bilder gestiftet, teils zugesagt: Johann Brockhoff,
Prof. Bernhard Buttersack-Heimhausen, Karl Buchka-Ltzen-
hausen, Felix Bürgers-Dachau, Dickert st (von der Schwester
des Verstorbenen gestiftet), R. Laspar-Dachau, Eonadam-
Dachau, Prof. Ludwig Dill-Karlsruhe, E. O. Engel-Dachau,
Lharles Felber-Dachau, Georg Flad-Dachau, Walter Gcffcken-
München, Heinrich Gräfe-Königsberg, Prof. Rob. v. Haug-
Stuttgart, h. v. Hayek-Dachau, Karl Hennig-Dachau, Prof.
Adolf hölzcl-Stuttgart. Prof. Johann D. Holz-München,
Prof. Keller-Reutlingen-Bruck, Eugen Kirchner-München,
Prof. Hugo König st (von: Bruder des Verstorbenen), Alex.
Liebmann-Dachau, herm. Linde-Etzenhausen, Ehr. Morgen-
stern (von Sohn Prof. Morgenstern-Breslau), Hans Mü'ller-
Dachau-Dachau, Nörr st (von der Witwe des Verstorbenen),
August Pfaltz-Dachau, Max Pitzner-München, Karl Rein-
hold-Dachau, Prof. Schramm-Zittau-München, Prof. Ehr.
Speyer-Stuttgart, Prof. Otto Strützel-München, Hermann
Stockmann-Dachau, AdolfThomann-Zürich-München, Eharles
Vetter-München, Frl. L. Walther-Dachau, Prof. V. Weiß-

haupt st (von der Witwe), Frau Fanny v. Geiger-Weiß-
haupt-Karlsruhe, Prof. Heinrich v. Zügel.
Sonneberg. Ein Spielwarenmuseum, das eine
Ueberficht der Entwicklung der Spielwarenerzeugung bis in
die Neuzeit enthält, wurde hier eröffnet.
St. Moritz. (Das Segantini-Mufeum in St.
Moritz.) Am 28. September, dem Jahrestage des Todes
Segantinis, wird in St. Moritz ein Museum in Gestalt
eines Mausoleums eingeweiht werden, das in der Säulen-
halle das Denkmal enthalten wird, das dem großen Maler
von Biftolfi gewidmet und schon für den Friedhof von
Maloja bestimmt ist. Außer den drei großen Gemälde::
„Tod", „Leben" und „Zwei Mütter" wird das Museum
auch eine Reihe bedeutender Zeichnungen und Studien des
Künstlers enthalten, ferner alle photographischen Repro-
duktionen seiner Werke und eine Bibliothek, in der alle
bereits vorhandenen Veröffentlichungen über Segantini
vereinigt werden sollen. Auch die bekannte Bronzebüste
Segantinis von Troubetzkoi wird in dem Museum zur
Aufstellung gelangen, das nach den Motiven einer archi-
tektonischen Zeichnung Segantinis erbaut werden soll.

Aus Akademien unct Kunslsckulen.
Berlin. Die Malerin Hildegard Lehnert begibt
sich Ende Juli mit Schülerinnen nach Loccum (Hannover)
und später in die Lüneburger Heide. Nähere Aus-
kunft: Berlin ^V. 35, Magdeburger Platz 4.
München. Die Malsch u le von Margarethe Stall-
München wird für die Sommermonate nach Sterzing in
Tirol verlegt. Näheres bis Ende Juni: München, The-
resienstraße (20, Gartenhaus.
Laufende Preisausschreiben.

Termin
zur Ein-
lieferung
Gegen ft and
Ort der Ein-
lieferung
'S
(5. Juni
Griechen-Kaiscr-Denkmal
Athen
(5. Juni
Wandplatten
Meißen
3l
(5. Juni
Reklameplakat
Berlin
53
l-Juli
Wettersches Stipendium
Düsseldorf
O
(.Juli
Möbel (Ludwigs-Stiftung)
-Nürnberg
22
(.Juli
A. Wetter-Stiftung
Düsseldorf
22
2. Juli
Ausstellungsplakat
Zürich
50
25.Juli
Das Tiermotiv im modernen Schmuck
Leipzig
DD
l-Sep.
Photographische Aufnahmen
Magdeburg
20
(.Sep.
Fürst Leopold-Denkmal
Sigmaringen
54
(.Sex.
Künstlermodellierbogen
Leipzig
35
(5. Sex.
Reformationsdenkmal
Genf
29
(.Okt.
Voftheater
Stuttgart
28
(.Okt.
Medaille
Prag
ö(
(5. Okt.
Ausstellungsplakat
Halle a. S.
54
(6. Gkt.
Raußendorff-Preis
Berlin
22
(6. Okt.
Rohrsches Stipendium für Architekten
Berlin
22
20.-2?.
Vktober
Illustriertes Kinderbuch
Berlin
r?
2. Nov.
Künstlerinnen
Berlin
30
(.Maio«)
Technischen Hochschule
Berlin
50
 
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