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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 7.1907/​1908

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Katsch, Hermann: Eine Künstler-G.m.b.H., [1]
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Aus Galerien und Museen / Aus Akademien und Kunstschulen / Kunstgewerbe / Personalien / Auszeichnungen / Todesfälle / Stipendien und Stiftungen / Vereine / Kunsthandlung und Versteigerung / Vermischtes / Literatur und Kunstblätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.52070#0026

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22

Die Werkstatt der Kunst.

Heft 2.

einzelnen Kunststädten lebenden Kollegen zu Lokalverbänden
begründet. Jedenfalls war die Petition wegen des Schutzes des
geistigen Eigentums und die Begründung einer Witwen- und
Waisenkasse ein wirtschaftlicher Akt. Auf der ein Jahr später
abgehaltenen Versammlung in Stuttgart wurde dann die
erste allgemeine deutsche Kunstausstellung beschlossen, die
im nächsten Jahre in München stattfand und eigentlich dein
Gros der Deutschen zum ersten Male die Existenz einer deut-
schen zeitgenössischen Kunst zum Bewußtsein brachte. Dieses
gemeinschaftlich mit Unterstützung des Königs Ludwig
durchgeführte Unternehmen brachte den ersten Taler in die
Kasse der deutschen Künstlergenoffenschaft. Auf der nächsten
Versammlung wurde der Wunsch nach einer National-
galerie zeitgenössischer Werke deutscher Kunst zum ersten
Male geäußert, 20 Jahre später wurde sie erbaut. In
dieser selben Zeit, in welcher nach den zeitgenössischen Be-
richten ein ideales Streben nach Einheit die Köpfe der
Deutschen erfüllt und durch phantastische Träumereien ein
ganzes Volk für das praktische untüchtig gemacht haben
soll, wurde allen Ernstes die Frage erwogen, ob man bei
Ausstellungen bedeutenderer Kunstwerke nicht eine Tan-
tieme gewähren sollte. Auf diese praktische Idee kam man
kurz darauf ((862) zurück, aber niemals später mehr.
Unter dem Eindruck dieser Bewegungen in der deut-
schen Künstlergenossenschaft und ihrer laut geäußerten
Wünsche vermachte der Konsul Wagner seine Galerie zur
Begründung einer Nationalgalerie dein König Wilhelm
und wurde in Köln das Wallraff-Richartz-Museum gestiftet.
Pier wurde auch (86 ( die Versammlung von Künstlern
abgehalten, der zuerst ein preußischer Minister, von Beth-
mann-pollweg, beiwohnte. Er überbrachte die Mitteilung,
daß der König für die Aussteller goldene Medaillen ge-
stiftet habe. (862 wurde noch einmal eine sehr ernste
wirtschaftliche Frage beraten, die geplante Witwen- und
Waisenkasse sollte unter dein Namen einer Albrecht Dürer-
Stiftung als allgemeine Unterstützungskasse für in Not
geratene Künstler und deren pinterbliebene ausgebaut, durch
jährliche geringe Abgaben aller Mitglieder und eine am
Mojährigen Geburtstage Dürers, 2t- Mai MN, Z" ver-
anstaltende Sammlung in ganz Deutschland reich ausge-
stattet werden. Diese großartig geplante Sache endete damit,
daß der Bestand von H5O(,<(9 Mk. im Mai (875 dem
Lokalverband Kassel übergeben wurde, der die Summe be-
haglich mit den Städten Leipzig, Breslau, Darinstadt und
Braunschweig teilte. Indemnität dafür erhielten die Ver-
eine erst (878 nach langen Verhandlungen. In den Akten
dieses Fonds befindet sich eine Schenkungsurkunde der Stadt
Salzburg vom Jahre (863 über 550 Gulden ö. w., die
der Albrecht Dürer-Stiftung im Jahre (872 ausgezahlt
werden sollten; sie wurden nie reklamiert und liegen noch
heute in Salzburg. Gelegentlich des Festes, welches der
Zentral-Dombauverein zur Feier der Vollendung des Nord-
giebels in Köln gab, war die deutsche Kunstgenossenschaft
geladen, so hoch war ihr Ansehen schon gestiegen. Ihr
rühriges Verhalten hatte die Aufmerksamkeit sogar der
Regierungen auf sich gelenkt und der König Wilhelm, der
so gerne als Soldatenkönig bezeichnet wird, machte den
Künstlern bei dieser Gelegenheit ein großes Geschenk: er
bestimmte, daß von der von ihm genehmigten Dombau-
lotterie zu jeder Ziehung für 30 000 Taler Kunstwerke
deutscher Künstler gekauft werden sollten. Das war wohl
der letzte wirtschaftliche Erfolg der A. d. K.-G., und auch
der wurde durch die Geschicklichkeit illusorisch, mit welcher
der Dombauverein die zum Ankauf bestimmte Summe erst
herabzusetzen und schließlich ganz in Wegfall zu bringen
verstand. Die durch den Tod des Konsuls Wagner not-
wendig gewordene Schaffung einer Nationalgaleric, den
Wunsch des ganzen Deutschlands nahm nun Preußen in
die pand, und ebenso mußte sich der Kanzler des Nord-
deutschen Bundes der Frage des Schutzes des geistigen
Eigentums annehmen. Die politische Einheit machte die
A. d. K.-G. überflüssig, die Lokalvereine wuchsen heran, sie
begannen ihre Interessen zu wahren durch Ausstellungen nsw..
ja das große München drohte einmal aus der Allgemeinen

Genossenschaft auszutreten, weil ihm das vorteilhaft er-
schien. Dann splitterten die Secessionen und Secessiönchen
ab, und dann wurde wieder (897 ein Debereinkommen
geschaffen, welches alle Glieder der deutschen Künstlerschaft
umfassen konnte, mit Ausnahme des jetzt in der Zeit des
Genossenschaftswesens begründeten deutschen Künstler-
bundes. (Schluß folgt.)

Aus Galerien unä Museen.
im Louvre mutwilligerweise beschädigt und arg zugerichtet
hat, wurde hier durchgeführt und endete mit einer Verur-
teilung der Angeklagten zu sechs Monaten Gefängnis und
(00 Franken Geldstrafe. Sie erklärte vor Gericht, „sie be-
dauere ihre Tat, da das beschädigte Bild sehr wertvoll sei,
und hauptsächlich, weil sie gehört habe, sein Schöpfer
hätte, wie sie, im Elend gelebt". Pervorzuheben ist, daß
der Sachverständige im Prozesse den angestifteten Schaden
in künstlerischer Pinsicht für unersetzlich — in materieller
mit 5000 Franken bewertete.
Stuttgart. Zu der Besetzung des Postens eines
ständigen Galerieinspektors der Königlichen Gemälde-
galerie ergreift nun auch Prof. Konrad v. Lange, der die
Stelle ßsiz Jahre lang provisorisch verwaltet hat, im „Schwäb.
Merkur" das Wort zu einer längeren Beweisführung, die
in folgenden Sätzen gipfelt: Lin Galerieinspektor muß nicht
nur Kunsthistoriker, sondern sogar Kunsthistoriker mit ganz
besonderer Neigung zur Bilderkennerschaft sein. Den Schluß,
daß, weil sechs Jahre die Galerie durch einen Kunsthistoriker
verwaltet worden sei, nun zur Abwechselung einmal ein
Maler an die Reihe kommen müsse, bezeichnet perr von
Lange mit Recht als lächerlich. Es ist Tatsache, daß alle
Galerien Deutschlands seit dem Uebergang der Verwaltung
an Kunsthistoriker einen außerordentlichen Aufschwung ge-
nommen haben.
Aus Akademien unä Kunstschulen.
Vertin. Geh. Reg.-Rat Or. inZ. Muthesius wird
im Laufe des Wintersemesters an der Pandelshochschule,
Spandauer Straße (, Saal ((7, Vorträge über „Entwick-
lung und Probleme des modernen Kunstgewerbcs" halten,
die jeweils Montags, abends von 6—7 Uhr, stattsinden.
pörer zahlen (0 Mk. für den ganzen Kursus.
Berlin. Aus dein Lehrkörper der Technischen
Pochschule zu Berlin ist der Kunsthistoriker Prof. Vr.
Galland ausgeschieden, der viele Jahre (seit (888/89) der
Abteilung für Architektur als Privatdozent angehört hat.
Galland ist jetzt Lehrer für Kunstgeschichte an der akade-
mischen Pochschule für die bildenden Künste.
Berlin. Die Mal- und Zeich eilschule Müller-
Schoenefeld bringt zur Kenntnis, daß am (. Oktober neben
dem schon bestehenden Schüleratelier in Lharlottenburg,
Schillerstraße 3, ein neues Schüleratelier in der Nähe
des Lützowplatzes, Dörnbergstraße 7, eröffnet wurde, in
dem nach Art der staatlichen und verschiedener Münchener
Privatschulen während des ganzen Tages nach leben-
dem Mo d ell gearbeitet w erden kann. — Der Skizz ier-
Abendakt in'Dörnbergstraße 7 ist auch für diejenigen ge-
öffnet, die der Schule nicht angehören, und zwar, wie üblich,
gegen eine Entrichtung von 50 Pfg. pro Abend. Die Teil-
nahme an diesem Kursus ist jeden: Künstler und jeder
Künstlerin nach erstmalig erfolgter Anmeldung gestattet,
ohne Verpflichtung irgendwelcher Regelmäßigkeit des Be-
suches. — während in dem älteren Atelier in Eharlotten-
burg bisher nur nach Porträt gearbeitet wurde, werden
in den: neuen Atelier nur Aktftudien betrieben.
Berlin. (Akademische Schule für Malerei, Bll,
Lützowstraße 85, Leiter Dialer Walter Auchors.) Am 3. Ok-
tober hat das 7. Schuljahr begonnen (Porträtzeichuen und
-malen, lebensgroßer Akt, Stilleben usw.). — Der Skizzier-
 
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