Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 7.1907/​1908

DOI Artikel:
Kainzbauer, Ludwig: Jury, [1]
DOI Artikel:
Kunstwissenschaft und Denkmalspflege / Aus Akademien und Kunstschulen / Personalien / Auszeichnungen / Todesfälle / Stipendien und Stiftungen / Vereine / Gerichtssaal / Kunsthandel und Versteigerungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52070#0082

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
78

Die Werkstatt der Kunst.

Pest 6.

Idealisten usw. Zum Schlüsse könnten dann die Werke
ausgestellt werden, die man sonst zurückgewiesen hätte, also
Juni: Unabhängige (Independente) oder Amateure. Weiters
könnten diese Abteilungen auch nach der Art der Ausführung
gemacht werden, z. B. März: Gelgemälde und Plastik;
April: Pastelle, Aquarelle; Mai: Schwarzkunst; Juni:
Kunstgewerbe usw.
Mit diesen Methoden wäre die Rückweisung aus
Platzmangel gar nicht mehr notwendig, alles hätte schön
Platz. Das Publikum könnte die Ausstellungen gemütlich
genießen und braucht nicht zu ermüden; ich glaube selbst,
die Rauflust müßte dadurch gesteigert werden, weil sich
das Publikum leichter orientieren und sich die einzelnen
Werke besser merken kann.
Die Ausstellungskosten würden nicht erheblich erhöht
werden, das Personal bliebe das gleiche, der Raum bliebe
der gleiche, es würden also nur die Umhängearbeiten und
die Kataloge durch die Teilung etwas teurer zu stehen
kommen.
Wenn nun diese Methode, welche mit einem Schlage
die Rückweisungen, diese ungerechte Gual so vieler Künstler,
aufheben würde, nicht überall möglich sein sollte, so erlaube
ich mir noch eine zweite Art, die Unannehmlichkeit des
Platzmangels für die Künstler, die ja nichts dafür können,
zu erleichtern und gerecht vorzugehen, vorzuschlagen. Man
lasse für den Einzelnen sein eigenes Schicksal entscheiden,
man lose die nicht unterzubringenden Werke aus. Wenn
z. B. 5000 Werke angemeldet werden und nur Z000 Platz
haben, so bezeichne man jede Anmeldung mit einer Nummer,
event. könnte sich der Künstler selber die Nummer wählen.
Auf der Anmeldung könnte eine Rubrik angebracht werden,
z. B. „Gewünschte Auslosungsnummer im Falle eintretenden
Platzmangels". Der Einsender schreibt also seine Nummer,
die er wünscht, ein, z. B. Nr. (2 528 oder Nr. H usw.
Wenn nun die Anmeldungen alle eingetroffen sind, so
werden die Nummern, die auf den Anmeldungen stehen,
auf kleine Zettel geschrieben und einfach aus einem Gesäß
(Urne) die platzfindende Anzahl Nummern gezogen, was
sehr einfach ist und schnell geht.
Die zooo ausgelosten Kunstwerke kommen dann vor
die Jury.
Diese Auslosung kann auch, da die Größe der Kunst-
werke Einfluß auf den Platz hat, teilweise vorgenommen
werden. Jeder Aussteller gibt im Anmeldungsformulare
die Größe feines Werkes an. Da in der Regel die
plastischen Kunstwerke leicht untergebracht werden können,
so haben wir es nur mit Gemälden usw. zu tun. Der Platz
für die Gelgemälde ist z. B. auf 668 <qm beschränkt. Nun sind
aber 20 Anmeldungen vorhanden mit H <qm, 60 mit 3 <qm,
(00 mit 2 (qm, 200 mit ( <qm, 300 mit 1/2 <qm, 500 mit
sti <qm, so sind das zusammen 835 <qm außer Rahmengröße,
so können nur 80chg von den Bildern Platz finden, also
sind 20O/0 wegen Platzmangel zurückzusenden. So werden
also von den 20 eingereichten Bildern mit H <qm Größe
200/0, also 5, ausgelost, von den ( cqm 2cck/g, also von den
(00 — 20 Stück, von den '/^<qm Platz beanspruchenden 500
200/0— (00 Stück ausgelost, die anderen ebenso.
Nach der Wahrscheinlichkeitsberechnung hat der Künstler
bei 3c)0/g aufzunehmender Bilder stz Wahrscheinlichkeit, aus-
genommen zu werden. (Schluß folgt.)

Mensckatl uncl Denkmalspflege.
Berlin. Das preußische Unterrichtsministerium
hat dein kunsthistorischen Kongreß in Darmstadt einen Ent-
wurf zur Förderung der deutschen Kunstwissen-
schaft vorgelegt, in dem u. a. verordnet wird, daß an-
gehenden Oberlehrern und Gberlehrerinnen die Möglichkeit
geboten werde, sich in einer Fachprüfung die Lehrbefähi-
gung für Kunstwissenschaft zu erwerben. Daß dieser
Unterrichtsgegenstand auch in dem der allgemeinen Bildung
gewidmeten Teile der Prüfung der Oberlehrer und -lehre-
rinnen angemessen berücksichtigt werden solle; daß ferner

kunstwissenschaftliche Fortbildungskurse für Gberlehrer und
-lehrerinnen eingerichtet werden und daß auch bei allen
Fortbildungseinrichtungen auf die Förderung kunstwissen-
schaftlichen Verständnisses durch geeignete Kurse besonderer-
Wert zu legen sei.
Aus Galerien uncl Museen.
Berlin. Wie das „B. T." mitteilt, sind die Geheim-
räte Bode und Messel vom Kaiser empfangen worden.
Der Audienz wohnten die Minister v. Rheinbaben und
Or. Polle sowie Geheimrat Lucanus bei. Gegenstand
dieser Konferenz waren die Museumsfragen. Die ge-
planten Erweiterungsbauten der Berliner Museen wurden
wiederum besprochen; ein definitiver Beschluß ist noch
nicht gefaßt worden. Das Material, das in der Kon-
ferenz behandelt wurde, wird aber einer Vorlage unter-
gelegt werden, die dem kommenden Landtag unter-
breitet werden soll.
London. Die berühmte Ashburton-Sammlung
in pamshire soll von einer Gruppe bekannter Kunsthändler
in der Bondstreet aufgekauft worden fein. Man befürchtet,
daß Teile der wertvollen Sammlung (wie die Sammlung
kann) nach den Vereinigten Staaten gehen könnten. Das
wertvollste Bild der Sammlung ist ein „Eorreggio", der
eine Gruppe heiliger Persönlichkeiten zeigt. Das Bild wird
von Sachverständigen als der wertvollste „Eorreggio" in
England bezeichnet. Die Ashburton-Sammlung enthält
ferner fünf Rembrandts. Es find dies: „Porträt eines
alten Mannes", um etwa (635 gemalt; ein vorzügliches
Selbstporträt aus der Sammlung des perzogs von Valen-
tinois, um etwa (65y gemalt, „Porträt eines Mannes mit
Scherpe", (633 gemalt; „Porträt eines älteren Mannes",
irrtümlicherweise Kornelius Iansenius genannt, von späterer
pand mit der Aufschrift „Rembrandt (66(" versehen, aber
in Wirklichkeit (6H2 gemalt, und endlich „Der Schreiblehrer
Lieben van Loppenol", gemalt um (658. Von Rubens
befindet sich in der Sammlung eine „Löwenjagd". Unter
den Figuren des Bildes soll sich das Porträt des Meisters-
selbst befinden. Eine „Pirschjagd" wird Velasquez zuge-
schrieben und ist ziemlich beschädigt. Unter den Gemälden
befinden sich ferner Meisterwerke von Murillo, Aelbert, Euyx,
pobbema, Terburg, Netsu u. a. — (Inzwischen ist die
Sammlung tatsächlich an verschiedene Amerikaner ver-
kauft worden. Red.)
London. Das Schicksal der berühmten Ashburton-
Sammlung in London hat sich nunmehr erfüllt. Wie
man bereits vorausfehen mußte, kommt der größte Teil
der herrlichen Kollektion nach Amerika. Der Preis, der
von mehreren großen Kunsthändlern aufgebracht worden
ist, soll ( 200 000, nach anderen Berichten sogar 2 000 000 Mk.
betragen. Wie aus New-Pork gemeldet wird, sind acht der
schönsten Rembrandts bereits von Amerikanern erworben,
darunter zwei zum Preise von je 800 000 Mk. Außerdem
werden u. a. den Weg über das Meer machen: die wunder-
volle Landschaft pobbemas aus der Sammlung, die einen
Preis von 600 000 Mk. erzielt hat, ein sehr schöner Murillo
und eine prächtige Iagdszene von Luyp.
München. (Die Neuordnung in der Neuen
Pinakothek.) Bekanntlich reichte der Platz in der Neuen
Pinakothek nicht mehr für die vom pof und Staat ange-
kauften Gemälde moderner Meister; es wurden deshalb im
Laufe der letzten Wochen umfangreiche Umhängungen und
Aussonderungen vorgenommen. Weitaus der größte Teil
der ausgesonderten Gemälde wird zur Gründung einer
Filialgalerie moderner Meister in Würzburg verwendet und
voraussichtlich mit dem Wagnerschen Institut und der Filial-
galerie alter Meister, die sich schon in Würzburg befindet,
zu einer Galerie verschmolzen werden. — An Stelle der
ausgesonderten Bilder haben folgende Gemälde
neu Aufstellung gefunden: Karl Albrecht, „Alte Kirche
in Segeberg"; Fritz Baer, „perbstabend"; Karl Becker,
„Artillerie" ;Becker-Gnndahl, „Elternglück";Iacques Blanche,
„Damenbildnis"; Wilhelm Busch, „Künstlerporträt"; Giu-
 
Annotationen