Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 7.1907/​1908

DOI Artikel:
Ergötzliches zu dem Kapitel "Zeitungskritik"
DOI Heft:
Der Bund deutscher Architekten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52070#0040

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
36

Die Werkstatt der Kunst.

Heft 3.

Zwecke ihres Blattes kund zu tun und die Einladung zur
Subskription, unter Vorhalten aller damit verbundenen
Vorteile um so eindringlicher zu gestalten. (Solch ein Fall
ist auch der vorliegende.)
Nun meine Geschichte. Eine ausstellende Person (es
sei absichtlich vermieden, zu sagen, ob weiblich oder männ-
lich) hat so Exemplare subskribiert und bezahlt. 50 Exem-
plare — du lieber Gott! was wird da stehen über das
(übrigens) ganz bedeutungslose ausgestellte Werk? Denn
leider waren's nicht mehr, oder nicht viel mehr, wenn ich
recht unterrichtet bin. Das Blatt erscheint. Triefend vor
Nässe, noch warm und weich vom Druck wird es der: Sub-
skribenten übersendet. (Ihr verbergt es vergebens, o
Subskribenten, daß ihr alle samt und sonders ungeduldig
seiner geharrt habt!) vier der Artikel über viele, viele
Seiten. Unsere Person mit den 50 Exemplaren sucht fieber-
haft — und sucht — und kann sich nicht finden. Muß
all das Lob über die anderen durchgehen, verschlucken, davon
beinah ersticken — und findet sich nicht. Also vergessen.
Groß ist die Erbitterung und tief die berechtigte Ent-
rüstung. Natürlich reklamiert man. Der „Redakteur", nach
langem Suchen gefunden, ist verzweifelt und untröstlich.
Er will das Geld zurückerstatten. Und jetzt kommt der
Llou. Das Geld wird refüsiert. Unsere ausstellende Person
erbietet sich, den Beweis dafür zu erbringen, daß ihr durch
Nichterscheinen des erwarteten Lobes soundsoviel Auf-
träge und materielle Unterstützung seitens ihrer
begüterten Verwandten, hauptsächlich Schwester und
Schwager, entgangen sind, deren sie sich erfreuen hätte
dürfen, hätte sie das gedruckte Lob, zu dem man in Paris,
weiß Gott, so schwer kommt, nach allen Windrichtungen
versenden können! Der Redakteur macht sich in seiner
Verzweiflung um sein Renommee und die gute Kundschaft
erbötig, einen Nachtrag in einer neuen Auflage zu drucken.
„Das glaubt ja doch kein Mensch!" schleudert ihm
unsere Person zurück, „daß über diesen Schund ein separater
Nachtrag geschrieben wird! Und es braucht meinen Leuten
ja bloß eine der Griginalnummern zu Gesicht zu kommen,
dann bin ich auf die Knochen blamiert! Nein — es wird
geklagt, und zwar auf — (folgt eine ziemlich hohe Summe),
deren Entgang ich mich gerichtlich nachzuweisen erbötig
mache!" —
Ich weiß nicht, ob's zum Prozeß kommen wird. Viel-
leicht einigen sie sich. Aber ich kann mir leicht vorstellen,
daß ein Gericht den Redakteur des Blattes für sachfällig
erklärt. Die Geschichte ist außerordentlich amüsant und
lehrreich, wie hoch bei Menschen, und hauptsächlich solchen,
die des Künstlers Umgebung bilden, zumeist noch die
Autorität des gedruckten Wortes über Kunst im wert und
Ansehen steht, wie gedrucktes Lob, sei dessen Provenienz
noch fo dunkel und zweifelhaft, Leute dazu veranlaßt, etwas
„für den Künstler zu tun", sei es in Auftrags- oder anderer
Form, wie solche Leute durch ein paar alberne Zeilen,
deren Schreiber ein Dummkopf oder geriebener Kaufmann
sein kann, oft dazu veranlaßt werden, wozu gute Studien,
ehrliche Arbeit, Fleiß und oft erlittene Entbehrungen des
Künstlers sie nicht veranlassen konnten — das wird durch
meine kleine Geschichte klar und offen dargetan. Ich kann
es gestehen, so sehr es meinen und den persönlichen Emp-
findungen vieler über Kunstkritik contro ooeur gehen mag,
daß mancher, und auch die hier in Frage kommende Person,
das Wohl und wehe ihrer nächsten Existenz von einer guten
Kritik abhängig gemacht zu sehen gezwungen ist, ich
kann es nachfühlen und begreifen, wenn sie sich der Lächer-
lichkeit aussetzt, zu klagen, öffentlich darzutun, daß ihre
Schwester ihr für den Fall Unterstützung zugesagt hat, wenn
„mar: gut über sie schreibt", daß ihr der und der einen
Auftrag zugesichert, „bis inan etwas liest" usw. usw., und
daß sie dein Mann öffentlich auf die schmutzigen Finger
klopfen will, der sie um all das gebracht hat. Sie hat sich
eine „Kritik" gekauft, um dadurch Gewinst zu erzielen. Der
gekaufte Artikel, die Kritik, ist nicht geliefert worden, daher
Verdienstentgang, der (angeblich) nachzuweisen ist. Man
kaust eine Bahnfahrkarte, um abzureisen. Der Zug geht

nicht ab, man kann nicht fort, daher Verdienstentgang, der
nachzuweisen ist. Das ist ein seitens der Bahnverwaltung
nicht eingehaltener Kaufsvertrag, und das Gericht wird die
Bahnverwaltung verurteilen müssen. Dieselbe Geschichte.
Ich wünsche unserer ausstellenden Person den besten Erfolg,
wenn's zur Klage kommt, und vielleicht heißt es nicht um-
sonst „<^u'il z: a ckes bons ju^es cm Krance".
was alles in unmittelbarer Anknüpfung an dieses
Geschichtchen über „Kunst-Zeitungskritik" gesagt werden
könnte und müßte — dazu fehlt es hier an Raum. Aber
ich glaube, vieles ließe sich noch sagen, vieles über „Kunst-
kritik" und noch mehr über ihre Wirkungen.
Oer kunci äeulscker Architekten.
Versammlung am 22. und 23. September.
Die erste Arbeitssitzung wurde durch den Vorsitzenden
Herrn Königl. Baurat Prof. Haupt-Hannover mit einer
Begrüßungsansprache eröffnet und dann der Jahresbericht
bekannt gegeben. Zurzeit bestehen ^8 Ortsgruppen des
Bundes mit 380 Mitgliedern. Im letzten Jahre haben sich
in Dresden, Karlsruhe, München und Elberfeld-Barmen
neue Ortsgruppen gebildet. Außerdem schweben zurzeit
Verhandlungen mit bestehenden Architektenvereinigungen
einiger größerer Städte, die dem Bunde noch beitreten
wollen. Zur Beschaffung einer Bundeszeitung wurde ein
vorbereitender Ausschuß, bestehend aus den Herren Geh.
Hofrat Prof. Gurlitt-Dresden, Baurat Eelbo-Weimar und
Prof. Schumacher-Dresden gewählt. Auf eine Eingabe an
das Justizministerium, in der gebeten war, bei einer be-
absichtigten Aenderung der Gebührenordnung für gericht-
liche Sachverständige auch den Bund bei der Beratung über
den für seine Mitglieder so wichtigen Gegenstand zu hören,
war dem Bunde die Angabe der Gründe für eine Revision
anheimgegeben worden. Die Ortsgruppe Köln wurde mit
der Ausarbeitung dieser Begründung beauftragt. An den
Reichskanzler soll eine Eingabe gerichtet werden, in der




üqlMk!!- unlj Ikmpkl'afAs'böN
kür keine Lünstlernrdeiten, kür
Ltuäien u. äekorntive 2^veeke.
HyeLratttäten.' 38i
^lisbini-llelfgi'bkn
unä
Preislisten unk ^Vunseli kosten- unä xortokrei.

ü. Lelimlnclie L 6o.
llüsselüoi'f-lksfenbei'g.
pudrik keinst präparierter
MMk-oelMen,

cij D
 
Annotationen